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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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fortzusetzen. Gab es keine Möglichkeit, ihn endgültig hinter Gitter zu bringen?

16. Kapitel
    Katrin Neundorf stand am oberen Ende des Weinbergs, zwei Meter neben der Stelle, an der Benjamin Bartle ermordet worden war. Von den französischen Kollegen errichtete Markierungen, die den Fundort und die Lage der Leiche genau eingrenzten, bildeten die einzige Erinnerung an die vor mehr als 24 Stunden geschehene Tat.
    Nichts, aber auch gar nichts sonst in dieser Umgebung ließ darauf schließen, dass hier ein junger Mensch einem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Die Luft flimmerte in der nachmittäglichen Hitze des späten Junitages, die Landschaft strahlte Ruhe und Frieden aus. Sanft geschwungene Hügelketten, mit Weinstöcken bepflanzt, erstreckten sich kilometerweit bis zu den hoch aufragenden Pyrenäen. In den umliegenden Bergen waren die Umrisse einzelner Gehöfte zu erahnen.
    Neundorf genoss die beruhigende Atmosphäre der Umgebung, versuchte, sich vorzustellen, von wie viel Hass und Wut der Mörder getrieben sein musste, ehe er den weiten Weg hierher auf sich genommen hatte, um einen ehemaligen Freund aufzuspüren und kaltblütig zu ermorden. Dass es sich bei dem Täter um Andreas Stecher handelte, war inzwischen geklärt, die Untersuchung der tödlichen Kugel hatte ergeben, dass sie aus derselben Waffe stammte wie das Geschoss, dem Hans Greiling in Backnang zum Opfer gefallen war. Ein jugendlicher Verbrecher auf der Jagd nach Abrechnung und Vergeltung – unterwegs durch halb Europa.
    Neundorf blickte nach Nordwesten, sah die Silhouette Carcassonnes in der flimmernden Luft. Die wuchtige Stadtmauer der Festungsstadt, gekrönt von mehreren spitzwinkligen Giebeln, schien die ferne Zeit des Mittelalters zu beschwören. Eine Epoche, in der Zeiten des Friedens fast unbekannt waren. Bürgerkriege, Kämpfe zwischen Kaisern und Päpsten, Königen und Bischöfen hatten einander abgelöst. Ein Leben ohne Willkür und Terrorakte der Herrschenden war für die Mehrheit der Bevölkerung absolut undenkbar gewesen. Hier in Südfrankreich waren ganze Regionen ihrer falschen Religion wegen von den Kämpfern der Päpste ausgerottet worden. Hatten sich die Zeiten wirklich grundlegend verändert?
    Die Spur des blonden Verbrechers hatte sich leicht vom Tatort bis nach Carcassonne zurückverfolgen lassen. Die französischen Kollegen hatten gründlich recherchiert, Menschen in der gesamten Umgebung befragt. Er war am Montagmorgen in Carcassonne an der Bushaltestelle aufgetaucht, mit der Morgenlinie ins nahe Dorf gefahren, dort von mehreren Bäuerinnen und Bauern schnell in Richtung der etwas abgesondert liegenden Höfe laufend gesehen worden, dann wie vom Erdboden verschwunden.
    Woher er gekommen war, wie er Carcassonne erreicht hatte, war – jedenfalls bis jetzt – nicht ausfindig zu machen gewesen. Kein Bahnbeamter, keine Stewardess der aus Deutschland oder von Norden gekommenen Flugzeuge erinnerte sich an eine Person dieses Aussehens. Die französischen Kollegen waren auf die Idee verfallen, sein Bild in allen Medien zu veröffentlichen und nach seinem Verbleib zu fragen, um so vielleicht auf Autofahrer zu stoßen, die den jugendlichen Mörder als Tramper mitgenommen hatten – bis jetzt war diese Aktion ohne jede Resonanz geblieben.
    Nach dem Mord musste sich Stecher geradezu in Luft aufgelöst haben. Niemand hatte ihn mehr gesehen, nirgendwo gab es auch nur den kleinsten Hinweis. Den französischen Beamten war Stechers Verhalten vollends ein Rätsel. Sollte man die Umgebung nach ihm absuchen, weil er sich irgendwo versteckt hielt? Oder war er auf einem anderen Weg, etwa nach Süden in Richtung Spanien verschwunden, während man sich unseligerweise zuerst auf die Umgebung Carcassonnes konzentriert hatte?
    Alle Versuche der französischen Polizei, das Versäumnis wieder gutzumachen, sich jetzt alle Dörfer, Straßen und Kleinstädte der Umgebung auch Richtung Süden, Westen und Osten vorzunehmen, hatten bisher nichts erbracht. Nicht ein Zeuge, der irgendwann in den letzten dreißig, vierzig Stunden oder noch früher einen blondierten, daher auffälligen, jungen Mann gesehen hatte.
    Stecher war ja bei seinen Taten mit einer Perücke getarnt gewesen. Hatte er sich auch verkleidet? Die französischen Kollegen hatten schwer gestöhnt, als Neundorf mit dieser Frage gekommen war. Verkleidet – in welcher Form? Nach wem sollte man suchen, was für eine Person jagen?
    Die Beamten machten sich dennoch an die Arbeit. Nochmals alle Bewohner

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