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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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ausdrücklich vor einer Überdiagnostik der gescreenten Bevölkerung: »Möglicherweise kommt es durch die Entdeckung von Personen, die zwar positiv getestet werden, die aber nie eine symptomatische Erkrankung entwickelt hätten, zu einer Überdiagnostik.« (IQWiG P08-01)
    Diese Aussagen halte ich für sehr wichtig: Durch Screening-Untersuchungen wie den ungezielten Blutzuckerbelastungstest für alle Schwangeren wird möglicherweise nur ein erhöhtes Risiko behandelt – und gar keine Erkrankung.
    So weit sind wir Ärzte schon gekommen: Wir behandeln Risiken und keine Erkrankungen! Und weiter: Frauen, die positiv getestet werden, haben möglicherweise gar keine Erkrankung, sondern nur ein positives Testergebnis. Das führt im Fall des Blutzucker-Screenings zur Überdiagnostik unzähliger schwangerer Frauen. Überdiagnostik, die Angst und falsche Beunruhigung schafft. Davor warnt – im Bezug auf das Screening im Allgemeinen – auch der dänische Ethikrat. Er fordert Schutz vor Angst und Beunruhigung beim Screening, indem die »Patienten« ausführlich aufgeklärt werden und man intensiv mit ihnen spricht.
Erkrankung oder Laborwert-Konstellation?
    Krankheit ist definiert als eine Störung der Funktion eines einzelnen Organs, der psychischen Funktionen oder des gesamten Organismus. Ist der Schwangerschaftsdiabetes in diesem Sinne eine Erkrankung? Nein. Es handelt sich beim Gestationsdiabetes lediglich um eine Konstellation von Laborwerten, die auf bestimmte Stoffwechselvorgänge hinweist. Mit dem Schwangerschaftsdiabetes wird von einigen Ärzten und Gesundheitsstrategen künstlich eine neue Krankheit definiert und erschaffen. Dieses Geschehen ist ein Ausdruck der allgemeinen Medikalisierung von Gesundheit durch die moderne Medizin.
    Damit ist gemeint, dass die Schulmedizin quasi ein Monopol dafür hat festzulegen, was noch als gesund und was schon als krank gilt – und auch dafür, die so definierten Krankheiten zu behandeln.
    Kommen wir in diesem Zusammenhang zurück auf Andrea, die junge Schwangere, deren Geschichte ich eingangs erzählte. Diese gesunde Frau ohne körperliche Beschwerden hatte bereits zwei Schwangerschaften problemlos gemeistert. Doch ihre Ärzte haben sie davon überzeugt, dass bestimmte Laborwerte unbedingt erhoben werden müssten. Sie haben die Ergebnisse interpretiert und Andrea »krank definiert«.
    Immer wieder erzählen mir ältere Damen lächelnd, dass es zu ihrer Zeit noch nicht so viele Untersuchungen in der Schwangerschaft gegeben habe – und trotzdem sei alles gut gegangen … Ja, wie haben das eigentlich unsere Mütter damals in der Schwangerschaft geschafft, so ganz auf sich allein gestellt?
Brauchen wir immer mehr Untersuchungen für Schwangere?
    Die Schwangerschaft wird durch eine regelrechte Untersuchungsflut medikalisiert.
    Im Artikel »Medikalisierung« (www.psychology48.com) wird die Situation demaskiert und treffend zusammengefasst. Die Medizin selbst sei heutzutage zu einer »Gefahr für die Gesundheit« geworden. Die finanziellen Interessen der Pharmaindustrie im Verbund mit einem Monopol der Ärzteschaft würden bewirken, dass ständig neue Diagnosetechniken und Therapieformen – und damit auch Krankheiten – hervorgebracht würden.
    Genau dies geschieht beim Test auf Schwangerschaftsdiabetes. Zuerst wird eine neue Erkrankung erschaffen, die sich ausschließlich durch bestimmte Laborwerte definiert. Anschließend werden die identifizierten »Kranken« – die Frauen mit erhöhten Blutzuckerwerten – von Ärzten mit einem Monopol, in diesem Falle von den Diabetologen, in Grund und Boden diagnostiziert, kontrolliert und therapiert.
Was das alles für Sie bedeutet
    Sicherlich stellen Sie sich jetzt die Frage, was Sie denn jetzt tun sollen. Sollen Sie einen Blutzuckerbelastungstest durchführen lassen? Ich denke, dass Sie am ehesten von diesem Test profitieren, wenn Sie
• früher einmal einen Schwangerschaftsdiabetes hatten,
• deutliches Übergewicht haben oder
• Verwandte mit einem Diabetes mellitus haben.
    Wichtiger aber erscheint mir die enorme, lebenslange Auswirkung des mütterlichen Lebensstils auf das gesamte Leben des Kindes (siehe Kapitel 9). Babys von übergewichtigen Müttern, die in der Schwangerschaft langfristig hohe Blutzuckerwerte haben, werden später selbst häufig

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