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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Braig. »Ich kenne den Fall noch zu wenig, vielleicht wisst ihr mehr.«
    Neundorf nahm die Kaffeekanne aus der Halterung, schenkte ihre Tasse halbvoll. »Die Verbindung gibt es«, sagte sie, schlürfte vorsichtig von der dampfenden Flüssigkeit.
    Braig wartete auf ihre Antwort. Neundorf blies vorsichtig in ihre Tasse, trank dann einen kleinen Schluck.
    »Er ging dort zeitweise zur Schule«, erklärte sie, »seine Mutter wohnte mehrere Jahre in der Stadt, wie ich in den Akten gelesen habe.«
    »Dann müsste es dort einige Leute geben, die er noch kennt, oder?« Braig drückte sich an seinen Kollegen vorbei, schenkte sich einen Kaffee aus. »Ehemalige Nachbarn, Lehrer, Mitschüler. Vielleicht hat er noch ein heißes Eisen im Feuer und versteckt sich jetzt dort? Habt ihr die alle schon überprüft?«
    Neundorf trank von ihrem Kaffee, lachte schroff. »Du bist gut. Kannst du uns sagen, wann?«
    »Gut, dann wissen wir, was wir als Nächstes zu tun haben. Wir benötigen die Adressen all jener Leute, mit denen er in Backnang bekannt war. Wenn wir Glück haben, stoßen wir doch noch auf den Kerl.«
    Bernhard Söhnle schwenkte ein Blatt in der Luft, deutete mit einem Kugelschreiber auf einen Namen. »Heslach hat Vorrang«, meinte er, »Adolf Kühnle, ein ehemaliger Vermieter Stechers. Wo der junge Mann zur Tatzeit mit seiner Mutter wohnte. Wir haben schon mehrfach versucht, ihn zu erreichen. Fehlanzeige. Nach Aussagen seines Nachbarn kommt er heute Nachmittag von einem Verwandtenbesuch zurück, seine Frau ist in einer Reha-Klinik. Wir sollten uns schleunigst um den Typ kümmern.«
    »Ihr«, erklärte Neundorf.
    »Du bist verhindert?«
    Sie nickte, trank den Rest ihres Kaffees. »Frankreich. In zwei Stunden geht mein Zug. Morgen früh bin ich in Carcassonne. Die Kollegen dort sind informiert. Vielleicht liegen bis dahin die ballistischen Ergebnisse vor und wir wissen genau, dass wir es mit Stecher zu tun haben.«

15. Kapitel
    Adolf Kühnle war gerade dabei, seinen Mercedes-Kombi im Heslacher Elsterweg zu entladen, als Braig und Söhnle bei ihm eintrafen. Der Mann war um die sechzig, trug abgeschabte, braune Cord-Jeans und ein rot-weiß gemustertes Hemd. Sein spärlicher Haarwuchs konnte die Glatze an mehreren Stellen nur notdürftig verdecken.
    »Stecher«, dozierte Kühnle mit kräftiger Stimme, nachdem sie sich vorgestellt hatten, »ist der geborene Verbrecher.«
    »Sie haben noch Kontakt zu ihm und seiner Mutter?«
    Der Mann donnerte die Kiste voller Holzscheite, die er aus dem Kombi gezerrt hatte, auf den Boden. Mehrere Holzstücke flogen auf den Asphalt. »Kontakt? Für was halten Sie mich?« Sein Gesicht überzog sich mit Röte. Zornfalten standen auf seiner Stirn.
    »Wann haben Sie Stecher zum letzten Mal gesehen?«
    »Persönlich? Oder in der Zeitung?«
    »Persönlich, natürlich.«
    »Das kann ich Ihnen auf den Tag genau sagen.« Kühnle bückte sich, sammelte das Holz ein. Sein Kopf war dunkelrot angelaufen, als er sich wieder aufrichtete. »Vor drei Jahren. Am 14. Mai.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, lobte ihn Söhnle.
    »Überhaupt nicht«, konterte der Mann. »Aber diesen Tag vergisst bei uns niemand, in der gesamten Umgebung nicht.« Er zeigte auf die Nachbarhäuser links und rechts der Straße, klopfte dann mit der Faust auf seine breite Brust. »Was habe ich mir Vorwürfe anhören müssen, weil ich diesem Verbrecher eine Wohnung vermietet habe. Die ganze Straße zeigte mit dem Finger auf mich und meine Frau. Aber am 14. Mai, als er endlich verhaftet wurde, atmeten alle auf. Hätte nicht viel gefehlt und die ganze Umgebung hätte gefeiert. Aber aus Rücksicht auf die Mutter ...« Kühnle nahm die Kiste wieder auf, schleppte sie in die offene Garage, setzte sie dort an der Wand ab.
    »Arme Frau, kann einem leid tun. Die war anständig, meinte es gut. Sie arbeitete im Katharinenhospital, mal Frühschicht, dann wieder spät, oft auch die Nacht durch, wenn es sein musste. Obwohl sie versuchte, auf den Kerl Rücksicht zu nehmen, möglichst oft da zu sein. Sie war fleißig, sehr fleißig sogar, wurde von allen gelobt. Unser Nachbar arbeitete in ihrer Abteilung«, er zeigte auf eines der gegenüberliegenden Häuser, »der Geschlossenen, bei den ganz harten Fällen, sie wissen schon, kein Zugang von wegen Ansteckung und so. Der hat nur gute Worte für die Frau. An ihr lag es nicht, ganz bestimmt nicht. Die hat alles getan, den Kerl im Zaum zu halten. Aber sie war zu schwach, schaffte es nicht. Da fehlte die

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