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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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verließ sie ihr Versteck und tänzelte durch die Präservative auf den Bull Tower zu. Zu ihren Füßen quietschten und knirschten Kondome. Mit frischer, von dem Anblick so vieler Verhüterli verursachter sexueller Erregung stieg Mrs. Biggs die Treppe zu Zipsers Zimmer hoch. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so viele gesehen hatte. Sogar die amerikanischen Flieger, mit denen sie früher intim gewesen war, hatten mit ihren Gummis nicht so um sich geworfen, obwohl sie wahrhaftig großzügig gewesen waren, wenn sie sich recht erinnerte. Mrs. Biggs schloß Zipsers Zimmer auf und verrammelte die äußere der Doppeltüren. Um keinen Preis wollte sie gestört werden. Sie ging zu Zipsers Schlafzimmer und trat ein. Dann knipste sie die Nachttischlampe an.
    Zipser erwachte aus seinem unruhigen Schlaf und blinzelte. Er setzte sich auf und glotzte Mrs. Biggs an, die in ihrem knallroten Mantel vor ihm stand. Offenbar war es Morgen. Es kam ihm nicht wie Morgen vor, doch schließlich war Mrs. Biggs da, und deshalb mußte es Morgen sein. Mrs. Biggs kam nicht mitten in der Nacht. Zipser hievte sich aus dem Bett. »Tschuldigung«, murmelte er und griff nach seinem Morgenmantel. »Habe wohl verschlafen.« Zipsers Blick fiel auf den Wecker. Die Zeiger standen offenbar auf halb vier. War wohl stehengeblieben.
    »Pst!« befahl Mrs. Biggs mit unheilverkündendem Lächeln. »Es ist erst halb vier.«
    Zipser sah noch einmal auf die Uhr. Es war tatsächlich halb vier. Er versuchte, die Uhrzeit mit Mrs. Biggs’ Auftauchen in Einklang zu bringen, doch es gelang ihm nicht. Etwas an dieser Situation war völlig daneben.
    »Darling«, sagte Mrs. Biggs, die offensichtlich spürte, daß er nicht aus noch ein wußte. Zipser glotzte mit offenem Mund zu ihr hoch. Mrs. Biggs zog soeben ihren Mantel aus. »Mach keinen Krach«, setzte sie hinzu, immer noch mit diesem unglaublichen Lächeln auf den Lippen.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« erkundigte sich Zipser. Mrs. Biggs ging ins Nebenzimmer. »Bin gleich wieder da«, rief sie mit leiser, heiserer Stimme.
    Zipser erhob sich zittrig. »Was machen Sie da?« rief er. Aus dem Nebenzimmer drang das Rascheln von Kleidern. Selbst Zipsers verwirrtem Geist war klar, daß Mrs. Biggs sich auszog. Er ging zur Tür und starrte ins Dunkel. »Um Himmels willen«, sagte er, »das dürfen Sie nicht tun.« Mrs. Biggs tauchte aus dem Dunkeln auf. Sie hatte ihre Bluse ausgezogen. Zipser starrte den riesigen Büstenhalter an. »Schnucki«, sagte sie. »Leg dich wieder ins Bett. Du sollst dich nicht da hinstellen und mich beobachten. Es ist mir peinlich.« Sie gab ihm einen Stoß, der ihn aufs Bett beförderte. Dann schloß sie die Tür. Zipser saß zitternd auf seinem Bett. Ihn erschreckte, daß Mrs. Biggs plötzlich um drei Uhr morgens aus dem Schattenreich seiner geheimsten Phantasien trat und Gestalt annahm. Er überlegte fieberhaft. Schreien oder um Hilfe rufen konnte er nicht. Niemand würde glauben, daß er sie nicht ermutigt hatte ... Man würde ihn des Colleges verweisen. Seine Karriere wäre beendet. Er würde in Ungnade fallen. Sie würden die Pariser im Schornstein finden. O Gott. Zipser brach in Tränen aus.
    Im anderen Zimmer entledigte sich Mrs. Biggs ihres BHs und Slips. Es war furchtbar kalt. Sie wollte gerade das Fenster schließen, als sie durch ein leises Knallen von unten erschreckt wurde. Mrs. Biggs schaute hinaus. Skullion lief mit einem Stock bewaffnet durch den Hof und schien die Präservative aufzuspießen. »Der ist erstmal beschäftigt«, dachte Mrs. Biggs vergnügt und schloß das Fenster. Dann ging sie zum Kamin und zündete die Gasflamme an. »Ist angenehmer, wenn man sich nachher im Warmen anzieht«, dachte sie und betrat das Schlafzimmer. Zipser hatte sich wieder ins Bett gelegt und die Lampe ausgeknipst.
    »Möchte mich nicht in Verlegenheit bringen«, dachte Mrs. Biggs liebevoll und stieg ins Bett. Zipser rutschte zwar zur Seite, doch mit seiner Zurückhaltung war er bei Mrs. Biggs an die Falsche geraten. Sie nahm ihn in die Arme und preßte ihn an ihre mächtigen Brüste. Im Dunkeln quiekte Zipser entsetzt, als Mrs. Biggs’ Mund den seinen fand. Zipser hatte das Gefühl, von einem großen weißen Wal umklammert zu werden. Verzweifelt rang er nach Luft und kam für einen Moment an die Oberfläche, ehe er wieder unter ihr versank.
    Skullion, der mit einem Besenstiel bewaffnet, an dem er mit Klebeband eine Nadel befestigt hatte, aus dem Pförtnerhäuschen zurückgekommen

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