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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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erklärte der Kollege, »der Tod des jungen Mannes dürfte Sie aber dennoch interessieren. Nämlich im Zusammenhang mit der Fahndung nach dem flüchtigen Andreas Stecher.«
    »Stecher?« Neundorf wurde hellhörig. »Wieso? Was gibt es da für einen Zusammenhang?«
    Bogner holte tief Luft. »Dieser Benjamin Bartle, der heute Morgen ermordet wurde, war die Person, die Stecher des Mordes an einem jungen Mädchen beschuldigt hatte. Vor allem auf seine Anwürfe hin wurde Stecher verurteilt.«
    »Wie bitte?« Neundorf schrie so laut, dass Rössle erschrocken herumfuhr und sie erstaunt betrachtete. »Ist das der Junge, der angeblich mit Stecher am Tatort war?«
    Bogner bestätigte ihre Frage. »Genau der. Er wurde heute Morgen erschossen, anschließend sein Schädel zertrümmert, heißt es hier.«
    »Nein!« Neundorf begriff auf der Stelle, was das nur bedeuten konnte: Fortsetzung des Albtraums in anderen Gefilden. Erst der Mord an dem Makler in Backnang, jetzt dasselbe Verbrechen einige hundert Kilometer weiter im Süden. Beides wenige Tage, nachdem Andreas Stecher der Ausbruch aus dem Gefängnis gelungen war. »Ich komme so schnell es geht«, rief sie ins Handy, »sorgen Sie bitte dafür, dass alle Informationen in meinem Büro liegen.«
    Sie startete den Motor, fuhr los.
    Bogner war noch nicht zu Ende mit seiner Mitteilung. »Was Sie noch interessieren dürfte, Frau Neundorf: Zeugen sahen in der Nähe des Tatortes einen jungen Mann um die Zwanzig mit ...«, er hustete, machte eine Pause.
    Neundorf hatte den kleinen Ort erreicht, von dem aus sie ins Tal eingefahren waren, sah einen breiten Traktor samt Anhänger vor sich, der fast die gesamte Breite der Straße einnahm. Langsam zockelte sie hinter dem sperrigen Ackergefährt her. »Mit was?«, fragte sie ungeduldig.
    »Mit blonden Haaren«, fuhr Bogner fort, »ich denke, das dürfte Sie interessieren, wie?«
    Neundorf trommelte wild aufs Steuerrad.

14. Kapitel
    Wer ist dazu fähig?«, fragte Steffen Braig. Sie saßen dichtgedrängt in Neundorfs Büro, die Kopien der Interpol-Mitteilung in Händen, sahen sich ratlos an.
    Der junge Mann, Benjamin Bartle, war aus nächster Nähe erschossen, anschließend sein Gesicht mit einem harten Gegenstand zertrümmert worden. Obwohl die Qualität der gefaxten Bilder sehr zu wünschen übrig ließ, offenbarten sie die ganze Brutalität des Verbrechens. Nase und Wangen des Opfers waren vollkommen entstellt. Die französischen Kollegen hatten die Leiche aus allen Richtungen fotografiert, meist im Abstand von etwa einem Meter, sodass der komplette Körper zu sehen war. Nur zwei Aufnahmen zeigten den Toten aus nächster Nähe, eine das Gesicht, die andere den oberen Teil des Schädels von der Seite.
    Braig sah unwillkürlich eine Szene vor sich, wo er als kleiner Junge vor der gläsernen Theke eines Metzgers stand und voller Grauen verfolgen musste, wie der grobschlächtige, mit einer blutverschmierten Schürze bekleidete Mann mit einem speziellen Beil Fleischstücke zertrümmerte. Irgendwann in jener Zeit war in ihm der Wunsch entstanden, sich in Zukunft ohne Wurst und Fleisch zu ernähren. Und jetzt saß er hier im Büro seiner Kollegin und starrte auf Bilder, die das grauenvolle Geschehen nicht an Tieren, sondern an einem Menschen dokumentierten.
    »Wer macht so etwas?«, fragte er noch mal, schaute sich hilfesuchend um.
    Ratlosigkeit sprach aus allen Gesichtern.
    »Wie alt war er?« Söhnle deutete auf den Toten.
    »18«, antwortete Neundorf, »seit zwei Wochen.«
    Braig schüttelte den Kopf. Was war das für eine Welt, in der ein 18-jähriger keine Chance mehr hatte, sich auf fünf oder sechs Jahrzehnte seines Lebens zu freuen? Abgeschlachtet wie ein Zuchtschwein? Er fragte sich – wieder einmal – ob er nicht doch den falschen Weg gewählt hatte. Ob er nicht noch aus- und in einen anderen Beruf umsteigen sollte, solange es vom Alter her noch möglich war.
    Neundorf riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. »Lasst euch nicht fertig machen, Leute. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, so schwer es fällt. Alles andere bringt uns nicht weiter.«
    Sie schwieg einen Moment, zeigte auf die Kopien. »Die Handschrift ist unverkennbar. Zuerst erschossen, dann der sinnlos brutale Gewaltakt. Der junge Blonde. Alles passt. Fehlt nur noch der Befund über die Kugel, damit wir völlig sicher gehen können, dass es sich um denselben Täter wie in Backnang handelt. Stecher.« Sie schaute ins Leere, atmete tief durch.
    Beck polierte die Gläser

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