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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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aufblitzen.
    Janet Crane stürzte sich auf sie wie eine mordlüsterne Tigerin. Ihre Augen waren so weit aufgerissen, dass rings um die Iris das Weiße zu sehen war. Ihr Gesicht war zu einer zähnebleckenden Grimasse verzerrt.
    Anne hatte das Gefühl, als würde ihr das Herz in den Magen sacken, um dann gleich darauf wieder hoch in ihre Kehle zu springen.
    » Miss Navarre. « Janet Crane spuckte jedes Wort aus, als würde es schlecht schmecken. »Ich hätte gern mit Ihnen gesprochen.«
    Anne schluckte. Bloß keine Angst zeigen. Sie löste sich aus dem Menschenstrom und trat auf die andere Frau zu, wobei sie hoffte, dass sie nach außen hin ruhiger erschien, als sie es war. Janet Crane schob angriffslustig das Kinn vor.
    »Mrs Crane …«
    »Wie können Sie es wagen!« Sie hatte die Stimme zu einem heiseren Flüstern gesenkt, damit niemand sie belauschen konnte, aber es klang dennoch, als würde sie brüllen. »Wie können Sie es wagen, meinen Sohn zu benutzen.«
    Anne fühlte sich kalt erwischt, und ihr fiel keine Erwiderung
darauf ein. Sie war schuldig im Sinn der Anklage. Sie hatte nicht das Recht, sich zu verteidigen.
    Sie sah zu Tommy, der gleichzeitig verlegen und verletzt wirkte und ihrem Blick auswich. Sein Gesichtsausdruck war wie ein Schlag in die Magengrube und traf sie härter, als jeder verbale Angriff seiner Mutter es vermocht hätte.
    Janet Cranes Worte klangen in Annes Kopf wider, als kämen sie aus einem Radio mit schlechtem Empfang. Am liebsten wäre sie auf die Knie gefallen und hätte Tommy um Verzeihung gebeten.
    »… bei einem kleinen Jungen den Eindruck wecken, sein Vater könnte eine - eine Art Monster sein… Einfach ungeheuerlich … Mein Mann ist ein angesehenes Mitglied der Gemeinde. Wie können Sie es wagen anzudeuten …«
    Anne hatte das Gefühl einer außerkörperlichen Erfahrung. Oder vielleicht wünschte sie sich das auch nur. Sie schien sich weder bewegen noch sprechen zu können. Ihr war bewusst, dass die Leute sie anstarrten, Franny sah sie mit weit aufgerissenen Augen an wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
    Dann ertönte zu ihrer Linken eine Männerstimme. Leise, heiser, vertraut. »Gibt es irgendein Problem, meine Damen?«
    Es dauerte eine Weile, bis die Wut aus Janet Cranes Augen verschwand. Sie blinzelte Vince an, als wäre er gerade vom Himmel gefallen.
    »Oh! Mr. Leone«, stammelte sie. Anne könnte förmlich sehen, wie die Zahnrädchen in ihrem Kopf abrupt stehen blieben und versuchten, sich in die andere Richtung in Bewegung zu setzen. »Mr Leone. Was für eine Überraschung, Sie hier zu treffen!«
    »Ich dachte, wenn ich mich hier integrieren will, dann kann ich gleich damit anfangen und an der Mahnwache teilnehmen«, erwiderte er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ist
alles in Ordnung? Das sah gerade nach einer Meinungsverschiedenheit aus«, fuhr er fort und deutete mit dem Finger abwechselnd auf die beiden Frauen.
    »Nein. Nein!«, sagte Janet Crane und setzte ihr ein wenig zu strahlendes Lächeln auf. »Ganz und gar nicht. Alles in bester Ordnung. Mr Leone, das ist Anne Navarre. Anne unterrichtet an der Grundschule von Oak Knoll.«
    »Wir haben uns schon kennengelernt«, sagte er.
    »Ach so. Nun ja. Wie schön.«
    Er lächelte auf Anne herunter. Tausend Watt purer Charme.
    »Ja, das finde ich auch. Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, dass ich Sie heute Abend treffe, Miss Navarre«, sagte er und legte wieder seine Hand auf ihren Rücken. »Ich muss etwas mit Ihnen besprechen. Wenn Sie uns entschuldigen würden, Mrs Crane?«
    Janet lächelte dieses verkrampfte Lächeln, bei dem Anne jedes Mal das Gefühl hatte, die dünne Fassade ihres Gesichts könnte jeden Moment in tausend Stücke zerbrechen und den reptilienartigen Alien darunter zum Vorschein kommen lassen.
    »Natürlich«, sagte sie. »Mein Sohn und ich sind sowieso auf dem Heimweg. Einen schönen Abend noch. Hat mich gefreut, Sie zu sehen, Anne.«
    Anne lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Du lieber Gott«, sagte Franny, der endlich die Sprache wiederfand, als Janet Crane davonmarschierte. »Ich glaube, du bist gerade haarscharf daran vorbeigeschrappt, dass deine Seele verflüssigt und aus dir herausgesaugt wird.«
    »Das ist nur Ihre Schuld«, sagte Anne wütend zu Vince. »Wissen Sie, was gerade passiert ist? Ich habe gerade das Vertrauen dieses kleinen Jungen verloren. Wissen Sie, was das für mich bedeutet?«

    Immerhin besaß er so viel Anstand, reumütig dreinzublicken. »Das tut mir leid.«
    »Das

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