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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Hilfe. Es ist wichtig für uns, dass Sie sich an alles erinnern, was Sie mit Frau Bangler besprachen, als Sie nach dem Unfall anriefen. Sie sind vielleicht die einzige Person, die uns weiterhelfen und zu dem führen kann, der sie überfallen hat.«
    »Aber was soll ich …«
    Er fiel ihr mitten ins Wort. »Versuchen Sie sich bitte genau an das Gespräch zu erinnern. Wo war sie gerade, als Sie sich unterhielten? War sie allein, war jemand bei ihr? Was wollte sie tun? Fuhr sie sofort wieder zurück?«
    Corinna Fischer sprang vom Sofa auf, lief zur Tür. »Was sie mir sagte, als der Unfall passiert war?« Sie schüttelte den Kopf. »Wie stellen Sie sich das vor? Wissen Sie, wie aufgeregt ich war?«
    »Das ist mir klar. Sie hatten vor allem den Unfall im Kopf. Vielleicht litten Sie sogar unter einem kleinen Schock. Alles andere war auf jeden Fall Nebensache. Sie müssen sich Zeit lassen. Denken Sie in Ruhe darüber nach.«
    Sie schaute nachdenklich zu ihm hin, setzte sich wieder auf das Sofa. »Ich weiß nicht, ob das einen Sinn hat.«
    »Sie müssen es versuchen. Denken Sie einfach an die Situation zurück. Kurz nach dem Unfall, als Sie zum Handy griffen …«
    Sie rückte unruhig auf ihrem Platz hin und her, starrte auf die gegenüberliegende Wand. »Mein Gott, was wir miteinander besprochen haben …« Sie hielt inne, schüttelte den Kopf. »Woher soll ich das noch wissen?«
    »Frau Bangler saß in der S-Bahn, als Sie anriefen. Richtig?«
    »Ja. Das habe ich Ihnen doch erzählt.«
    »Genau. Wie viel Uhr war es da?«
    »Kurz vor acht.«
    »Sie sind sich sicher?«
    »Ja, die Uhrzeit weiß ich genau. Als das passiert war, ich meine, dieser Unfall in Degerloch, und wir den Schaden begutachtet und die Polizei gerufen hatten, überlegte ich, was ich Christina jetzt sagen sollte. Und da schaute ich auf die Uhr, genau in dem Moment, als ich sie anrief. Es war kurz vor acht, vielleicht zehn, zwölf Minuten vor.«
    »Frau Bangler kam aus Endersbach?«
    »Ich denke schon, ja.«
    »Dann müssten wir anhand des Fahrplans doch feststellen können, wo sie sich gerade befand, als ihr Anruf kam.«
    »Ist das so wichtig?«
    »Ich weiß es nicht. Aber vielleicht können wir auf diese Weise Rückschlüsse ziehen …« Braig unterbrach seine Antwort, starrte auf Corinna Fischer. Sie war unvermittelt aufgesprungen, schlug sich mit der Linken an die Stirn.
    »Cannstatt. Der Zug hielt gerade in Bad Cannstatt«, presste sie aufgeregt hervor.
    »Sie erwähnte es am Telefon?«
    »Natürlich. Jetzt erinnere ich mich wieder. In dem Moment war in Degerloch die totale Hektik. Irgendein Typ schrie mich an, ich solle mit meinem Auto wegfahren, es sei sein Standplatz. Ich weigerte mich, weil ich erst die Ankunft der Polizei abwarten wollte … Deshalb bekam ich Christinas Worte nur so am Rand mit. Sie erzählte irgendwas von Cannstatt und dass da jemand auf dem Bahnsteig stehe und ihr winke …«
    »Wie bitte? Ein Bekannter?« Braig fuhr elektrisiert hoch, sah, wie sie überlegte.
    »Sie nannte einen Namen.«
    »Sie kennen die Person?«
    Seine Gesprächspartnerin schüttelte den Kopf. »Nein. Das heißt, der Name, den sie nannte, sagte mir nichts. Aber er müsste mir wieder einfallen.«
    Sie lief in die Diele, öffnete den kleinen Schrank, zog Zigaretten daraus hervor. Im selben Moment läutete ihr Handy. Corinna Fischer ließ es liegen, zündete sich eine Zigarette an. »Sie auch?«
    Braig schüttelte den Kopf.
    »So kann ich mich besser konzentrieren.«
    Er nickte, sah, wie sie tief inhalierte. Das Handy verstummte nach vier, fünf vergeblichen Versuchen.
    »Nein, mir fällt nicht ein«, erklärte sie dann. Sie blies den Rauch von sich, zog einen kleinen Teller aus einer Kiste am Boden, benutzte ihn als Aschenbecher. »Es war am Ende unseres Gesprächs. Ich hatte ihr erklärt, was passiert war, und mich hundertmal entschuldigt, dass ich jetzt nicht in die Stadt kommen konnte und dabei schrie mich die ganze Zeit dieser durchgeknallte Typ wegen seinem Parkplatz an. Tut mir Leid.«
    »War es der Name eines Mannes oder der einer Frau?«
    Sie starrte zu Braig hinunter, überlegte. »Ein Mann«, sagte sie, »auf jeden Fall der Name eines Mannes.«
    »Und er stand auf dem Bahnsteig und winkte ihr?«
    »So habe ich es verstanden, ja. Und ich glaube, sie hatte die Absicht, mit ihm in Kontakt zu treten. Irgendwas in diese Richtung gab sie jedenfalls von sich – auch wenn ich es nicht richtig verstand.«
    Braig rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

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