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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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hübsche Dörfer, abgelegene Weiler, Gasthöfe, Wanderhütten, ab und an eine alte Mühle. Rössle sprach der Landschaft mehr Reiz zu als den touristisch erschlossenen Schwarzwaldregionen.
    Sechselberg selbst war ein kleines Dorf am Rand einer langgezogenen Hochfläche. Drei Hände voll Häuser, eine kleine, schmucke Kirche, etwas abgelegen im Wald eine überraschend große Schule. Am Ende des Ortes, dort wo die Straße in Serpentinen den Abhang hinunterführte, ein grandioser Ausblick über eine weite Hügellandschaft mit kleinen Siedlungen, Obstbaumfeldern, Ackerflächen.
    »Halt, das ist falsch«, erklärte Rössle, als sie ins Tal hinunter steuerten. »Wir müssen oben bleiben. Irgendwie in diese Richtung.« Er deutete nach Norden.
    Neundorf wendete, fuhr in den Ort zurück, dann nach links, eine schmale, holprige Straße entlang.
    »Langsam jetzt, ich muss überlegen.«
    Das schmale Asphaltband führte nahe am Abhang entlang, tangierte dann eine winzige Siedlung.
Rottmannsberg
verkündete das Straßenschild.
    »Weiter.«
    Sie kamen durch eine waldreiche Schlucht, passierten eine große Wassermühle, fuhren auf der anderen Seite wieder den Berg hoch.
    »Hier irgendwo.«
    Neundorf merkte an Rössles suchenden Augen, dass ihm die Orientierung schwer fiel. »Soll ich die Leute fragen? Die Story von den geschmuggelten Zigaretten kennt hier wohl jeder.«
    Rössle schüttelte den Kopf. »Der Ort ist falsch. Weiter.«
    Einige Kilometer entfernt kannte er sich plötzlich wieder aus.
Vorderwestermurr
stand auf dem Straßenschild. Sie stellten fest, dass sie ein gutes Stück im Kreis gefahren waren. Die Häuser der Siedlung reihten sich talwärts auf. Unterhalb, in einer schmalen Schlucht, lagen zwei große Wassermühlen.
    Rössle sah die Hütte sofort. Sie lag im Schatten, keine fünfzehn Meter vom Waldrand entfernt.
    »Wir sind da«, sagte er, betrachtete das Gebäude und seine Umgebung.
    Die Landschaft wirkte idyllisch, wie aus einem Urlaubskatalog. Dichter Wald, ein leise gurgelnder Bach, mittendrin die alten Gebäude einer Mühle. Neundorf nahm das Foto von der Ablage, verglich es mit der Hütte, die Rössle ihr gezeigt hatte. Er bemerkte ihren enttäuschten Gesichtsausdruck sofort.
    »Sie ist es nicht, wie?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Die Unterschiede waren nicht zu übersehen. Das Gebäude auf dem Foto wurde von einem mächtigen Steinsockel getragen, der aus gleichmäßig rechteckig geformten Sandsteinblöcken bestand. Die Hütte hier dagegen stand auf ungeschliffenen groben Quadern, ihre Holzlatten waren zudem deutlich von Wind und Wetter zerfressen.
    »Sollen wir es trotzdem versuchen?«
    Sie zuckte resignierend mit der Schulter, stieg aus dem Auto. Gemeinsam gingen sie auf das alte Bauwerk zu. Der Blick durch die Ritzen zwischen den Latten zeigte schon von weitem, dass es leer stand. Nicht einmal Heu oder Stroh waren darin gelagert.
    »Das war es dann wohl«, schimpfte Neundorf.
    Sie hatte schon an den Erfolg geglaubt: Stecher in der Hütte. Ende der nervenzermürbenden Hetzjagd. Schluss mit der Angst, den jungen Mörder spurlos verloren zu haben. Es wäre zu schön gewesen.
    Rössle zu fragen, ob er sich mit dem Gebäude täuschte, schien ihr überflüssig. Sie kannte sein ungewöhnliches Gedächtnis zu gut, um es in Frage stellen zu dürfen. Der Kollege war ehrlich genug, sich zu äußern, falls er sich geirrt hatte.
    »Es ist meine Hütte«, erklärte er, wie zur Bestätigung ihrer Gedanken, »ich bin mir absolut sicher. In ihr hatten sie die Zigaretten versteckt.«
    Sie nickte mit dem Kopf, seufzte resigniert. »Ich bitte die Journalisten um Mitarbeit. Sie sollen das Foto veröffentlichen. Vielleicht erkennt jemand das Ding.«
    Ihr Handy läutete in dem Moment, als sie wieder im Auto Platz genommen hatten.
    »Bogner vom LKA. Frau Neundorf, wir haben gerade eine wichtige Mitteilung für Sie erhalten.«
    »Nämlich?«
    »Eine Information der französischen Polizei über Interpol. Es geht um einen Mord an einem jungen Deutschen.«
    »Aus Frankreich?«, fragte Neundorf verblüfft. Sie wusste nicht, wo sie die Mitteilung einordnen sollte.
    »Benjamin Bartle heißt der Mann. Er wurde heute Morgen ermordet. Ziemlich brutal. Erschossen und sein Schädel zertrümmert, wie es hier heißt. In der Nähe von Carcassonne.«
    »Den Mann kenne ich nicht. Was hat das mit mir zu tun? Ich bin gerade in einem wichtigen Einsatz.« Sie hatte sich von der Enttäuschung mit der Hütte noch nicht erholt.
    »Das tut mir leid«,

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