Schwanengesang (German Edition)
steht.«
»Schon gut.« Marc konnte sie beinahe lächeln sehen. »Es liegt mir wirklich fern, Gabriel schlechtzumachen. Vielleicht hat er sich in Bielefeld ja auch wieder zum Besseren geändert, auch wenn es mir etwas schwerfällt, das zu glauben. Aber wenn du ihn siehst, richte ihm doch bitte aus, er soll seine Töchter mal wieder anrufen. Die beiden vermissen ihn wirklich.«
Marc hörte ein Klicken, dann war die Leitung tot.
Noch mehr Probleme, dachte er.
31
Marc drückte den Klingelknopf an Rottmanns Reihenhaus. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und der Hausherr erschien in der Öffnung.
»Kannst du nicht einmal …?« Er hielt verblüfft inne, als er Marc erkannte.
»Hagen? Was wollen Sie?«
Marc setzte ein freundliches Gesicht auf. »Es haben sich noch ein paar Fragen ergeben. Wenn ich …«
Rottmann hob sofort die Hand. »Im Moment passt es überhaupt nicht«, blaffte er und deutete mit dem Daumen auf die Kartons, die hinter ihm im Flur gestapelt waren. »Wie Sie sehen, sind wir mitten im Umzug.«
»Ach, ist die Renovierung der Villa schon abgeschlossen?«
»Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, aber die Antwort lautet Ja.«
»Was wird denn dann aus Yvonne?«, erkundigte sich Marc. »Ich habe kürzlich mit ihr gesprochen. Ich fürchte, das Mädchen wird auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt keine Chance haben.«
»Ah ja, Yvonne hat mir erzählt, dass Sie ihr dumme Fragen gestellt haben. Aber ich kann Sie beruhigen. Ich bin mit meiner Frau übereingekommen, dass wir Yvonne nach unserem Einzug weiterbeschäftigen werden. Das Haus ist schließlich sehr groß, die ganze Arbeit schafft meine Frau auf keinen Fall allein, auch wenn sie jetzt nicht mehr berufstätig sein wird. Und Yvonne kennt sich dort schließlich aus.«
»Hört sich nach einer vernünftigen Lösung an«, meinte Marc. »Yvonne kann Ihre Frau unterstützen und ansonsten kann sie Ihnen zur Hand gehen, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Er zwinkerte Rottmann verschwörerisch zu. »Praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber ich kann Sie sehr gut verstehen. Eine dermaßen attraktive Frau wie Yvonne habe ich selten gesehen.«
Rottmanns Nasenlöcher blähten sich auf, seine Kiefermuskeln traten hervor und seine Augen weiteten sich. Marc hatte das unbestimmte Gefühl, einem wütenden Gorilla gegenüberzustehen. Fehlte nur noch, dass er sich mit den Fäusten auf die Brust trommelte. »Ich weiß nicht, was diese Andeutungen sollen, aber sie gefallen mir ganz und gar nicht«, zischte Rottmann gefährlich leise. »Sie werden jetzt von hier verschwinden und sich nie wieder blicken lassen!«
»Doch, doch, sehr attraktiv«, fuhr Marc unbeirrt fort, als habe Rottmann überhaupt nichts gesagt. »Und darüber hinaus auch noch ungemein fotogen. Schauen Sie mal!«
Er zog mehrere Fotos aus der Tasche und reichte sie Rottmann nacheinander. »Da haben wir Yvonne zum einen, wie sie mit einem Mann im Restaurant sitzt. Gut, ihr Begleiter ist jetzt nicht ganz so attraktiv und auch überhaupt nicht fotogen, den müssen Sie sich einfach mal wegdenken. Dann ist das Essen beendet und Yvonne und ihr Begleiter besteigen einen S-Klasse-Mercedes. Schönes Auto übrigens. Die Fahrt endet vor einem Hotel in Bad Driburg. Warum eigentlich die weite Fahrt, waren in Bielefeld oder Gütersloh keine Zimmer mehr frei? Hier sehen Sie, wie Yvonne und ihr Begleiter gemeinsam das Hotel betreten, wo die beiden eine Suite unter dem Namen Frau und Herr Flick reserviert haben. Ein sehr treffender Name, oder? Als die beiden auf dem Zimmer waren, haben sie sich zwei Flaschen Champagner bestellt. Das sieht man natürlich alles nicht auf den Fotos, aber ein Zimmermädchen war gegen einen kleinen Obolus durchaus auskunftsbereit. Zwei Stunden später verlassen die beiden gemeinsam das Hotel.« Marc präsentierte Rottmann ein weiteres Foto. »Der einzige Unterschied besteht darin, dass Yvonnes Begleiter jetzt keine Krawatte mehr trägt. Und Yvonne steigt auch nicht mehr in den Mercedes ein, sondern in ein Taxi. Vorher kommt es allerdings noch zu einer rührenden Abschiedsszene, die Sie hier bewundern können.«
Marc hielt Rottmann ein neues Foto vor die Nase. »Dann haben sich ihre Wege getrennt. Yvonne ist mit dem Taxi abgerauscht und ihr Begleiter hat seinen Mercedes geradewegs in die Steinstraße in Bielefeld gesteuert. Dort hat er den Wagen in einer Garage abgestellt und ist direkt in das Haus mit der Nummer 14 gegangen. Ups, das ist ja hier! Und wenn ich mir die Fotos
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