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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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Zukunft mit Sicherheit beträchtlich verbessern.
    Marc schellte, doch niemand öffnete ihm die Tür. Er wiederholte seinen Versuch mehrfach und gab schließlich auf. Er beschloss, es jetzt bei Charlotte Vollmer zu versuchen.
    Deren frei stehendes Einfamilienhaus lag in einer der besseren Bielefelder Wohngegenden. In den Straßen parkten vornehmlich Wagen der oberen Mittelklasse, die Häuser standen in einigem Abstand zur Straße und waren von gepflegten Gärten umgeben. Marc stieg aus und drückte auf die Klingel. Und auch hier schien er zunächst kein Glück zu haben. Als er sich gerade wieder auf den Rückweg machen wollte, hörte er das Geräusch eines weißen 3er-BMW-Coupés, das die kurze Auffahrt hochfuhr. Der Wagen stoppte direkt vor der Garage und Charlotte Vollmer stieg aus.
    »Herr Hagen?«, rief sie etwas verwundert. »Waren wir verabredet?«
    »Nein, ich habe es einfach auf gut Glück versucht und hoffe, dass Sie ein paar Minuten Zeit für mich haben.«
    Charlotte Vollmer lächelte. »Die müssen Sie sich erst verdienen.« Sie ging um den BMW herum und öffnete den Kofferraum.
    Marc stellte sich neben sie und lugte in das Heck des Wagens. Dort entdeckte er vier prall gefüllte Einkaufstüten.
    Er seufzte übertrieben theatralisch, dann hob er die Tüten heraus und schleppte sie in Richtung Haus. Charlotte Vollmer war schon vorgegangen und hatte die Haustür aufgeschlossen.
    »Stellen Sie die Tüten direkt hier ab«, sagte sie und warf den Schlüssel auf eine Ablage.
    Marc folgte ihren Anweisungen, während Charlotte Vollmer ihre Jacke an die Garderobe hängte. »Danke«, sagte sie und ließ ein weiteres Lächeln aufblitzen. » Jetzt können wir reden.«
    Sie führte den Anwalt in ein großzügiges Wohnzimmer, das vornehmlich mit pastellfarbenen Möbeln eingerichtet war, und ließ Marc auf der weißen Polstergarnitur Platz nehmen.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, erkundigte sich Charlotte Vollmer.
    Marc lehnte dankend ab. »Ich wollte Ihnen nur ein paar Fragen stellen, dann bin ich auch schon wieder weg.«
    Charlotte Vollmer setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber. »Bitte«, forderte sie ihn auf.
    »Ich weiß nicht, ob Sie es schon gehört haben«, begann Marc. »Aber die Polizei ermittelt gegen mich wegen Mordes an Johanna Reichert.«
    »Ja, schrecklich, nicht wahr? Vor Kurzem waren zwei Beamte bei mir, ein langer Dünner und ein kleiner Dicker, und haben mich über Sie ausgefragt. Ich habe denen versichert, dass Sie garantiert in bestem Glauben gehandelt haben und Johanna nur helfen wollten. Herr Dr. Heinen hat auch mir mehrfach versichert, dass die Diagnose Magenkrebs eindeutig ist.«
    »Sie hatten also auch keinen Zweifel daran, dass Johanna Reichert Krebs hatte?«
    »Nein, keineswegs. Johanna selbst übrigens auch nicht. Ich hatte ihr geraten, die Diagnose von einem zweiten Arzt überprüfen zu lassen, aber sie hat Heinen hundertprozentig vertraut und wollte davon nichts wissen. Außerdem waren da ja auch diese unerträglichen Schmerzen, die sie immer hatte. Ihrer Meinung nach konnten die keine andere Ursache als Krebs haben.«
    »Wie sich aber nun herausgestellt hat, hatte Frau Reichert überhaupt keinen Krebs. Können Sie sich vorstellen, woher die Schmerzen kamen?«
    »Johanna war ein überaus sensibler Mensch«, antwortete Charlotte Vollmer. »Sie hatte eine Vielzahl von Beschwerden, in die sie sich regelrecht hineingesteigert und bei denen sie sich jedes Mal gleich das Schlimmste ausgemalt hat. Meiner Meinung nach waren diese Beschwerden aber fast ausschließlich psychosomatischer Natur. Deshalb konnte ihr auch keiner ihrer zahlreichen Ärzte helfen. Aber anstatt sich um ihre wahren Probleme zu kümmern, hat Johanna die Ärzte für Quacksalber gehalten und sich einfach neue gesucht. Bis Heinen kam. Ich bin mir sicher, dass er sehr schnell erkannt hat, wie Johanna gestrickt ist, und er keine große Mühe haben würde, ihr die Krebserkrankung einzureden. Johanna hat ihm vollkommen vertraut. Ich hatte sogar den Eindruck, Johanna war froh, dass es auf einmal jemanden gab, der sie und ihre Probleme ernst nahm und der eine Ursache für ihre Beschwerden finden konnte.«
    Marc nickte langsam. Jetzt verstand er, warum Johanna Reichert dermaßen starke Schmerzen verspürt hatte, obwohl sie organisch gesund war – die unheimliche Macht der Psyche über den Körper. Es gab sogar Menschen, die in Kühlhäusern erfroren waren, obwohl die Kühlung gar nicht eingeschaltet war. Genauso genügte

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