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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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noch was auf dem Friedhof gesehen?
    Sunny: Ein Mädchen. Sie heißt Neela.
    Mike: Neela? Wo war sie auf dem Friedhof?
    War das denn wichtig? Ich konnte mich gar nicht mehr so genau daran erinnern. Ach doch, ja, sie stand hinter diesem steinernen Engel. Jetzt kam mir ihr Verhalten noch seltsamer vor als vorhin. Warum, bitte, versteckte man sich hinter einem Grabmal und lief dann davon? Sie meinte, sie hätte mich verwechselt. Also hatte sie sich vor mir erschrocken? Klar, wenn Veronika tot war und ich ihr so sehr ähnelte. Wahrscheinlich dachte sie, ich wäre ein Geist, die Arme. Und dann auch noch auf dem Friedhof!
    Mike: Sunny?
    Ich war ihm wohl mit meinen Antworten zu langsam.
    Sunny: Sie stand hinter einem großen Engel aus Stein. Warum?
    Seine Antwort kam erst nach einer Weile.
    Mike: Vertraust du mir?
    Nein!, rief eine warnende Stimme in mir. Er hat dich zweimal versetzt und erzählt dir ständig irgendwelche Sachen, von denen du nicht einmal weißt, ob sie wahr sind – gar nicht wissen kannst. Und er selbst? Du weißt nichts von ihm. Wie kannst du ihm da vertrauen?
    Sunny: Ja!
    Ich wollte mehr wissen und er schien Antworten auf meine Fragen zu haben.
    Mike: Gut! Dann vertraue mir jetzt, wenn ich dir sage, dass du die ganze Geschichte einfach vergessen sollst. Das Grab, Veronika und Neela.
    Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit.
    Sunny: Und warum, bitte?
    Mike: Es ist besser für dich und besser für die anderen!
    Sunny: Ach ja? Ich glaube, ich weiß schon selbst, was gut für mich ist. Und Veronika geht mich sehr wohl etwas an, wenn man mich ständig mit ihr verwechselt.
    Mike: Vielleicht war es keine gute Idee von dir, ausgerechnet auf diese Schule zu gehen. Gibt ja noch zig andere in Trier. Lass es gut sein und steck deine Nase nicht in Dinge, von denen du nichts verstehst.
    Was für ein Recht hatte er, mich so zu bevormunden. Wie ein Oberlehrer!
    Sunny: Und warum bestellst du mich dann auf den Friedhof, nur um mir später zu sagen, ich soll meine Nase nicht da reinstecken?
    Ja, ich wollte ihn provozieren.
    Mike: Tut mir leid. Ist einfach blöd gelaufen. Ich wollte ja kommen, wirklich. Schließlich habe ich doch gesehen, wie dich alle behandeln und dich angaffen. Also wollte ich es dir erklären, bevor du es selbst herauskriegst und vollkommen geschockt bist.
    Ich zog die Stirn in Falten. War das wirklich der Grund?Ich wollte gerade eine Antwort tippen, da kam er mir zuvor.
    Mike: Ich musste mich heute Nachmittag um meine Schwester kümmern. Wollte dich anrufen und dir absagen, aber ich hatte ja deine Telefonnummer nicht. Deswegen habe ich im Chat gewartet, dass du on gehst. Damit ich es dir erklären kann.
    Das klang jetzt wieder ziemlich glaubhaft.
    Sunny: Wir haben noch kein Telefon. Aber über mein Handy erreichst du mich, wenn es funktioniert. Irgendwas stimmt nicht mit dem Akku. Oder wir treffen uns im Chat.
    Dann fiel mir ein: Warum konnten wir nicht im Schulchat darüber sprechen? Warum die Heimlichtuerei per E-Mail?
    Mike : Weil dieses Programm sicher ist. Die Accounts im Schulchat kann man knacken. Jeder Idiot könnte lesen, über was wir uns unterhalten haben. Und es ist besser, wenn Veronika nicht wieder das Schulthema ist.
    Sunny : Warum soll man nicht über sie reden?
    Mike : Die Toten soll man ruhen lassen.
    »Sam?« Mein Dad. Diesmal platzte er nicht einfach rein. Wie angenehm!
    »Ja?«
    »Ich hab Eier in der Pfanne – sunny side down – und Brot. Magst du auch?«
    Oh ja! Jetzt erst merkte ich, dass ich wirklich hungrig war. Ich hatte schon ein richtiges Loch im Magen. Sunnyside down – ich liebte diese Art von Spiegeleiern mit dem Dotter nach unten in der Pfanne gebraten, schön knusprig –, so hatte sie meine Granny immer gemacht. Schnell verabschiedete ich mich von Mike.
    Ein verführerischer Duft wehte mir aus der Küche entgegen. Teller, Besteck, ein paar Scheiben Baguette – alles lag schon auf dem Tisch. Ich stellte noch Gläser und eine Flasche Mineralwasser dazu.
    Verstohlen blickte ich meinen Vater von der Seite an. Wir hatten schon seit Tagen nicht mehr zusammen gegessen. Er hievte ein wenig umständlich die Eier auf die Teller und kleckerte dabei. Wir lachten. Das hatten wir auch schon lange nicht mehr gemacht.
    Als ich aß, spürte ich plötzlich wieder diesen hartnäckigen Kloß in meinem Hals.
    »Ich vermisse Granny«, sagte ich nur, ohne meine Mutter zu erwähnen, weil ich die Stimmung nicht kaputt machen wollte.
    Er nickte. Sah mich für einen kurzen Augenblick

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