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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Arme hielt sie nach oben. Er konnte das Zittern der Muskeln sehen – eigentlich ließ Amalias Kraft es nicht zu, die Arme so lange nach oben zu halten, doch ihr Körper kam trotz aller Ermüdung nicht gegen den Befehl von Grace an.
    Um Amalias Hals lag eine Kette, die er erkannte. Eine Kette mit dem schweren, silbernen Anhänger eines Engels. Er hatte sie zuletzt vor vielen Jahren in der Hand einer anderen Frau gesehen.
    „Schön, dass du da bist“, schnurrte Grace. „Ich dachte, wir gönnen uns etwas. Lass sie uns gemeinsam nehmen, das wird sicher unvergesslich.“
    Aurelius zwang sich zu einem Lächeln. „Wie du wünschst, meine Teure.“ Sorgsam darauf bedacht, sich seine Schwäche nicht anmerken zu lassen, trat er neben Grace. Wenn Grace herausfand, was er wirklich für Amalia fühlte, war es vorbei. Dann würde sie Amalia jemand anderem anvertrauen und er würde nicht mehr eingreifen können, um sie zu beschützen.
    Was auch immer er mit Grace jetzt tat, Amalia würde es überleben. Und sie musste leben.
    Der Gedanke, sie zu verlieren, war schmerzhaft.
    Grace‘ Augen blitzten freudig auf. „Ah, und ich dachte schon, du würdest zögern.“
    Aurelius fasste Amalias Kinn und den Entschluss, Grace weiter in ihrem Glauben zu lassen, er wäre ihr gegenüber loyal. Er legte Amalias Kopf zur Seite. „Sie macht mich wahnsinnig, Grace. Ihr Geruch macht mich wahnsinnig. Die Priesterinnen haben ganz eigenes Blut. Es muss an ihrem Erbe liegen.“
    „Trink von ihr“, forderte Grace ihn auf. „Nicht genug, sie zu verwandeln oder sie zu töten. Trink, mein schöner Krieger.“ Sie trat neben ihn, legte ihre Hand wie ein Nachtfalter auf seine Schulter. „Es wird dich stärken.“
    Aurelius zögerte nicht – jedes Zögern hätte ihn verraten – und im Grunde hatte er es die ganze Zeit schon gewollt. Er musste Grace also nichts vorspielen. Er beugte sich vor und stieß die Spitzen seiner Eckzähne in Amalias Hals. Sie wimmerte. Ihr Blut schmeckte süß und vollmundig, schwerer Wein, berauschend wie eine Droge. Kraft durchfloss ihn. Es gab keinen anderen Weg, sich mehr Lebensenergie von einem anderen Menschen zu holen als diesen. Er fühlte, wie Amalias Kraft zusammen mit ihrem Blut in ihn überging und ihn stärkte.
    So lange hatte er nur abgestandenes Blut getrunken. Freiwillig gegebenes Blut, dessen Kraft schwach war. Aber das hier war anders. Der Geschmack auf seiner Zunge war unvergleichlich. Die Kraft, die ihn durchfloss, wie die Wirkung einer Droge.
    Grace packte seinen Kopf und zog ihn zurück. Ihre Stimme klang ärgerlich, aber auch verunsichert.
    „Du bringst sie noch um! Und ich dachte, du seist beherrschter als Darion.“
    Aurelius betrachtete Amalias weißes Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, die Lider zuckten.
    Nein, so schnell starb sie nicht. Sie hatte mehr Kraft als andere Menschen. Und mehr Blut, als man erwarten würde. Ihre Stärke brannte in ihm. Er konnte verschwommene Bilder vor seinem geistigen Auge sehen. Bilder von Grace und Rene. Erinnerungen aus dem Leben Maries.
    Grace‘ Hand fuhr über die winzigen Löcher, die geschickt gesetzt worden waren, ohne Amalia lebensgefährlich zu verletzen.
    „Ich habe mich in dir getäuscht.“ Sie sah in sein Gesicht. Ihre dunklen Augen waren nachdenklich. „Du wolltest wirklich nur ihr Blut. Das beruhigt mich. Ich hatte schon befürchtet, du würdest mehr für die Kleine empfinden als gut für dich ist.“
    „Der Klan steht weit über dem Seelenblut.“
    Grace nickte. „Du hast dir eine Belohnung verdient. Nimm sie. Lass es uns gemeinsam tun, so wie früher in Frankreich, mit Gisette.“
    Aurelius lächelte, doch sein Lächeln erreichte sein Inneres nicht. Nur zu gut erinnerte er sich, wie sie Gisette über Stunden hinweg gefoltert hatten. Wie sie das arme Ding gezwungen hatten, um einen Orgasmus zu betteln, den sie ihr verweigerten. Sie hatten sie rasend vor Lust gemacht und ihr doch jedes Mal die Erfüllung verwehrt. Wann immer Gisette fast gekommen war, hatten sie ihr Blut genommen und ihr Schmerzen zugefügt.
    Er beugte sich vor und küsste Amalia die Bluttropfen vom Hals. Nicht nur, weil er das Blut nicht vergeuden wollte, sondern auch, damit er Grace nicht ansehen musste. Vielleicht hätte sie in seinem Gesicht einen winzigen Hauch des Ekels entdeckt, den er für sein damaliges Handeln empfand.
    Seine Hände legten sich auf Amalias zitternden Körper. Sie war eiskalt. Er rieb kräftig über die frierende Haut und spürte gleichzeitig,

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