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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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noch Sir Cathcart auf Abruf bereit und würde sich einmischen, falls der Rektor es übertrieb. Skullion ging nach draußen, schloß das Tor und legte sich dann schlafen. Draußen schneite es wieder. Feuchte Flocken fielen gegen die Scheiben und liefen geschmolzen in Rinnsalen die Scheiben hinunter. »Pimpole und Gutterby« murmelte Skullion zum letztenmal, dann schlief er ein.
    Zipser hatte einen unruhigen Schlaf und war schon wach, ehe um sieben der Wecker klingelte. Er stand auf, machte sich, bevor er ging, noch rasch einen Kaffee und schnitt sich gerade in der Dienerkammer eine Scheibe Brot ab, als Mrs. Biggs auftauchte.
    »Zur Abwechslung sind Sie ja mal richtig früh auf«, sagte sie und schob sich vorsichtig durch die Tür der winzigen Dienerkammer.
    »Was wollen Sie denn schon hier?« fragte Zipser böse. »Sie sollten nicht vor acht kommen.«
    Mrs. Biggs, mit einem roten Gummimantel ausstaffiert, lächelte bedrohlich. »Ich kann kommen, wann ich will«, betonte sie ganz unnötigerweise. Das brauchte sie Zipser nicht zu sagen. Er wand sich am Spülbecken und starrte hilflos in ihr hektargroßes Lächeln. Einer überdimensionalen Stripperin gleich knöpfte Mrs. Biggs mit einer Hand langsam ihren Regenmantel auf, wobei Zipsers Augen ihr bis zum letzten Knopf folgten. Als sie den Mantel von den Schultern streifte, hüpften ihre Brüste in der Bluse. Zipsers Augen verschlangen sie sabbernd.
    »Hier, helfen Sie mir mal mit den Ärmeln«, sagte Mrs. Biggs, wuchtete sich herum und drehte ihm den Rücken zu. Zipser zögerte kurz, ehe er, von einem schrecklichen und unkontrollierbaren Drang getrieben, einen Satz nach vorn machte.
    »Also«, sagte Mrs. Biggs, leicht erstaunt über die ungestüme Form seiner Hilfe und die ungewöhnlichen Wieherlaute, die er von sich gab, »mit den Ärmeln hab’ ich gesagt. Was denken Sie sich eigentlich, was treiben Sie da?« Der in den Falten ihres Regenmantels zappelnde Zipser war nicht in der Lage zu denken, schon gar nicht an das, was er da trieb. Überwältigende Begierde brachte sein Gehirn zum Glühen. Als er in das rote Inferno von Mrs. Biggs’ Regenmantel eintauchte, kauerte sich die Aufwartefrau zuerst zusammen und richtete sich dann wieder auf. Zipser krachte gegen das Spülbecken, und Mrs. Biggs stürzte in den Flur. Zwischen ihnen auf den Fußboden der Dienerkammer ließ sich langsam, wie die Plastiknachgeburt einer schrecklichen Entbindung, der umkämpfte Regenmantel nieder.
    »Ach du liebe Güte«, sagte Mrs. Biggs, während sie ihre Fassung wiedergewann, »seien Sie bloß vorsichtiger. Sonst könnte noch einer auf falsche Gedanken kommen.«
    Der in einer Ecke des Dienerzimmers japsend zusammengesunkene Zipser hoffte inständig, daß Mrs. Biggs nicht auf den richtigen Gedanken kam.
    »Verzeihung«, nuschelte er, »ich muß ausgerutscht sein. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist.«
    »Ein Wunder, daß Sie nicht in mich gefahren sind«, sagte Mrs. Biggs mit heiserer Stimme. »Sich so auf einen zu werfen.« Sie rutschte rüber und hob den Regenmantel auf, den sie auf dem Weg ins Nebenzimmer wie das Cape eines Stierkämpfers hinter sich her zog. Mit frisch erwachtem Verlangen starrte Zipser auf ihre Stiefel und eilte nach unten. Es war zwingend notwenig geworden, daß ein Mädchen seines Alters seinen Körper der Aufwartefrau entriß. Er mußte etwas unternehmen, um der von Mrs. Biggs’ umfänglichen Reizen ausgehenden Verlockung zu entkommen, sonst würde er sich vor dem Dekan wiederfinden. Zipser konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als wegen »versuchter Vergewaltigung einer Aufwartefrau« des Colleges verwiesen zu werden. Oder höchstens eins: die tatsächliche Durchführung dieser Vergewaltigung. Das würde vor Gericht enden. Eher würde er sich umbringen, als diese Erniedrigung zu ertragen.
    »Guten Morgen, Sir«, rief Skullion, als Zipser am Pförtnerhaus vorbeikam.
    »Guten Morgen«, sagte Zipser und ging durch das Tor. Die Friseurläden öffneten erst in über einer Stunde. Um sich die Zeit zu vertreiben, ging er zum Fluß hinunter und beneidete die an den Ufern schlafenden Enten um ihr unkompliziertes Leben. Mrs. Biggs schlug mit geübter Hand das Laken unter die Matratze auf Zipsers Bett und schüttelte sein Kissen mit geradezu sanft gebremster Kraft auf. Sie war recht zufrieden mit sich. Schon mehrere Jahre waren seit Mr. Biggs’ Ableben, den die verschiedenen Gelüste seiner Gattin früh ins Grab gebracht hatten, ins Land gegangen, und sogar noch mehr,

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