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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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dass meine Tante schon mindestens drei Monate vor ihrem Tod dachte, sie habe Krebs, komme ich als Täter oder Mittäter wohl kaum in Betracht, nicht wahr? Meine Tante hat ihr Testament erst etwa einen Monat vor ihrem Tod zu meinen Gunsten geändert. Zu dem Zeitpunkt, als dieser Heinen begonnen hat, meiner Tante einzureden, sie habe Krebs, hatte ich also nicht das geringste Motiv für einen Mord.«
    Marc wurde nachdenklich. Rottmanns Argumentation war nicht von der Hand zu weisen. Natürlich war es möglich, dass Rottmann Yvonne und Heinen schon vor der Aussöhnung mit seiner Tante kennengelernt hatte, aber dafür gab es keinerlei Anhaltspunkte. Außerdem musste Rottmann aufgrund des Zerwürfnisses mit seiner Tante zu dem Zeitpunkt noch davon ausgehen, dass er nichts erben würde. Warum also hätte er sich an einem Mordkomplott gegen sie beteiligen sollen? Es sei denn aus Rache, weil sie ihm zu Lebzeiten kein Geld gegeben hatte und er ihr die Schuld an seinen ge schäftlichen Misserfolgen zuschob. Ein schwaches Mordmotiv.
    »Ich gebe Ihnen deshalb einen guten Rat«, riss Rottmann Marc aus seinen Gedanken. »Vergessen Sie Ihre Theorie. Sie vergeuden damit nur Ihre Zeit. Gehen Sie einfach davon aus, dass Yvonne und ich mit der Ermordung meiner Tante nichts zu tun haben. Wenn Sie wirklich wissen wollen, wer sie ermordet hat, müssen Sie woanders suchen.«
    Marc nickte bedächtig. Bei Rottmann kam er jetzt nicht weiter, darum stand er auf und wandte sich der Tür zu. Rottmanns Stimme hielt ihn zurück.
    »Äh, was ist mit den Fotos?«, fragte er.
    Marc griff in seine Innentasche und zog die Abzüge heraus. Dann schmiss er sie vor Rottmann auf den Tisch. »Die schenke ich Ihnen«, sagte er übertrieben freundlich. »Ich habe noch jede Menge davon.«

32
    Marc konnte seinen Wagen bereits am späten Montagnachmittag aus der Werkstatt abholen. Nachdem er die Rech nung bezahlt hatte, wurde er vom Meister beiseitegenommen.
    »Ich würde Ihnen gerne noch etwas zeigen«, sagte er.
    Marc folgte ihm zu seinem Golf, der in einer Ecke des großen Hofes abgestellt worden war. Der Meister bückte sich und schaute unter die Stoßstange. Dann winkte er Marc zu sich herunter.
    »Schauen Sie mal.«
    Marc ging in die Knie und hockte sich neben ihn.
    »Sie müssen schon ganz runter, sonst werden Sie es nicht sehen«, forderte der Meister ihn auf.
    Marc brachte sein Gesicht ganz nah an den Asphalt heran und folgte dem Blick des Mannes. Und dann sah er es: Ein winziger schwarzer Knopf, der – wahrscheinlich mit einem Magneten – unter der Stoßstange angebracht worden war.
    »Das haben wir gefunden, als wir Ihren Wagen auf der Hebebühne hatten.«
    »Und was ist das?«, wollte Marc wissen.
    »Ein GPS-Sender«, bekam er zur Antwort »Damit kann man die exakte Position Ihres Wagens überall auf der Erde feststellen.«
    Marc nickte langsam. Jetzt verstand er, warum er nie einen Verfolger bemerkt hatte. Gabriels Vermutung stimmte also: Er wurde von der Polizei überwacht.
    »Wir haben den Sender nicht entfernt, weil wir nicht wussten, ob Ihnen das recht ist«, fuhr der Meister fort. »Wenn Sie wollen, kann ich ihn sofort abmachen und entsorgen.«
    »Nein, nein, lassen Sie ihn einfach da, wo er ist«, erwiderte Marc schnell. Immerhin hatte er jetzt einen taktischen Vorteil gegenüber der Polizei, weil die ja nicht wissen konnte, dass er den Sender entdeckt hatte. Vielleicht würde ihm das noch einmal nutzen.
    Marc griff in seine hintere Hosentasche und zog sein Portemonnaie daraus hervor. Er entnahm ihm einen Zwanzigeuroschein, den er dem Meister zusteckte. »Vielen Dank für Ihre Mühe«, sagte er. »Und jetzt vergessen Sie Ihren Fund einfach wieder.«
    Weil Marc Angst hatte, in die traurige Stille seines leeren Hauses zurückzukehren, fuhr er ziellos durch die Gegend. Auf einmal stellte er fest, dass er ganz in der Nähe von Beas Haus gelandet war und musste schmunzeln. Nun, vielleicht war er doch nicht ganz so ziellos unterwegs gewesen. Seitdem Lizzy und Melanie ausgezogen waren, vermisste er sie wahnsinnig.
    Marc steuerte den Golf zu Beas Haus. Direkt davor parkte Melanies Suzuki Swift am Straßenrand. Marc fuhr zweimal langsam an dem Haus vorbei, konnte aber nichts Auffälliges feststellen. Alles schien vollkommen ruhig und friedlich zu sein.
    Dann suchte er sich eine Parklücke, von der aus er die Haustür im Blick hatte. Er wusste selbst nicht genau, was er hier tat. Vielleicht war es nur das Gefühl, Lizzy und Melanie in seiner Nähe zu

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