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Schwarz auf Rot

Schwarz auf Rot

Titel: Schwarz auf Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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sind gehalten, ihre Werke und entspr e chende Rezensionen dort abzuliefern. Manchmal verge s sen es die Leute, und der Bibliothekar muß sich darum kümmern. Aber zumindest sollten ihre Publikationen im Katalog verzeichnet sein. Der Bibliothekar heißt Kuang Ming. Ich werde ihn anrufen. Er müßte Ihnen weiterhe l fen können.«
    Es gab etwas, worüber Oberinspektor Chen nicht am Telefon sprechen wollte. Sofern es sich um einen u m strittenen Schriftsteller handelte, war mit Sicherheit eine Akte angelegt worden. Peiqin würde auf jeden Fall fü n dig werden.
    »Vielen Dank, Oberinspektor Chen. Kommen Sie doch mal wieder in unser Restaurant, wenn Sie Zeit h a ben. Wir haben einen neuen Chef; er kocht Sichuan-Küche, und das nicht schlecht.«
    »Ich danke Ihnen Peiqin, daß Sie bei der Ermittlung s arbeit helfen«, sagte Chen.
    Anschließend sann er darüber nach, warum Peiqin ihn ins Restaurant und nicht zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er meinte, als Mitglied des Wohnungskomitees sein Bestes getan zu haben, aber jene, die leer ausgingen, dachten natürlich, es sei zuwenig gewesen. Vielleicht galt das auch für Peiqin.
    Der dritte Anruf kam von Überseechinese Lu. Sein Spitzname stammte noch aus Schulzeiten, wo er sich durch besondere Begeisterung für alles Fremdländische hervorgetan hatte. Er war ein alter Freund von Chen und rief regelmäßig aus seinem Lokal, dem Moscow Suburb, an. Nicht das erste Mal lud er Chen nachdrücklich zu einem Abendessen in seinem erst kürzlich erweiterten Restaurant ein.
    »Ich habe im Präsidium angerufen. Dort hat man mir gesagt, du hättest Urlaub genommen. Dann hast du also Zeit, um endlich bei uns zu essen.«
    »Diese Woche leider nicht, Lu. Ich muß erst ein eil i ges Übersetzungsprojekt für Herrn Gu, den Besitzer des Dynasty Club und der New World Group, fertig machen. Ich glaube du kennst ihn.«
    »Gu, natürlich kenne ich ihn. Und er hat dich gebeten, für ihn zu übersetzen?«
    »Ja, es geht um eines seiner Projekte«, sagte Chen. »Und wie gehen die Geschäfte bei dir?«
    »Bestens. Wir haben ein paar historische Bilder und Poster von russischen Mädchen im alten Shanghai au s gegraben. Die zieren jetzt hier die Wände. Echt ei n drucksvoll. Überfüllte Nachtclubs, in denen halbnackte Russinnen auf der Bühne tanzen. Man fühlt sich unmi t telbar in die alten Zeiten zurückversetzt.«
    »Klingt spannend.«
    »Ich überlege, ob ich im Restaurant nicht auch eine Bühne einbauen soll. Das Hotel Peace hat seine eigene Band, diese alten Typen, die ihren Jazz spielen. Das kö n nen wir besser. Eine Band mit jungen Männern, und ru s sische Mädels auf der Bühne.« Und Lu fügte stolz hinzu: »Russinnen auf alten Photos und aus Fleisch und Blut.«
    »Dann ist das Moscow Suburb also nicht länger ledi g lich ein Lokal für Gourmets wie dich?«
    »Das ist es auch weiterhin. Aber die Leute haben jetzt Geld in der Tasche. Sie wollen mehr als bloß essen. Sie wollen Atmosphäre, Kultur, Geschichte. Mehrwert, was immer man darunter versteht. Und nur wenn das alles stimmt, haben sie das Gefühl, etwas geboten zu beko m men für ihr Geld.«
    »Das muß doch teuer sein.«
    »Tja, die Leute sind bereit, dafür zu bezahlen. Man nennt das sichtbaren Konsum. Und es gibt eine neue Mi t telschicht. Das Moscow Suburb hat sich zu einem statu s orientierten Restaurant entwickelt. Manche kommen g e rade deswegen hierher.«
    »Um so besser für dich, Überseechinese Lu.«
    »Also komm auch du endlich mal, Oberinspektor. Ich habe gerade eine Lieferung Kaviar bekommen, echten russischen Kaviar. Ich bin auf den Geschmack geko m men. Du erinnerst dich, ich habe zuerst in einem russ i schen Roman darüber gelesen. Damals lief mir buchstä b lich das Wasser im Mund zusammen. Pechschwarze Pe r len. Oh, und natürlich Wodka dazu. Wir werden nach Herzenslust schlemmen.«
    »Ich muß wieder an meine Arbeit, Überseechinese Lu.« Chen mußte ihm ins Wort fallen. Lu konnte stu n denlang reden, wenn es um ’ s Essen ging. »Ich werde ve r suchen, mir nächste Woche einen Abend freizuhalten.«
    Anschließend fiel Chen auf, daß die Anrufe von Gu und Lu etwas gemeinsam hatten. Kulinarische Genüsse waren das eine, aber es gab noch etwas anderes. Auch Lu hatte von einem nostalgischen, kulturell aufgeladenen Ambiente für sein Restaurant geschwärmt. Das Ergebnis war, daß Chen plötzlich Hunger verspürte, doch er b e schloß, standhaft noch zwei oder drei Stunden weiterz u arbeiten.
    Nach einer Weile

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