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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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fürchtete negative Reaktionen bis hin zu einer Störung des Begräbnisses.
    Und schließlich wollte er auch Melanie nicht unnötig provozieren, die ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, sie wolle von der ganzen Sache nie wieder etwas hören. Sie hatten sich zu Marcs großer Erleichterung gerade erst wieder halbwegs vertragen, außerdem musste Marc ihr insgeheim recht geben. Vielleicht war es am besten, Johanna Reichert einfach zu vergessen.
    Marc diktierte gerade einen Schriftsatz, als seine Sekretärin sich über die Gegensprechanlage meldete.
    »Hier sind zwei Herren, die Sie sprechen wollen.«
    Marc runzelte die Stirn und warf einen Blick auf seinen Kalender. Er hatte keine Termine. »Sind die beiden angemeldet?«
    »Sie meinten, das sei nicht nötig. Die Herren sind von der Kriminalpolizei.«
    Marc spürte, wie ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Dann klatschte er in die Hände, um sich selbst Mut zu machen. Das muss gar nichts bedeuten, meldete sich sein Verstand. Vielleicht ist alles ganz harmlos. Aber in seinem Innersten wusste er, dass er sich etwas vormachte. Als Marc glaubte, sich wieder halbwegs unter Kontrolle zu haben, kontaktierte er seine Sekretärin. »Führen Sie die Herren bitte herein.«
    Er erhob sich, um die Polizisten im Stehen in Empfang zu nehmen. Sekunden später öffnete sich die Tür und zwei Männer betraten das Büro, die fast wie eine Kopie von Pat und Patachon wirkten: Der eine war groß und dürr, der andere klein und untersetzt. Bekleidet waren sie dagegen einheitlich: Lederjacke, Hemd, Jeans.
    »Ich bin Kriminalhauptkommissar Templin«, begann der Große und nickte zu dem Dicken hin. »Das ist mein Kollege, KHK Weskamp.«
    Marc schüttelte ihnen nacheinander die Hand. »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, bat er und deutete auf die Besucherstühle. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Die beiden Polizisten schüttelten beinahe synchron den Kopf und nahmen Platz. Templin nahm sich einen Moment Zeit, seine Blicke durch das Büro schweifen zu lassen, bevor er Marc fixierte.
    »Danke, dass Sie Zeit für uns haben«, sagte er.
    »Kein Problem. Aber darf ich dann auch wissen, um was es geht?«
    »Das dürfen Sie, Herr Hagen: Es geht um Mord.«
    Marc hatte auf einmal das Gefühl, sein Herz habe mehrere Schläge ausgesetzt. »Um Mord?«, brachte er schließlich mühsam hervor.
    »Um Mord zum Nachteil von Frau Johanna Reichert, um genau zu sein.«
    Marc starrte den Polizisten an. »Ich weiß nichts von einem Mord«, beteuerte er.
    »Aber Frau Reichert ist Ihnen doch bekannt?«
    Marc ließ sich mit der Antwort Zeit. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass die Polizisten von seiner Verbindung zu Johanna Reichert wussten, sonst wären sie nicht hier. Also hatte es auch keinen Zweck, ihnen etwas vorzumachen.
    »Ja, Frau Reichert ist mir flüchtig bekannt«, sagte er. »Aber meines Wissens ist sie an einer natürlichen Todesursache verstorben.«
    Templins Gesicht verzog sich zu einem kalten Lächeln. »Nein, das ist sie definitiv nicht«, sagte er. »Frau Reichert ist ermordet worden. Der Täter hat uns die Aufklärung des Falls diesmal sogar sehr einfach gemacht. Er hat seine Tat aufgenommen.«
    Templin zog aus seiner Jackentasche eine DVD, die er vor Marc auf den Tisch legte. »Diese DVD dokumentiert die letzten Minuten im Leben von Frau Reichert. Und Sie werden es nicht glauben: Sie sind auch darauf zu sehen.«
    Marc starrte die silberne Scheibe an, als sei sie ein gefährliches Reptil. »Wo haben Sie die her?«, fragte er.
    »Nun, ich denke, das spielt im Moment keine Rolle, nicht wahr? Entscheidend ist, dass wir aufgrund dieser Aufnahme ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen Sie eingeleitet haben. Ich …«
    »Aber das ist doch absu…«
    » Ich «, erstickte Templin Marcs Proteste im Keim, »habe Sie deshalb darüber zu belehren, dass es Ihnen freisteht, ob Sie sich zur Sache äußern oder nicht. Sie sind berechtigt, jederzeit einen Verteidiger hinzuzuziehen.«
    Templin grinste hämisch. »Haben Sie das verstanden, Herr Rechtsanwalt? «
    »Ja, das habe ich allerdings verstanden.« Marcs Puls hatte sich inzwischen etwas beruhigt. »Und jetzt werde ich Sie mal über etwas aufklären, Herr Kriminalhauptkommissar: Eine Selbsttötung ist in diesem Land nicht strafbar, das Gleiche gilt für die Beihilfe zu einem Suizid. Und mit Mord hat das Ganze schon mal rein gar nichts zu tun. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, wenn Sie Ihr Vorgehen mit der Staatsanwaltschaft

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