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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    den Bergleuten von Aberfoyle Aufsehen erregen werde.
    Auch noch ein anderer wünschte eine Verbindung zwi-
    schen Harry und Nell von ganzem Herzen; das war der
    Ingenieur James Starr. Vor allem hatte er dabei gewiß das
    Glück der beiden jungen Leute im Auge. Aber auch ein an-
    derer Beweggrund von allgemeiner Bedeutung leitete ihn
    dabei.
    — 212 —
    Bekanntlich bedrückten James Starr noch immer ei-
    nige Vermutungen, obgleich sie bis jetzt nichts gerechtfer-
    tigt hatte. Nell war offenbar die einzige Mitwisserin des Ge-
    heimnisses der Kohlengrube, das bis heute noch derselbe
    Schleier deckte. Sollte die Zukunft nun den Bergleuten von
    Aberfoyle noch mit weiterem Unglück drohen, wie konnte
    man sich dagegen schützen, solange man nicht einmal des-
    sen Ausgangspunkt oder die dabei mitwirkenden Personen
    kannte.
    »Nell hat sich bis jetzt nicht aussprechen wollen«, phi-
    losophierte der Ingenieur; »doch was sie jedem anderen
    verschwieg, das wird sie dem Gatten nicht lange verheim-
    lichen können. Eine Gefahr würde Harry nicht weniger be-
    drohen, als uns selbst. Eine Heirat also, die das Lebensglück
    des Mannes und die Sicherheit seiner Freunde begründet,
    ist gewiß nur zu billigen und verdient mehr als jede andere
    hier unten begünstigt zu werden.«
    Das waren die Überlegungen James Starrs, denen man
    nicht alle Logik absprechen wird. Er verriet seine Gedanken
    auch dem alten Simon, der diese Wünsche und Erwartun-
    gen vollkommen teilte. Nichts schien also entgegenzuste-
    hen, daß Harry der Ehemann von Nell würde.
    Wer hätte auch Einspruch erheben sollen? Harry und
    Nell liebten sich. Die bejahrten Eltern wünschten sich gar
    keine andere Schwiegertochter. Harrys Kameraden freu-
    ten sich über sein Glück, das sie ihm als ein wohlverdientes
    gönnten. Das junge Mädchen stand im übrigen ganz unab-
    — 213 —
    hängig da und brauchte nur seinem eigenen Herzen zu ge-
    horchen.
    Wenn dieser Eheschließung aber niemand ein Hindernis
    in den Weg legen zu können schien, warum schlich, wenn
    die elektrischen Strahlen während der Stunde der Ruhe er-
    loschen und die Nacht sich über das Arbeiterstädtchen ver-
    breitete, aus einem der verborgensten Winkel von Aberfoyle
    ein geheimnisvolles Wesen hervor, das unhörbar durch
    die Dunkelheit dahinglitt? Welcher Instinkt leitete diesen
    Schatten durch verschiedene so enge Galerien, daß man sie
    für unwegsam gehalten hätte? Warum suchte dieses rätsel-
    hafte Wesen stets nach den Ufern des Malcolm-Sees zu krie-
    chen? Warum wendete es sich beharrlich der Wohnung Si-
    mon Fords, und das mit solcher Schlauheit zu, daß es bis
    jetzt stets unbemerkt blieb? Warum drängte es sich an die
    Fenster des Cottage heran und suchte einzelne Bruchstücke
    der im Haus geführten Gespräche durch die Läden zu er-
    lauschen?
    Und wenn dann einige Worte zu ihm herausdrangen, wa-
    rum drohte seine geballte Faust dann der traulichen Woh-
    nung? Warum entschlüpften seinen wutverzerrten Lippen
    dann immer wieder die Worte:
    »Sie und er? – Niemals!«

    — 214 —
    — 215 —
    17. KAPITEL
    Ein Sonnenaufgang
    Einen Monat später – es war am Abend des 20. August –
    verabschiedeten sich Simon Ford und Madge mit den herz-
    lichsten Glückwünschen von vier Touristen, die im Begriff
    standen, das Cottage zu verlassen.
    James Starr, Harry und Jack Ryan wollten Nell an die
    Erdoberfläche führen, die ihr Fuß bis jetzt noch nie betre-
    ten hatte; in die lichtstrahlende Oberwelt, deren Glanz ihre
    Augen noch nicht kannten.
    Der Ausflug sollte auf 2 Tage ausgedehnt werden. James
    Starr wollte, mit Harrys Zustimmung, daß das junge Mäd-
    chen nach einem 48stündigen Aufenthalt in der Oberwelt
    alles das gesehen hatte, was sie in dem Kohlenbergwerk nie-
    mals sehen konnte, das heißt die verschiedensten Bilder von
    der Erde, so als rolle ein bewegliches Panorama mit Städten,
    Landschaften, Bergen, Flüssen, Seen, Buchten und Meeren
    vor ihren Augen ab.
    Gerade in diesem Teil Schottlands, zwischen Edinburgh
    und Glasgow, schien die Natur all jene Erdenwunder zusam-
    mengehäuft zu haben; der Himmel bot ja hier wie überall
    denselben Anblick, mit seinen wechselnden Wolken, dem
    heiteren oder verschleierten Mond, der strahlenden Sonne
    und dem flimmernden Sternenheer.
    Man hatte für den beabsichtigten Ausflug alles in der
    Weise verabredet, daß Nell möglichst viel zu sehen bekom-
    men sollte.
    — 216 —
    Auch Simon Ford und Madge hätten Nell überaus

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