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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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war, überlegte es sich aber anders. Offensichtlich hatte Frau Fischer weder Radio- und Fernseh-Nachrichten verfolgt, noch die Zeitung gelesen. Wenn er ermitteln wollte, was Christina Bangler an diesem Abend stattdessen unternommen hatte, musste er genau überprüfen, wo und zu welchem Zeitpunkt sie vom Unfall ihrer Freundin erfahren hatte. War sie trotzdem nach Stuttgart weitergefahren oder hatte sie beschlossen, sofort wieder umzukehren?
    »Wo wohnen Sie?«, fragte Braig.
    Seine Gesprächspartnerin war von seiner Frage so überrascht, dass sie keine Antwort fand. »Meinen Sie mich?«
    »Ich denke schon.«
    »In Birkach, wieso?«
    »Wie lange sind Sie noch zu Hause?«
    »Um elf habe ich eine Vorlesung. Vorher …«
    »Ich komme sofort bei Ihnen vorbei. Ich muss Sie unbedingt persönlich sprechen. Geben Sie mir Straße und Hausnummer?«
    Corinna Fischer protestierte. »Warum fragen Sie nicht Christina?«, wiederholte sie murrend. »Sie interessieren sich doch für sie, oder?«
    »Das ist nicht so einfach«, erwiderte Braig.
    »Und weshalb?«
    »Das möchte ich Ihnen gern persönlich berichten. In wenigen Minuten.«
    »Wieso? Christina ist doch nichts passiert?«
    Braig gab keine direkte Antwort, entschuldigte sich und ließ sich ihre Adresse geben.
    * * *
    Fünf Minuten vor neun stand er vor dem Zweifamilienhaus in der Alten Dorfstraße in Stuttgart-Birkach. Er läutete, lief eine schmale Treppe ins Obergeschoss. Corinna Fischer erwartete ihn an der Wohnungstür.
    Braig zeigte seinen Ausweis, stellte sich vor.
    »Was ist mit Christina?«, fragte die junge Frau. »Wenn sich die Polizei eigens zu mir herbemüht, muss etwas passiert sein, oder?«
    Er folgte ihr ins Innere; durch eine schmale Diele in einen gemütlichen, mit vielen Blumen und Pflanzen geschmückten Raum. Ein ockergelbes Sofa, zwei Stühle, ein niedriger Tisch bildeten das Inventar. Tassen und Teller, Töpfe und Vasen standen dicht gedrängt in zwei kleinen hölzernen Regalkisten an der Wand. Eine Stehlampe mit mehreren Strahlern tauchte das Zimmer in helles Licht.
    »Schön haben Sie es hier.« Braig war froh, dem Dämmerlicht der Straße entronnen zu sein. Der kleine Raum war gut geheizt, er bildete das krasse Gegenstück zu der unwirtlichen Novemberszene draußen.
    »Warum sagen Sie mir nicht endlich, was los ist?« Corinna Fischer schob ihrem Besucher einen der Stühle zu, blieb selbst im Eingangsbereich des Zimmers stehen.
    »Christina Bangler ist tot«, sagte Braig. Er spürte die Ungeduld der jungen Frau, wollte sie nicht länger im Ungewissen lassen.
    »Wie bitte?« Sie starrte ihn entgeistert an, schüttelte ihren Kopf. »Aber das kann doch nicht stimmen, wir wollen uns nächste Woche treffen.«
    »Das wird nicht mehr möglich sein«, erwiderte er, »leider.«
    Er sah, wie sehr sie mit der schockierenden Botschaft kämpfte. Ihre Augen verloren den klaren Blick, die Augäpfel wanderten hin und her. Braig bemerkte, dass sie plötzlich durch den Stress deutlich schielte.
    »Was ist passiert?«, hauchte sie dann. Sie schüttelte immer noch ihren Kopf, wandte den Blick nicht von ihrem Besucher ab.
    Braig wartete, bis sie auf dem Sofa Platz genommen hatte, versuchte dann behutsam, sie über das Geschehen zu informieren. »Sie wurde überfallen. Am späten Montagabend.«
    Er sah förmlich, wie es in ihr arbeitete.
    Sie griff sich an den Kopf, fuhr sich mit der Rechten durch die Haare. »Am Montag? Als wir uns treffen …« Sie verstummte mitten im Satz.
    Braig nickte. »Sie haben mit ihr telefoniert, als sie in der S-Bahn saß. Sie teilten ihr mit, was passiert war und dass sie das vereinbarte Treffen leider nicht wahrnehmen könnten. Ist das so richtig?«
    Corinna Fischer betrachtete ihn mit glasigem Blick, die Augäpfel immer noch unsymmetrisch gegeneinander verschoben, ging nicht auf seine Worte ein. »Bin ich schuld an ihrem Tod?«, fragte sie stattdessen.
    »Sie? Weshalb?«
    »Der Unfall. Wäre er nicht passiert, hätten wir uns getroffen.«
    Er schüttelte energisch den Kopf, schleuderte ihr ein lautes »Nein, das sind Sie nicht!« entgegen. »Schuld ist derjenige, der es getan hat. Der Kerl, der Christina überfallen hat. Den müssen wir finden. Aber dazu benötige ich Ihre Hilfe.« Er merkte, dass sie langsam wieder zu sich fand, ließ ihr Zeit.
    »Deshalb wollten Sie unbedingt zu mir kommen«, sagte sie dann. Sie stöhnte, lehnte sich auf dem Sofa zurück, fuhr sich verzweifelt mit der Hand durch die Haare.
    Braig nickte. »Wir benötigen Ihre

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