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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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wenn ich im Traum mal wieder von Wespen verfolgt werde«, meinte ich ironisch.
    Neelas Augen wurden riesig. »Von Wespen?« Sie packte erneut meinen Arm, diesmal fast schon grob.
    »Autsch! Lass los!«, zischte ich. War sie verrückt? Oder stand sie vielleicht doch unter Drogen?
    »Du weißt es tatsächlich nicht?«
    »Neela! Ich habe keine Lust auf Rätselraten. Also, wenn du mir was sagen willst, dann tu es. Aber bitte in einer Sprache, die ich verstehe, ohne dass ich vorher Esoterik studieren musste, klar?«
    Sie lachte. »Das kann man gar nicht studieren.«
    »NEELA!«
    »Wespen!«
    »War kein schöner Traum!«
    »War auch kein schöner Tod«, meinte Neela düster.
    »Dann war es also ein Wespenstich?«
    Neela nickte. »Veronika hatte sich beim Wandern von der Gruppe entfernt. Es fiel zuerst niemandem auf. Wahrscheinlich musste sie mal oder so ... Man hat sie später an einem Abhang in der Teufelsschlucht gefunden. Erst glaubte man, sie sei abgestürzt und an den Folgen gestorben. Sie hatte eine schwere Kopfverletzung. Doch dann fand man bei der Obduktion zwei Insektenstiche.Einen an ihrem Arm und einen an ihrer Schulter. Sehr starke Schwellungen«.
    »Sie war allergisch«, ergänzte ich.
    Wieder nickte Neela. »Bingo! Und zwar schwer. Sie hatte immer ein Notfallmittel dabei.«
    »Und diesmal nicht?«
    »Nein! Schlecht kombiniert! Sie hat es sofort benutzt. Aber es hat nicht gewirkt.«
    »Woher weißt du das denn?«, fragte ich skeptisch.
    »Von Veronika!«
    Ich blickte sie fassungslos an. Das war jetzt nicht ihr Ernst! »Neela, wenn du mich auf den Arm nehmen willst, dann such dir jemand anderen. Ich hab für so einen Blödsinn echt nichts übrig!« Die Teetasse klirrte, als ich sie auf das Tablett stellte und aufstand.
    »Aber es ist wahr. Sie hat mich in meinen Träumen besucht.«
    »Mich hat auch schon mal der Weihnachtsmann in meinen Träumen besucht. Da war ich übrigens vier! Deshalb muss es ihn noch lange nicht geben, klar? Wenn du wieder normal tickst, kannst du mich ja anrufen.«
    »Na ja, wenn du mir nicht glaubst, dann bist du selbst schuld. Aber es ist tatsächlich so. Streck mal deine Fühlerchen ein bisschen aus, dann wirst du schon merken, dass da was faul ist. Außerdem war Veronika diesbezüglich sehr gewissenhaft. Du hättest sie erleben sollen, als sich mal eine Biene in den Theatersaal verirrt hat. Da ist sie regelrecht hysterisch geworden und hat ihr Notfallfläschcheneine geschlagene Stunde nicht mehr aus der Hand gelegt, so viel Angst hatte sie vor einem möglichen Stich. Veronika hätte niemals mit der Einnahme des Gegenmittels zu lange gewartet.«
    Ich wollte nichts mehr von Neelas Hirngespinsten hören, sondern nur noch nach Hause. »Es ist schon spät! Wenn ich mich nicht beeile, wird sich mein Dad sicher Sorgen machen.«
    »Also gut, wie du meinst. Aber wenn irgendwas ist, dann melde dich. Und gib mir vorsichtshalber auch deine Handynummer, damit ich dich erreichen kann, falls mir noch was einfällt.«
    Widerwillig schrieb ich die Nummer auf den Zettel, den sie mir entgegenhielt. »Solange es keine weiteren Geschichten über deine Träume sind«, sagte ich gereizt.
    »Schon in Ordnung! Die Klamotten, die du jetzt anhast, kannst du mir wann anders wiedergeben.« Neela blickte mich besorgt an, was mich nicht gerade beruhigte. Ihr Traum mit dem Schwanenpaar saß mir ordentlich im Nacken.
    »Danke!« Ich stopfte meine nassen Sachen in die Tasche, die Neela mir ebenfalls borgte.
    Unten an der Tür schlüpfte ich in meine Schuhe. Sie waren noch immer nass und hatten auf dem weißen Marmorboden eine schmutzige Pfütze hinterlassen.

Kapitel 20
    Der Regen war einer klammen Kälte gewichen. Während ich durch die Dunkelheit fuhr, dachte ich darüber nach, was Neela gesagt hatte. Was davon sollte ich glauben? Hatte sie sich die ganze Story vielleicht nur zusammengesponnen? Und ihr Gerede über schwarze Schwäne? Crazy! Alles war so verworren, und ich fragte mich, warum ich mich überhaupt mit Veronika beschäftigte. Warum ließ ich die ganze Sache nicht auf sich beruhen und wechselte stattdessen einfach die Schule?
    Die Lichter der Straßenlaternen spiegelten sich in den Pfützen, irgendwo knallte eine Autotür. Neelas verrückte Traumdeutereien hatten mir tatsächlich Angst eingejagt. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich immer wieder umblickte, um zu sehen, ob mir jemand folgte. Und tatsächlich entdeckte ich ein Stück hinter mir ein Licht. Leises Motorengeräusch war zu hören. Ein

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