Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
als sie sicher waren, dass sich keine fremde Person im Haus befand, holte Katrin erleichtert Luft. Noch einmal suchten sie alle Räume ab, diesmal um festzustellen, ob etwas fehlte. Auf den ersten Blick fiel ihnen nichts auf, doch es war deutlich zu sehen, dass jemand die Schränke und Kommoden durchwühlt und sich nicht darum geschert hatte, ob er Spuren hinterließ.
»Kannst du sagen, ob etwas mitgenommen wurde?«, fragte Katrin schließlich, als sie wieder unten in der Küche standen.
»Keine Ahnung. Aber es sieht nicht so aus.«
Katrin nickte zustimmend. »Scheint alles noch da zu sein.« Sie ließ ihren Blick schweifen. »Es gibt ja auch eigentlich nichts zu holen.«
»Es sein denn, Onkel Marius hatte einen Sparstrumpf mit einem kleinen Vermögen in der Matratze.« Manfred seufzte.
»Halte ich für unwahrscheinlich«, wandte Katrin ein, »so ärmlich, wie das hier alles aussieht.«
»Man wundert sich manchmal, in welchem Loch plötzlich ein Haufen Geld auftaucht. Manche Leute sparen sich ein Leben lang alles vom Mund ab, um später genug Geld zu haben. Doch sie fangen nie an, dieses Geld auszugeben.«
»Wie traurig.« Katrin setzte sich auf einen der Küchenstühle. »Ich fürchte, wir müssen trotzdem die Polizei rufen.« Ein Gedanke kam ihr. »Könnte es sein, dass jemand das Gleiche gesucht hat wie wir?«
Manfred sah sie an. »Und was sollte das sein?«
»Die Verbindung zwischen David Freeman und Marius Grauweiler.«
»Davon weiß doch niemand etwas außer uns.«
»Und der Anwältin aus Boston.«
Manfred schnitt eine Grimasse. »Kannst du dir vorstellen, wie diese Frau mit einem Karatetritt die Haustür aufbricht?«
Katrin verschränkte die Arme. »Fängst du etwa schon wieder an, uns Frauen zu unterschätzen?«
Manfred hob die Hände. »Nicht im Traum! Aber du hast diese Rosemary Alcott doch gesehen. Besonders sportlich erschien sie mir nicht.«
Katrin stimmte ihm widerwillig zu. »Dann weiß noch jemand etwas.«
»Oder es war doch ein gewöhnlicher Einbruch.« Manfred zog sein Handy hervor. »Ich rufe mal diesen Günther Rau an, soll er sich darum kümmern.«
Katrin krempelte ihre Ärmel hoch. »Bis er kommt, schaue ich mich noch ein bisschen um. Vielleicht finde ich ja was.«
Es dauerte fast eine Stunde, bis endlich ein Streifenwagen in die Hofeinfahrt bog. Aus dem Inneren des Wagens zwängten sich zwei vertraute Gestalten, Sven Gericke und Günther Rau.
»Na wunderbar«, murmelte Katrin. »Unsere Freunde Dick und Doof.«
Die beiden Polizisten begrüßten Katrin und Manfred knapp, dann fragte Rau: »Sie haben einen Einbruch gemeldet?«
Manfred deutete auf die Eingangstür.
Rau bückte sich und betrachtete den Schaden. »Hat jemand eingetreten«, stellte er fest. Er richtete sich auf. »Haben Sie schon drinnen nachgesehen?«
»Ja«, antwortete Manfred. »Die Schränke sind durchwühlt worden.«
Rau stieß die Tür auf, sie traten ein. Die Beamten ließen sich von Manfred herumführen. Schließlich fragte Rau: »Konnten Sie feststellen, ob etwas fehlt?«
Manfred hob die Schultern. »Schwer zu sagen. Ich kenne mich ja hier selbst nicht aus.«
Gericke hatte inzwischen seinen Block gezückt. »Sie vermissen also nichts?«
»Wie gesagt, ich weiß nicht, was mein Onkel alles besaß, also kann ich auch nicht mit Sicherheit sagen, ob etwas verschwunden ist.«
»Verstehe.« Der junge Beamte notierte etwas.
»Was haben Sie denn hier gewollt?«, fragte Rau.
Katrin hielt es nicht länger aus. »Es ist sein Haus, er hat es geerbt. Er kann hier ein und aus gehen, soviel er will. Sollten Sie nicht lieber Spuren sichern? Vielleicht hat der Einbruch etwas mit der Mumie zu tun.«
Rau sah sie an, eine Augenbraue hochgezogen. »Sie sind wohl immer so übereifrig, was?«
Katrin stemmte die Hände in die Hüften. »Der oder die Einbrecher waren auch in der geheimen Kammer und haben dort alles abgesucht. Finden Sie nicht, dass es ein merkwürdiger Zufall ist, dass erst in einem Haus eine Mumie gefunden und wenig später eingebrochen wird?«
Rau lächelte dünn. »Im Gegenteil, das ist völlig schlüssig. Ehrlich gesagt, hatte ich mit einem solchen Zwischenfall gerechnet.« Er nahm die Mütze vom Kopf, strich sich über das Haar und setzte sie wieder auf. »Jeder hier in der Gegend weiß, dass in diesem Haus eine Mumie gefunden wurde, und jeder weiß, dass es leer steht. Was meinen Sie, wie vielen jungen Leuten es in den Fingern juckt, hier einzusteigen und einen Blick zu riskieren? Als Mutprobe
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