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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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inne. »Und wissen Sie, was?«
    Skullion schüttelte den Kopf. »Nein. Was denn?« fragte er. Arthur lächelte. »Rektor hat für morgen den Collegerat einberufen. Der Schatzmeister hat gesagt, der Termin paßt nicht, aber der Rektor sagte, er soll ihn trotzdem einberufen, und das schmeckt ihnen nicht. Es schmeckt ihnen überhaupt nicht. Hat ihnen das Abendessen verleidet, daß der neue Rektor so anmaßend ist und ihnen Vorschriften macht, wo sie gerade dachten, sie hätten ihn da, wo sie ihn haben wollten. Schatzmeister hat erzählt, er habe dem Rektor erklärt, ihnen fehlt das Geld für all die Veränderungen, die ihm vorschweben, und der Rektor schien es geschluckt zu haben, aber dann ruft er den Schatzmeister an und sagt, er soll eine Sitzung anberaumen.«
    »Kann nicht so plötzlich den Collegerat einberufen. Der Rat kommt jeden ersten Donnerstag im Monat zusammen.«
    »Das haben der Dekan und der Tutor auch gesagt. Doch der Rektor wollte nichts davon wissen. Muß unbedingt morgen sein. Schatzmeister rief ihn an und richtete aus, Dekan und Tutor würden nicht teilnehmen, und der Rektor antwortete, er hätte nichts dagegen, doch die Sitzung fände statt, ob sie dabei wären oder nicht.« Arthur konnte über die Dickköpfigkeit des Rektors nur den Kopf schütteln. »Ist nicht recht, den Leuten dauernd vorzuschreiben, was sie tun sollen.«
    Skullion schaute ihn finster an. »War der Rektor beim Abendessen?«
    »Nein«, antwortete Arthur, »hat keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Hat dem Schatzmeister seine Anweisungen nur telefonisch übermittelt.« Er warf einen vielsagenden Blick auf die Telefonschalttafel in der Ecke. Skullion nickte nachdenklich.
    »Also zieht er die Veränderungen durch«, sagte er schließlich. »Und sie dachten, sie hätten ihn da, wo sie ihn haben wollten, wie?«
    »Das haben sie gesagt«, versicherte ihm Arthur. »Schatzmeister sagte, der Rektor würde nichts unternehmen, und plötzlich beraumt er die Sitzung an.«
    »Was sagt der Dekan zu all dem?« fragte Skullion. »Hat gesagt, sie müssen alle zusammenhalten. Allerdings hatte er heute abend nicht viel zu sagen. Sah aus, als wäre er zu mitgenommen. Das hatte er schon vorher gesagt.«
    »Nehme nicht an, daß der Tutor seiner Meinung ist«, unterstellte Skullion.
    »Inzwischen schon. Vorher nicht, doch als man ihm auftrug, an der Sitzung teilzunehmen, das hat ihn schwer getroffen. Hat ihm überhaupt nicht gefallen, dem Tutor.« Skullion nickte. »Na, das ist ja wirklich ein Ding«, sagte er. »Sieht im gar nicht ähnlich, für den Dekan Partei zu ergreifen. Schatzmeister einverstanden?«
    »Schatzmeister sagt ja, aber bei ihm weiß man nie genau, stimmt’s?« sagte Arthur. »Ein aalglatter Bursche ist das. Eben noch hüh, im nächsten Moment hott. Auf den ist kein Verlaß.«
    »Hat kein Rückgrat, dieser Schatzmeister«, sagte Skullion und griff damit auf das Vokabular des alten Lord Wurford zurück. »Ach so, daran liegt’s?« sagte Arthur. Er griff nach seinem Mantel. »Muß mich auf den Weg machen.«
    Skullion begleitete ihn zur Tür. »Danke, Arthur«, sagte er. »Sehr brauchbare Informationen.«
    »Freut mich, wenn ich Ihnen zu Diensten sein konnte«, sagte Arthur, »außerdem will ich Veränderungen im College genausowenig wie Sie. Bin zu alt für Veränderungen. Seit fünfundzwanzig Jahren bediene ich am High Table, und vorher war ich fünfzehn Jahre ... «
    Skullion schloß die Tür hinter Arthurs Erinnerungen und ging zurück zum Kamin. Der Rektor machte also mit seinen Plänen ernst. Nun, daß er den Collegerat für morgen einberufen hatte, war nicht schlimm. Dadurch waren der Dekan und der Obertutor zum erstenmal seit Jahren einer Meinung. Das allein war schon viel wert. Sie konnten sich seit Jahren nicht riechen, seit der Dekan über den Text »Die ersten werden die letzten sein« gepredigt hatte, als der Tutor gerade das Training des Porterhouse-Bootes übernommen hatte. Bei dem Gedanken lächelte Skullion still in sich hinein. Der Tutor war mit wehendem Gewand wie der Zorn Gottes aus der Kapelle gestürmt und hatte die acht so hart rangenommen, daß sie zur Zeit der Mairennen übertrainiert waren. Porterhouse war dreimal geschlagen worden und hatte den Titel verloren. Diese Predigt hatte er dem Dekan nie verziehen. Danach war er mit ihm grundsätzlich unterschiedlicher Meinung gewesen, und jetzt hatte der Rektor beide gegen sich aufgebracht. Tja, kein Unglück so groß, es hat ein Glück im Schoß. Außerdem stand immer

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