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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Callander
    zurückgeleiten.«
    »Nun, Harry, das Fest des Clans von Irvine ist auch erst
    in 8 Tagen. Bis dahin, denke ich, wird der Besuch von Mr.
    Starr wohl nicht dauern, und dann wird dich nichts in eu-
    rem Cottage zurückhalten.«
    »Schlag ein, Harry«, sagte der Ingenieur, »nimm die Ein-
    ladung deines Kameraden an.«
    »Nun gut, ich komme, Jack«, sagte Harry, »in 8 Tagen
    treffen wir uns zum Fest in Irvine.«
    * ›Piper‹ heißt der Dudelsackpfeifer in Schottland.
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    »In 8 Tagen also, nicht zu vergessen«, antwortete Jack
    Ryan. »Nun leb wohl, Harry, adieu, Mr. Starr! Ich bin so er-
    freut, Sie einmal wiedergesehen zu haben, und kann doch
    nun meinen Freunden einmal eine Nachricht von Ihnen
    bringen. Es hat Sie noch niemand vergessen, Herr Ingeni-
    eur.«
    »Und ich erinnere mich noch immer gern an alle«, sagte
    James Starr.
    »Ich danke Ihnen auch im Namen der andern«, erwi-
    derte Jack Ryan.
    »Leb wohl, Jack!« sagte Harry und drückte zum letzten
    Mal die Hand seines Jugendfreunds.
    Jack Ryan verschwand bald singend in der Höhe des
    Schachts, in dem der Schein der Lampe sich verlor.
    Eine Viertelstunde später klommen James Starr und
    Harry glücklich die letzte Leiter hinab und betraten den Bo-
    den der untersten Etage der Grube.
    Rings um die kleine runde Fläche, die der Grund des
    Yarow-Schachts bildet, liefen strahlenförmig mehrere Stol-
    len aus, die letzten ergiebigen Adern des Kohlenbergwerks.
    Diese drangen in die Schiefer- und Sandsteinmassen ein
    und waren teilweise durch mächtige Balken gestützt, teils
    in dem loseren Erdreich ausgemauert. Einige davon hatte
    man auch mit dem toten Gestein aus anderen Gängen wie-
    der aufgefüllt. Da und dort unterstützten die Decke mäch-
    tige Steinpfeiler, auf denen nun die überlagernden tertiären
    und quaternären Erdschichten ruhten.
    Jetzt herrschte tiefe Finsternis in diesen Galerien, die
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    früher die Lampen der Bergleute oder das elektrische Licht
    erhellte, das in den letzten Jahren des Betriebs hier zum
    Einsatz gekommen war. Aber die dunklen Stollen hallten
    auch nicht mehr wider von dem Knarren der Hunde auf
    den Gleisen, noch von dem heftigen Anschlagen der Luft-
    klappen oder den Stimmen der Karrenläufer, dem Wiehern
    der Pferde und Maulesel, noch endlich von den Schlägen
    der Hauer oder dem Donner der Schüsse, wenn unterirdi-
    sche Sprengungen vorgenommen wurden.
    »Wollen Sie ein Weilchen ausruhen, Mr. Starr?« fragte
    der junge Mann.
    »Nein, mein Sohn«, antwortete der Ingenieur, »ich
    möchte gern bald in dem Cottage des alten Simon sein.«
    »So folgen Sie mir, Mr. Starr, ich werde Sie führen, ob-
    wohl ich glaube, daß Sie den Weg in diesem dunklen Laby-
    rinth auch noch allein finden würden.«
    »Bestimmt, ich habe noch den ganzen Plan der alten
    Grube im Kopf.«
    Harry ging voraus und hielt die Lampe hoch, um dem
    Ingenieur den Weg besser zu erhellen. Der hohe Stollen
    glich fast dem Nebenschiff eines mächtigen Doms. Der Fuß
    der Wanderer stieß noch an die Schwellen der Schienen aus
    der Zeit, als das Bergwerk noch in Betrieb war.
    Kaum hatten sie 50 Schritt zurückgelegt, als ein gewalti-
    ger Stein dicht vor James Starr niederschlug.
    »Nehmen Sie sich in acht, Mr. Starr!« rief Harry, indem
    er den Arm des Ingenieurs ergriff.
    — 57 —
    »Es war nur ein Stein, der sich loslöste, Harry. Die alten
    Schichten da über uns sind nicht besonders fest, und ...«
    »Mr. Starr«, antwortete Harry, »mir kam es vor, als wäre
    dieser Stein geworfen worden ... von einer Menschenhand
    geworfen!«
    »Geworfen?« fragte James Starr, »was willst du damit sa-
    gen?«
    »Nichts, nichts ... Mr. Starr«, antwortete Harry auswei-
    chend, aber sein Blick war finster geworden und suchte die
    dicke Erdmauer zu durchdringen. »Wir wollen weitergehen.
    Nehmen Sie meinen Arm und fürchten Sie sich nicht, einen
    Fehltritt zu tun.«
    »Hier bin ich, Harry!«
    Beide gingen weiter, während Harry wiederholt rück-
    wärts sah und den Schein der Lampe nach dem dunklen
    Stollen wendete.
    »Werden wir bald an Ort und Stelle sein?« fragte der In-
    genieur.
    »In höchstens 10 Minuten.«
    »Gut.«
    »Es ist aber doch sonderbar«, murmelte Harry, »es ist das
    erste Mal, daß mir so etwas begegnet. Der Stein mußte auch
    gerade in dem Augenblick herabfallen, als wir dort vorbei-
    gingen!«
    »Das war wohl der reine Zufall, Harry.«
    »Ein Zufall ...« meinte der junge Mann kopfschüttelnd.
    »Ja ... ein Zufall

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