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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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konnte. Erschrocken über den peitschenden Lärm des dritten Schusses waren alle zu Boden gegangen, obwohl die Kugel zum Glück niemand getroffen hatte.
    Dem Toten, einem Matthias Harf, Manager bei einem großen Münchner Privatsender, war neben dem tödlichen Schuss in den Kopf mit einem harten, spitzen Gegenstand die Stirn zertrümmert worden.
    »Allerdings bei weitem nicht so extrem wie von Stecher gewohnt«, meinte Neundorf, wies nach oben zu der Leiche.
    »Du glaubst nicht, dass er es war?«, fragte Braig.
    »Ich fürchte eher, dass er keine Zeit fand, voll zuzuschlagen.«
    »Dann also doch. Aber was will er mit einem Fernsehmanager?«
    Neundorf zog ihre Schulter hoch. »Keine Ahnung. Die Leiche, die Zeugenaussagen. Das sieht verdammt nach Stecher aus.«
    Weiter oben, dort wo die Spurensicherer unter greller Beleuchtung den Boden absuchten, entstand Tumult. »Wir haben die Kugel«, rief Markus Schöffler, einer der erfahrensten Techniker des LKA.
    »Prima«, antwortete ein Kollege, »fehlt nur noch die dritte.«
    »Was ist das für ein Typ, der Söhnle in seiner Gewalt hat?«, fragte Neundorf. »Du hast ihn gesehen?«
    »Leider nur kurz. Mir kam er eher bieder und unscheinbar vor.«
    »Das sind oft die Gefährlichsten.«
    »Ich weiß«, sagte Braig. »Ich mache mir sowieso Sorgen um Söhnle. Dem ging es verdammt schlecht.«
    Neundorf nickte mit dem Kopf. »Wir haben telefoniert. Du weißt, was er heute Nacht tun musste?«
    »Terroristen jagen«, meinte Braig sarkastisch.
    »Nein«, schimpfte Neundorf, »die hocken in den Ministerien in Stuttgart. Er musste mitten in der Nacht harmlose Familien aus dem Bett holen und auf den Flughafen schaffen. Alle Achtung, dass er sich mit einem Kollegen zusammen weigerte. Jetzt droht ihnen ein Disziplinarverfahren. Ich hoffe, dass ich ihnen helfen kann. Was wollen wir uns eigentlich noch alles bieten lassen?« Sie stampfte vor Wut mit dem Fuß auf den Boden. »Und jetzt noch diese Sache mit der Entführung. Welcher Idiot hat dem Biedermann die Pistole vor die Nase gehalten?«
    »Der Kollege von der Schutzpolizei. Etwas naiv, der Typ.«
    »Vornehme Umschreibung, ja. Wenn Bernhard etwas zustößt ... Ach Scheiße!«
    »Ich möchte nur wissen, was der Kidnapper plant. Ob es sich um einen Komplizen Stechers handelt?«
    »Die Zeugenaussagen klangen anders. Nach ihrer Beobachtung war die blonde Gestalt längst geflohen, als der Biedermann sich an das Opfer heranmachte. Seltsam, auf jeden Fall.«
    Braig lief den Hügel hoch, begrüßte die Spurensicherer.
    »Wieder dieser Stecher, wie?«, fragte Markus Schöffler.
    Braig gab keine Antwort, betrachtete die Leiche, die sie mit einer Plane abgedeckt hatten. Der Mörder hatte seinem Opfer mitten in den Kopf geschossen, dann mit einem harten Gegenstand auf seine obere Gesichtshälfte eingeschlagen. Obwohl Braig diesen Anblick in den letzten Tagen jetzt bereits mehrfach und in weit schlimmerer Ausführung hatte über sich ergehen lassen müssen, spürte er wieder Übelkeit in sich aufsteigen. Es handelte sich schließlich um ein neues Opfer. Seine Stirn war zertrümmert, der Haaransatz ... Braig schüttelte den Kopf, legte die Plane zurück, wandte sich voller Abscheu von dem Toten ab, studierte die bisherigen Ergebnisse der Ermittlungen.
    Der Ermordete hatte an diesem Abend eine heftige, weit über die Sendung hinaus reichende Auseinandersetzung mit einer anderen Diskussionsteilnehmerin, einer älteren Frau gehabt, die aber eindeutig von mehreren Zeugen entlastet worden war. Sie hatte sich nachweislich mitten in der Gruppe der Gäste des Abends befunden, als hinter ihnen im Dunkeln die Schüsse fielen, kam also auf keinen Fall als Täterin in Frage.
    Wer der bieder aussehende Kidnapper war, der Söhnle in seine Gewalt gebracht hatte, war dagegen weiterhin unklar. Niemand hatte den Mann zuvor gesehen, alle waren sich einig, dass er nicht als Gast, auch nicht als Zuschauer an der Sendung teilgenommen hatte.
    »Das Empfangsteam der Talkshow ist sich sicher, dass der Kerl nicht dabei war«, erklärte Erwin Beck, der die Leute der Reihe nach befragt hatte. »Zur Sicherheit wollen sie sich morgen früh die Aufzeichnungen der Kameras ansehen. Aber ich glaube ihnen auch so. Die Leute schienen mir alle überzeugend genug, die haben den Typ noch nie gesehen.«
    »Wie kam er in den Park? Ich denke, der hohe Zaun ...«
    »Was heißt das schon? Er kann heute mittag als harmloser Spaziergänger gekommen und einfach irgendwo im Schutz der Bäume

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