Schwarz und Weiss (German Edition)
Kuppel als Dach, auf deren Spitze eine Engelsstatue thronte.
Val betrat die Bibliothek und sie ließen sich von einem alten Mann mit schiefer Brille zu den historischen Schriften der Stadt leiten. Es waren hohe, lange Regale, die beinahe überquollen von alten Schriftrollen und vergilbten Büchern. Solyce konnte sich vorstellen, dass es ein langer Nachmittag werden würde.
„Du suchst dort“, befahl Val, als der Bibliothekar gegangen war und deutete auf das Regal zu Solyce' Linken. Solyce war beeindruckt. Das war so ziemlich das meiste, was er an einem Stück gesprochen hatte, seit sie von Arisáns Haus aus hierher gesprungen waren. Er wandte sich seinem Regal zu, auch wenn es ihm etwas widerstrebte, zu tun, was Val von ihm verlangte, zumal der immer in seiner Näher zu bleiben schien. Wollte er Solyce im Auge behalten?
Solyce zog einige kleine Bücher und zwei Schriftrollen aus dem Regal und legte sie auf den Tisch, der zwischen den Regalreihen stand.
Das erste Buch, das er aufschlug, handelte von Landwirtschaft aus dem siebzehnten Jahrhundert und er legte es neben sich auf den Boden. Er war sich sicher, dass am Ende des Tages ein ganzer Stapel wenig versprechender Bücher folgen würde. Die folgenden zwei Schriften hielten ebenfalls keine Informationen über die Familie Mael bereit.
Val gesellte sich zu ihm, einen Stapel Bücher im Arm, die er neben den von Solyce stellte und anfing, darin zu blättern. Seine Suche beschränkte sich darauf, jeweils die ersten Seiten aufzuschlagen und die Bücher wegzulegen, wenn er sie für sinnlos hielt. Also alle.
Schon nach einer halben Stunde erreichte der Bücherstapel neben Solyce die Höhe des Tisches und er stand auf, um sich eine weitere Ladung zu holen. Doch kaum hatte Solyce sich bewegt, schoss Vals Hand aus dem Nichts hervor um schloss sich um sein Handgelenk.
„Ich hole neue Bücher“, meinte Solyce genervt. Glaubte Val etwa, er würde fliehen?
Wenn ja, hätte ich es nicht schlauer angestellt?
Val beäugte ihn misstrauisch, ließ ihn dann aber los. Solyce drehte sich um und wählte einen Arm voll alter, besonders großer Schriftrollen aus. Als er damit zum Tisch zurückkehrte, fiel ihm auf, dass Val ihn nicht aus den Augen gelassen hatte. Erst, als er sich setzte, senkte Val den Blick wieder nach unten.
Solyce schüttelte den Kopf.
Die Zeit verging. Viel Zeit. Solyce kam es so vor, als würden sie schon seit Stunden in dieser Bibliothek sitzen und sinnloserweise auf nichts sagende Schriftrollen starren. Er unterdrückte mühsam ein Gähnen, als es draußen dunkel wurde. Die Bäume vor dem Fenster am Ende der Regalreihe warfen dunkle Schatten in den erleuchteten Gang. Val schien noch genauso wach zu sein wie bei ihrer Ankunft, genau genommen hatte er die ganze Zeit über weder gesprochen, noch hatte er sich sonderlich bewegt. Solyce fragte sich, wie er das aushielt.
Doch auf einmal bewegte sich Val doch. Er sah auf und starrte gebannt aus dem Fenster.
„Was ist los?“, erkundigte sich Solyce, froh über die Abwechslung.
Val erhob sich. „Ich bin gleich zurück“, sagte er knapp und verschwand.
Solyce starrte ihm hinterher. Ach, jetzt lässt du mich plötzlich allein?
Er fragte sich, was Val draußen gesehen hatte und beschloss, nachzusehen. Er stand auf und durchquerte die Bibliothek, als er Stimmen hörte.
„...mir helfen, dieses Buch zu finden?“, hörte Solyce Val sprechen.
„Aber natürlich“, sagte eine weitere Stimme, Solyce erkannte darin den alten Bibliothekar. Schritte bewegten sich auf Solyce zu und Val und der Bibliothekar kamen um die Ecke. Val musterte Solyce misstrauisch, bedeutete dann aber dem alten Mann, in welcher Reihe sich das Buch, das er suchte, befinden musste.
Nach wenigen Minuten hielt der Bibliothekar ein großes, grünes Buch in der Hand und reichte es Val.
„Bitte sehr“, sagte er lächelnd. Val nickte ihm zum Dank zu und der Mann machte sich auf den Rückweg in die Eingangshalle.
Val betrachtete das Buch kurz, bevor er es wieder zurück an seinen Platz stellte.
„Was sollte das?“, wollte Solyce verwirrt wissen.
Val warf ihm nur einen Blick zu und setzte sich wieder an den Tisch. Solyce setzte sich dazu und durchsuchte verwundert weiter die Schriftrollen.
Vals Aufmerksamkeit jedoch schien nicht mehr den Büchern zu gelten. Er saß regungslos auf dem Stuhl und warf immer wieder Blicke in die Richtung, in die der Bibliothekar verschwunden war.
„Jetzt sag schon“, sagte Solyce ungeduldig, „was
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