Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia
an den allmächtigen Herrn, den einzigen Gott, dann wurden ihre Gedanken ausgelöscht und sie war nur noch Lust. Haut an Haut. Brennendes Verlangen und harte Reibung auf dem glatten Strumpf. Feuchte strömte aus ihr, während ihre Bewegungen schneller wurden.
„Lass mich deine Lust hören“, befahl Gracia.
Marie streifte ihre Zweifel ab wie eine alte Haut. Sie ging ganz in ihrem Sklaventum auf und stöhnte laut und lustvoll, während sie sich an ihrer Herrin rieb.
„Siehst du. So schlimm ist es doch nicht. Immer schön hoch und runter, mein Täubchen. Das wird doch.“
Es war das erste Mal, dass Marie Schmerzen vor Lust hatte. Alles in ihr zog sich zusammen, pulsierte, und ließ sie noch schneller werden. Vor ihren Augen tanzten schwarze und rote Punkte.
„Oh ja, wir werden noch viel Spaß miteinander haben, meine kleine Sklavin. Du wirst Lust erleben und Schmerz. Hingabe und Wahnsinn.“ Gracias Worte waren ein düsteres Versprechen. „Zu jeder Tag und Nachtzeit wirst du mir dienen, und genau dann geil sein, wenn ich es von dir verlange. Freust du dich darauf, mein Täubchen?“
Marie keuchte. „Ja, Herrin“, presste sie hervor. Jede andere Antwort hätte Schmerzen bedeutet.
Gracia lächelte gönnerhaft.
„Braves Hündchen. Ich erlaube dir, zu kommen.“
Marie hörte die Worte kaum, noch weniger verstand sie die Bedeutung. Sie presste sich noch härter an das Bein, rieb sich an dem Spann, der ihr keinen Millimeter entgegen kam. Sie musste alle Arbeit selbst leisten, aber das war ihr gleichgültig. Hier, auf den Knien vor Gracia, kam sie heftiger, als sie je in ihrem Leben gekommen war. Ihre Lustschreie stießen spitz durch den Raum, wurden lauter und lauter, bis sie endlich erschöpft in sich zusammensank.
„So brav“, flüstere Gracia dicht an ihrem Ohr. „Und jetzt werde ich trinken. Solange dein Blut noch in süßer Wallung ist.“
Marie begriff nicht, was Gracia mit ihr tat. Sie spürte einen scharfen Schmerz am Hals und fühlte, wie sie noch schwächer wurde. Sie dämmerte fort, schlief ein, und zum ersten Mal seit ihrer Geburt spürte sie ein sonderbares Gefühl, das überhaupt nicht zu dem zu passen schien, was sie eben erlebt hatte: Sie fühlte sich frei.
L EIPZIG , P FINGSTEN , S AMSTAG
Als Amalia am nächsten Morgen erwachte, wusste sie noch während des Aufwachens, dass sie verschlafen hatte. Gähnend setzte sie sich auf und streckte sich. Der Blick auf ihr Handy bestätigte ihr Wissen. Bis sie geduscht und angezogen wäre, war die Frühstückszeit vorbei. Zum Glück hatte sie ohnehin keinen Hunger.
Sie ging ins Bad und dachte an Aurelius und den gestrigen Tag. Fast erschienen ihr die Vorkommnisse wie die Erinnerung an einen ihrer Träume.
Das heiße Wasser der Dusche belebte sie. Sie fühlte sich viel besser als am gestrigen Nachmittag. Vorsichtig tastete sie über die kleine Wunde auf ihrer Stirn. Sie heilte gut. Außer ein paar blauen Flecken an Armen und Beinen war ihr nichts passiert. Trotzdem wirkten der Sturz und der sonderbare Anfall noch in ihr nach.
Es brachte auch nichts, wenn sie sich zu viele Sorgen machte. Sie seufzte.
Eine gute halbe Stunde später war bereit für den Tag. Dieses Mal hatte sie hohe schwarze Lackstiefel gewählt, dazu einen weiten Rüschenrock mit mehreren Tülllagen, ein schwarzes Spitzenkorsett und lange durchsichtige Handschuhe. Ihr Spiegelbild bestätigte, dass das Make-up richtig aufgetragen war. Sie hatte sich sehr hell geschminkt, fast weiß. Das Dunkelrot der Lippen stach durch die helle Haut besonders hervor. Die Kette, die aus mehreren schwarzroten Perlenreihen bestand, saß wie angegossen. Ein Blick aus dem Fenster gab ihr Mut – sie ließ den Regenschirm in der Garderobe des Flurs stehen, nahm ihren dünnen, schwarzen Mantel und die bereits gepackte schwarze Handtasche und machte sich auf den Weg.
Unten an der Rezeption stand überraschenderweise Aurelius.
„Hast du auf mich gewartet?“
Er nickte. „Die anderen sind schon losgezogen. Du hast das Frühstück verpasst.“
„Ich frühstücke in der Sixtina.“
„Ich komme mit. Der Shuttlebus fährt gleich. Ich war so frei, vorsichtshalber zwei Plätze zu reservieren, falls du es noch rechtzeitig schaffst.“
Sie lächelte. „Danke.“ Er sah wieder verdammt gut aus, dabei war er kaum anders angezogen als am Vortag. Die schwarze Gewandung ließ ihn verrucht und sexy aussehen, die teuren Materialien verliehen ihm Eleganz.
Er könnte gut und gerne in einem Draculafilm
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