Schwarz-Indien
leeren Wagens ausgehalten hätten – diesen traurigen
Anblick bot heute die Grube Dochart.
Der gemauerte Rand der Schachtöffnung, dessen Steine
sich verschoben hatten, verschwand unter wucherndem Un-
kraut. Hier erkannte man wohl noch die Spuren eines För-
derkastens, dort eine Stelle, an der einst die Kohle gelagert
wurde, um nach Qualität und Größe sortiert zu werden. Da-
neben lagen Trümmer von Tonnen mit noch einem Stück
Kette daran, Bruchstücke riesiger Balken, Blechplatten ei-
nes geborstenen Kessels, verbogene Pumpenstangen, lange
Balanciers über der Öffnung der Luftschächte, im Wind zit-
ternde Fußstege, schmale, unter den Füßen schwankende
Brücken, geborstene Mauern, halb eingedrückte Blechbeda-
chungen, die früher über den Backsteinkaminen angebracht
waren, die durch ihre Verstärkung am Bodenende moder-
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nen Kanonen gleichen, deren Schwanzstück mit Stahlringen
umgeben ist. Das ganze machte den Eindruck der Verlas-
senheit, des Elends, der Trauer, der weder den Steinruinen
eines Schlosses oder den Resten einer entwaffneten Festung
in diesem Maß eigen ist.
»Eine entsetzliche Verwüstung!« sagte James Starr mit
einem Blick auf den jungen Mann, der keine Antwort gab.
Beide begaben sich unter das Schuppendach über der
Mündung des Yarow-Schachts, dessen Leitern noch bis zu
den untersten Stollen der Grube herabreichten.
Der Ingenieur neigte sich über die Mündung.
Hier hörte man früher das pfeifende Geräusch der von
den mächtigen Ventilatoren angesaugten Luft; jetzt gähnte
hier ein schweigender Abgrund.
James Starr und Harry Ford betraten den ersten Leiter-
absatz.
Zu der Zeit, als hier noch gearbeitet wurde, dienten ver-
schiedene sinnreich konstruierte Maschinen beim Betrieb
mehrerer Gruben von Aberfoyle, die in dieser Beziehung
aufs beste ausgerüstet waren; zum Beispiel Förderkasten
mit selbsttätigen Fallschirmen, die in hölzernen Bahnen
glitten, oszillierende Leitern, sogenannte ›Engine-men‹, die
durch eine einfache hin- und hergehende Bewegung den
Bergleuten gefahrlos hinab- und mühelos hinaufzusteigen
erlaubten.
Diese vervollkommneteren Apparate freilich waren
seit dem Aufhören der Arbeit entfernt worden. Im Yarow-
Schacht verblieb nur noch ein langes System von Leitern,
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die etwa alle 50 Fuß durch eine Art Podest getrennt waren.
Auf 30 immer untereinander befindlichen Leitern gelangte
man so bis zur Sohle des untersten Stollens in einer Tiefe
von 1.500 Fuß. Einen anderen Weg aus der Grube Dochart
zur Erdoberfläche gab es nicht. Die Luft erneuerte sich im
Yarow-Schacht infolge seiner durch mehrere Stollen ver-
mittelten Verbindung mit einer höher liegenden anderen
Schachtöffnung; natürlich stieg durch diesen umgekehrten
Heber die wärmere Luft immer durch die letztere auf und
wurde von der tieferliegenden Mündung her ersetzt.
»Ich folge dir, mein Sohn«, sagte der Ingenieur und
machte dem jungen Mann ein Zeichen, vor ihm hinabzu-
klettern.
»Wie Sie wünschen, Mr. Starr.«
»Du hast doch deine Lampe?«
»Ja freilich; ach, wenn’s doch noch die Sicherheitslampe
wäre, die wir früher gebrauchen mußten!«
»Freilich«, erwiderte James Starr, »schlagende Wetter
sind jetzt nicht mehr zu fürchten.«
Harry brachte ein einfaches Öllämpchen hervor, dessen
Docht er in Brand setzte. In der kohlenlosen Grube konnten
sich Kohlenwasserstoffgase ja nicht mehr entwickeln. An
eine Explosion war also nicht zu denken, und ebenso un-
nötig erschien es, die Lichtflamme noch mit jener Scheide-
wand von Drahtgaze zu umgeben, die sonst dazu bestimmt
ist, die Entzündung der brennbaren Kohlengase außerhalb
der Lampe zu verhüten. Die damals schon so verbesserte
Davysche Sicherheitslampe war hier nicht mehr in Ge-
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brauch. Wenn Gefahr nicht mehr existierte, so hatte das sei-
nen Grund darin, daß deren Ursache, und mit dieser freilich
auch das Brennmaterial, der frühere Reichtum der Grube
Dochart, nicht mehr vorhanden war.
Harry stieg die ersten Sprossen der obersten Leiter hinab.
James Starr folgte ihm. Bald befanden sich beide in tiefster
Finsternis, die das Flämmchen der Lampe nur mühsam be-
siegte. Der junge Mann hielt die Lampe über seinen Kopf,
um seinem Begleiter besser zu leuchten.
Schon waren der Ingenieur und sein Begleiter etwa zehn
Leitern im gewöhnlichen Bergmannschritt hinabgestiegen.
James Starr betrachtete, soweit das matte Licht
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