Schwarz und Weiss (German Edition)
Crealor passiert?“, fragte er, „ich habe gehört, dass du verschüttet wurdest...“
„Wurde ich nicht“, sagte Aracas, „aber gut, dass du Crealor erwähnst.“ Er musterte Eorsén mit blitzenden Augen. „Was hast du getan?“
Eorsén fühlte einen Stich in seiner Brust. Er sah zu Boden.
„Was ist auf einmal los mit dir?“, fragte Aracas. Er schien es sich anders zu überlegen. „Als Yuastan mich im Hoirn festgehalten hat, hatte ich das Gefühl, die Anderen wären auch dort gewesen...“ Er sah Eorsén erwartungsvoll an.
„Was ist?“, fragte Eorsén.
„Ich dachte nur, weil du wusstest, dass die Anderen mich für tot halten, hättest du mit ihnen geredet.“ Herausforderung lag in seinen Augen.
„Ja, das habe ich. Aber nur kurz“, wich Eorsén aus.
„Was willst du damit sagen?“
Eorsén beschloss, es so kurz und schmerzlos wie möglich zu machen. „Persephone ist tot.“
Aracas starrte ihn an. „Das meinst du nicht ernst.“
Eorsén nickte.
„Du hast sie umgebracht?“, fragte Aracas entsetzt, „ich dachte, das sei nur einer von deinen Tricks gewesen!“
„Das war es auch“, sagte Eorsén, „ich habe sie in Crealor nie verletzt. Es war alles nur eine Illusion...sie wäre schnell wieder auf die Beine gekommen.“
„Aber was ist dann passiert?“
„Ihr Haus ist verbrannt.“
„Aber wie?“, fragte Aracas wütend.
„Ich wollte nach ihr sehen, aber die anderen wollten mich nicht zu ihr lassen...“
„Verständlich“, schnaubte Aracas.
„...aber ich bin trotzdem zu ihr gekommen. Ich habe nur noch gesehen, dass diese Flasche ins Feuer gefallen ist.“
Aracas sah skeptisch drein. „Das klingt sehr logisch.“
„Doch!“, beteuerte Eorsén, „es war dieses Rarezin, das sie mitgenommen hatte!“
„Aber was hatte es in der Nähe von Feuer zu suchen?“
„Woher soll ich das wissen?“
Eine Zeit lang schwiegen sie sich an. Dann sprach Aracas das an, was Eorsén schon viel früher von ihm erwartet hatte: „Wo ist Solyce?“ Forschend sah er Eorsén in die Augen.
„Es ist anders verlaufen, als ich gehofft hatte“, sagte Eorsén gedehnt.
Aracas sah ihn ungläubig an. „Soll das heißen, du wolltest ihn nicht derartig aus der Fassung bringen?“
„Hm“, machte Eorsén, „zumindest nicht so...ich wollte ihn in Camars Nähe bringen, und zwar, indem ich ihn zu Lynnox bringe...“
„Toller Plan“, meinte Aracas, „natürlich kannst du Lynnox vertrauen...“ Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Nein, so war es nicht“, warf Eorsén ein, „Lynnox ist nicht am Treffpunkt aufgetaucht. Stattdessen war da einer von Camars Leuten, Val. Und ja, ich vertraue Lynnox.“
„Ich verstehe das Problem nicht“, meinte Aracas.
„Solyce ist bei Camar höchstpersönlich und wenn wir Pech haben...“
„...hat Camar ihn bereits für sein Vorhaben für sich gewonnen“, beendete Aracas seufzend den Satz.
„Genau. Und das war genau das, was ich vermeiden wollte. Denn Solyce wird ihm helfen, und egal, was wir tun, wir können ihn nicht erreichen, solange Val bei ihm ist. Und Solyce ist zu wertvoll für Camar, als dass er ihn ohne Aufsicht lässt.“
Eorsén und Aracas schwiegen. Sie wussten beide, dass sie Solyce finden mussten, doch sie waren sich genauso sicher, dass es bereits zu spät war. Camar war ihnen einen großen Schritt voraus und mit Solyce als Verbündetem war er ein schier unbesiegbarer Gegner.
Ich habe einen großen Fehler gemacht...
Val und Solyce standen vor dem Eingang einer Hafenstadt. Es war die erste Stadt, die sie auf ihrer Liste an der Küste Althalions besuchen wollten.
„Gehen wir?“, fragte Solyce. Val nickte nur und ging voraus.
Solyce folgte ihm und schlug den Kragen seines Mantels hoch, sodass niemand sein Gesicht sehen konnte.
Feigling, meinte die Stimme leise, erhielt aber keine Reaktion.
Val ging schnellen Schrittes durch die Straßen, als hätte er bereits ein Ziel ins Auge gefasst.
„Wohin gehen wir?“, fragte Solyce.
„Bibliothek“, sagte Val knapp, ohne sich umzudrehen.
Solyce verstand. Val wollte herausfinden, ob er in den alten Büchern der Stadt etwas über Livian Mael finden würde.
Schweigend überquerten sie einen kleinen Marktplatz, auf dem etliche Händler ihre Ware anpriesen. Solyce gefiel Vals Schweigsamkeit nicht. Es vermittelte ihm den Eindruck, dass er etwas zu verbergen hatte.
Die Bibliothek war nicht zu übersehen. Das Gebäude stand an der Hauptstraße und hatte eine große, gelbe
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