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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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bei sich hat.«
    »O ha. Daher weht der Wind.« Rössle setzte seine Brille ab, hauchte die Gläser an, putzte sie mit einem Tuch. Sein Blick wirkte angestrengt. »Fahndung?«
    »Läuft.«
    »Tut mir leid. Im Moment bin i von Sindelfinge. Mir fällt nichts ein.«
    »Dann habe ich noch was. Hier.« Sie hielt ihm das Foto vor die Nase, beobachtete ihn, wie er es eingehend studierte. »Sagt dir die Hütte etwas?«
    Rössle holte sich ein Vergrößerungsglas, betrachtete das Bild in allen Einzelheiten. »Wo soll das sein?«
    »Ich weiß nicht. Das Foto fand ich bei Wierandt. Zusammen mit einem Schlüssel.«
    »Kein Hinweis?«
    »Nichts.«
    Rössle schüttelte den Kopf. »Davon gibt es Tausende.«
    »Ich weiß. War nur ein Versuch.«
    Neundorf bat ihn, bei ihr anzurufen, wenn er sich doch noch an einen Zusammenhang erinnern würde, ging wieder in ihr Büro. Sie hatte es gerade betreten, als das Telefon läutete.
    »Philipp Wierandt«, erklärte Rössle, »die Sache mit dem Zigarettenberg mitten in der Pampa.«
    »Wie bitte?«
    »Komm noch mal runter. Und bring das Foto mit.«
    Sie ließ alles liegen, nahm das Bild. Drei Minuten später stand sie um Luft ringend wieder in seinem Büro.
    »Vor zehn Jahren etwa«, erklärte Rössle, studierte das Foto mit der Lupe.
    »Oh, vor meiner Zeit. Ich bin jetzt neun Jahre im Amt.«
    »Es war irgendwann kurz nach der Wende, erinnere ich mich. Zusammenbruch des Ostblocks und so. Schmuggelware aus Osteuropa, alles war voll davon. Wir erwarteten einen ganzen Lastwagen. Steuerfreie Packungen, für Russland gedacht, illegal wieder zurückgebracht. Deine Kollegen stellten das halbe Ländle auf den Kopf. Bis sie, ich weiß nicht mehr wieso, war es Zufall oder ein Tipp, auf die Hütte am Waldrand stießen.«
    »Und?«
    »Dort waren die Zigaretten gebunkert. Mehrere hunderttausend Mark wert.«
    »Was hat das mit Wierandt zu tun?«
    »Die Hütte stand leer, wurde seit Jahren nicht mehr benutzt. Hütte ist ein falscher Begriff, es handelte sich um ein stabiles, auf Steinfundamenten errichtetes Gebäude. So etwa wie das hier.« Er deutete auf das Foto. »Es gehörte einer alten, alleinstehenden Bäuerin, die sich so gut wie nie um das Ding kümmerte. Wie die Schmuggler darauf kamen, blieb ungeklärt. Deine Kollegen fanden nur heraus, dass ein gewisser Philipp Wierandt als junger Bursche bei einem der Nachbarn der Bäuerin gearbeitet hatte. Ziemlich weit entfernt von der Sache. Es war ihm auch nie etwas nachzuweisen. Wie gesagt, nur ein vager Verdacht.«
    »Du weißt, wo die Hütte liegt?«
    »Alle Idiote von Sindelfinge und derer gibt es viele, du bisch aber hartnäckig heut.«
    »Das heißt: Ja.«
    »Das heißt: Nein.« Rössle schwieg, brummte irgendetwas vor sich hin, das unmöglich zu verstehen war. »Alles kann ich wirklich nicht wissen.«
    »Ungefähr. In welcher Gegend war das?«
    Keine Antwort.
    Neundorf blieb ebenfalls ruhig, wartete, ob ihrem Gesprächspartner noch Erinnerungen kamen.
    »Oh, natürlich!« Plötzlich sprudelte er los. »Ich weiß, wo die Hütte liegt. Sogar ganz genau.«
    »Wo?«
    »Zufall, wirklich. Vor zwei Jahren vielleicht oder auch drei waren wir mit den Fahrrädern unterwegs. Auf einmal standen wir in dem Kaff. Da fiel mir das mit der Hütte ein und wir fuhren extra den Weg runter ins Tal. Ich wollte sie meiner Uli zeigen.«
    Neundorf kannte Rössles jüngste Tochter, weil sie ihn schon mehrfach zu Hause besucht hatte. Es war eine schlanke blonde Schönheit knapp unter Zwanzig, schien direkt dem schwedischen Feenreich entsprungen.
    »Und wo war das?«, fragte sie geduldig.
    »Im Schwäbischen Wald. Irgendwo über Murrhardt. Wie der Ort selbst heißt, weiß ich nicht auswendig. Aber ich könnte es dir auf der Karte zeigen.«
    »Nur auf der Karte? Oder auch in der Realität?«
    Rössle begriff sofort, was ihre Frage bedeutete. »Oh, ihr Deifel von Sindelfinge, weisch du, wie viel Arbeit auf mich wartet?«
    Neundorf konterte ohne Zögern. »Laufende Ermittlungen zu unterstützen ist deine vordringliche Aufgabe. Wann können wir?«
    Keine zehn Minuten später waren sie unterwegs.

13. Kapitel
    Sechselberg heißt der Ort«, war es Rössle noch im Landeskriminalamt eingefallen, »in der Nähe liegt die Hütte.«
    Der Schwäbische Wald überraschte sie mit einer Urlaubslandschaft wie aus dem Bilderbuch: Bis zu den Spitzen bewaldete Kuppen, sanfte Hügel mit Wiesen, dazwischen schmale Bachläufe, die sich glucksend durch die grünen Täler wanden. Alle paar Kilometer

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