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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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hatte, ließ ihn durch die Nebentür ein. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?« fragte Skullion, als der Dekan auf das Gelände torkelte.
    »Ganz sicher nicht«, antwortete der Dekan mit schwerer Zunge und machte sich über den Hof auf den Weg. Wie ein treuer Hund folgte ihm Skullion in gebührender Entfernung und achtete darauf, daß der Dekan gut durch den Portikus gelangte, ehe er selbst sich wieder ins Pförtnerhäuschen und zu Bett begab. Skullion hatte schon die Tür geschlossen und sein Schlafzimmer aufgesucht, als aus dem Neuen Hof der erstickte Schrei des Dekans ertönte. Skullion hörte nichts. Er nahm Kragen und Krawatte ab und schlüpfte zwischen die Laken. »Betrunken wie ein Lord«, dachte er liebevoll und schloß die Augen.
    Der Dekan lag fluchend im Schnee. Er versuchte, sich vorzustellen, worauf er ausgerutscht war. Ganz bestimmt war es kein Schnee gewesen. Schnee ließ sich nicht so zusammendrücken, Schnee explodierte nicht und stank auch in der heutigen Zeit der Luftverschmutzung nicht so nach Gas. Der Dekan stütze sich vorsichtig auf seine geprellte Hüfte und spähte ins Dunkel. Aus allen Richtungen hörte er ein merkwürdig knisterndes Geräusch, vermischt mit einer Art Knirschen und gelegentlichem Quietschen. Offenbar wimmelte es im Hof nur so von Unmengen prall aufgeblasener, halb durchsichtiger, im Licht der Sterne glänzender Gebilde. Der Dekan grapschte vorsichtig nach dem nächstgelegenen, das sich gemächlich trollte. Er rappelte sich auf und trat nach einem anderen, woraufhin eine Welle knirschender, quietschender und schiebender Gebilde über den Hof rollte. »Dieser verflixte Schnaps«, murmelte der Dekan. Er watete durch die Masse hindurch zu seinem Aufgang und stolperte die Treppe hoch. Ihm war speiübel. »Muß meine Leber sein«, dachte er, ließ sich in einen Sessel fallen und faßte den Vorsatz, in Zukunft keinen Brandy mehr anzurühren. Ein Weilchen später ging er zum Fenster und schaute hinaus. Von oben sah der Hof leer aus, weiß vom Schnee, aber sonst normal. Der Dekan schloß das Fenster und drehte sich um. »Ich hätte schwören können, daß der Hof ...« Er grübelte darüber nach, womit der Hof wohl vollgestopft sein könnte, doch ihm wollte einfach nichts Passendes einfallen. Luftballons kamen der Sache vielleicht am nächsten, andererseits fehlte Ballons dieses ekelhaftmilchig Ektoplasmatische.
    Er ging ins Schlafzimmer, kleidete sich aus, zog seinen Schlafanzug an und legte sich ins Bett, konnte aber nicht einschlafen. Er hatte zu lange bei Sir Cathcart gedöst, außerdem ließ ihm sein letztes Erlebnis keine Ruhe. Nach einer Stunde stand der Dekan wieder auf, zog seinen Morgenmantel über und ging die Treppe hinunter. Unten starrte er auf den Hof. Da war es wieder, dieses unanständige Quietschen, doch um etwas Genaueres sehen zu können, war es zu dunkel. Der Dekan trat auf den Hof hinaus und stieß gegen eins der Objekte. »Und es gibt sie doch«, murmelte er und bückte sich, um was immer es war aufzuheben. Das Ding fühlte sich irgendwie schmierig an und tanzte weg, sobald der Dekan es in den Fingern hatte. Er versuchte es – vergeblich – mit einem anderen, erst beim dritten Anlauf bekam er eins zu fassen. Der Dekan hielt das Etwas am unteren Zipfel fest, nahm es mit in den beleuchteten Eingang und betrachtete es empört und mit wachsendem Ekel. Er hielt die Spitze des Objektes nach unten, doch es richtete sich wieder auf und reckte die Spitze nach oben. So hielt er es auch, als er den Hof durchquerte und durch den Portikus zum Alten Hof und dem Portierhäuschen schritt.
    Auf den schläfrig aus seiner Kammer auftauchenden Skullion wirkte der Anblick des Dekans im Morgenrock mit dem verknoteten Ende eines aufgeblasenen Präservativs in der Hand wie ein Alptraum, der ihn vollends seiner ohnehin begrenzten Ausdrucksmöglichkeiten beraubte. Während er dastand und den Dekan aus aufgerissenen Augen anstarrte, wackelte das Präservativ am Rand seines Gesichtsfeldes obszön hin und her. »Das hier fand ich soeben im Neuen Hof, Skullion«, sagte der Dekan, dem schlagartig klar wurde, daß sein Auftritt durchaus mißverständlich war.
    »Oh, aha«, kommentierte Skullion im Tonfall eines Menschen, der im stillen so seine Zweifel hegte. Der Dekan beeilte sich, das Kondom loszulassen.
    »Wie ich gerade sagte ...«, begann er, verstummte aber, als das Ding langsam nach oben stieg. Skullion und der Dekan beobachteten es wie hypnotisiert. Das Präservativ kam an der

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