Schwach vor Sehnsucht
aussiehst?”
Joanna seufzte. “Du sollst mich überhaupt nicht zeichnen. Wir müssen das vierte ,Billy’-Buch fertig stellen.”
“Alles zu seiner Zeit. Und habe ich dir nicht gesagt, dass deine Bücher sehr populär werden würden?”
“Ja, hast du”, gab Joanna trocken zu.
Dan und sie waren in den vergangenen zwölf Monaten gute Freunde geworden. Nachdem Joshua einfach so abgereist war, hatte sie sich verloren und verraten gefühlt. Sie hatte geglaubt, dass er sie nach der gemeinsamen Nacht mit in die Staaten nehmen und die Ehe weiterführen wollte. Dass er ohne sie abgeflogen war, hatte alle ihre Fragen beantwortet.
Es war ein langes Jahr gewesen. Sie hatte sich eingestanden und akzeptiert, dass sie Joshua noch immer liebte und der Gedanke an einen Liebhaber lächerlich war.
Wenn sie sich auch keinen Liebhaber suchte, so entwickelte sie sich doch in vielerlei Hinsicht weiter. Sie schrieb noch zwei “Billy”- Bücher, die in James Colnbrooks Verlag erschienen, und sie lernte, allein zu leben, in ihrer Wohnung allein zu sein und sich mit den Dingen zu umgeben, die ihr gefielen und mit denen sie sich wohl fühlte.
Joanna hatte Dan sofort gemocht, und wie sich herausstellte, war er wirklich ein netter Mann.
Er half ihr beim Einrichten ihrer Wohnung, und als seine Annäherungsversuche nichts brachten, beschloss er, ihr einfach nur ein guter Freund zu sein. Von ihm bekam sie in ihrem neuen Leben jede Unterstützung. Er lud sie zum Essen ein und machte sie mit seinen Freunden bekannt. Und eines Abends erzählte sie ihm bei einer Flasche Wein in seiner Wohnung sogar von Lindy. Er hörte aufmerksam zu und drang nicht mit Fragen auf sie ein.
Seit diesem Abend liebte Joanna ihn ein bisschen, auch wenn sie nicht in ihn verliebt war.
Sie sprach mit ihm über Joshua, verschwieg ihm jedoch die Vorgeschichte ihrer Ehe und die Tatsache, dass sie ihren Mann noch liebte.
Es war ein Schock für sie gewesen, zu erkennen, dass sie niemals einen anderen lieben würde.
Jene letzte Nacht in Joshuas Armen hatte für immer die Mauer eingerissen, die sie nach Lindys Tod um ihre Gefühle errichtet hatte. Joanna war inzwischen klar geworden, dass sie Joshua niemals gehasst hatte. Sie hatte nur aus ihrem Leben ausgeschlossen, was sie für ihn empfand.
Jetzt, da sie sich nicht mehr dagegen wehrte, ihn zu lieben, war sie wieder anfällig dafür, seinetwegen zu leiden.
“Ich erwähne es ja nur ungern, aber ich habe es dir gleich gesagt. Natürlich tragen meine Illustrationen von Billy viel zu den hohen Verkaufszahlen bei”, erklärte Dan bescheiden.
“Natürlich”, wiederholte Joanna spöttisch.
“Es liegt an dir, dass die Skizze nichts wird!” schimpfte er einen Moment später.
“Das hätte ich wissen können!” Sie ging zu ihm und betrachtete die Zeichnung. Wenn sie wirklich so aussah, wie Dan sie gezeichnet hatte, dann war sie mehr als unglücklich! Sie nahm den gehetzten Blick der Frau in sich auf, den müden Zug um den Mund und die angespannte Körperhaltung. Und sie wusste, dass sie sich nur vor den Spiegel stellen müsste, um genau das zu sehen, was Dan eingefangen hatte. Sie schob die Hände in die Hosentaschen und wandte sich ab. “Joshua ist jetzt schon über zwölf Monate weg.”
“Ein Jahr, eine Woche und zwei Tage”, bestätigte Dan. “Ich hoffe, du erwartest keine Wunder, wenn er zurückkommt.”
Joanna wurde rot. “Was meinst du damit?”
“Ich habe mir nicht vorgemacht, dass du dich aus Loyalität zu mir niemals zwei Mal mit demselben Mann verabredet hast”, erklärte er spöttisch.
Durch ihren neuen Beruf und in Dans Freundeskreis hatte Joanna mehrere Männer kennen gelernt, mit denen sie ausgegangen war. Die meisten waren ihr sehr sympathisch gewesen, nur hatte keiner von ihnen sie so sehr interessiert, dass sie ein zweites Date gewollt hatte.
Keiner hatte faszinierende graue Augen und ein klassisch schönes Gesicht.
“Es hätte doch sein können”, erwiderte sie.
Dan schüttelte energisch den Kopf. “Ich bin nicht dumm, Joanna. Ich weiß, dass du deinen Mann noch liebst. Das Problem ist, dass er es nicht weiß und du es ihm nicht sagen wirst, stimmt’s?”
“Ich weiß nicht einmal, wo er ist.”
Joshua hatte in den vergangene n zwölf Monaten nur ein einziges Mal von sich hören lassen.
An dem Tag, als ihr erstes Buch erschien, bekam sie einen großen Strauß roter Rosen. Auf der Karte stand nur: “Herzlichen Glückwunsch, Joshua.” Wie er das Datum in Erfahrung gebracht
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