Schwarz und Weiss (German Edition)
ihn beinahe umgerannt, als er abrupt in der Tür stehen blieb.
Tony warf einen Blick an ihm vorbei. Susanna stand fassungslos mitten im Raum, den Blick auf die beiden Personen ihr gegenüber gerichtet. Da stand Solyce, die eine Hand auf seine linke Schulter gepresst. Er atmete schwer, brachte aber trotz seiner offensichtlichen Schmerzen ein schwaches Lächeln zustande, als er Tonys Blick bemerkte. Ihn stützte eine zweite Person, eine Frau, ebenfalls schwer atmend, aber unverletzt.
„Aber…“ Susanna konnte nicht weiter sprechen. Sie und Jon starrten sie an, als hätten sie einen Geist gesehen. Und plötzlich verstand Tony.
Die Frau hatte rote Haare.
„Teresa?“ Susannas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Die junge Frau schaute weg. „Helft ihm“, presste sie hervor und zwang Solyce dazu, sich auf das Sofa zu setzen. Empört wollte er wieder aufstehen.
„Ich werde es überleben“, behauptete er wenig überzeugend. Teresa strich sich verzweifelt die langen, dunkelroten Locken aus den Augen.
„Wo bist du nur gewesen?“, fragte Susanna. Ihre Tochter antwortete, ohne sie eines Blickes zu würdigen: „Dort, wo ich gebraucht wurde.“
Tony hörte genau die Angst in ihrer Stimme, obwohl ihr Gesicht kaum etwas von ihren Gefühlen verriet. Solyce schien das ebenso aufzufallen. „Resa, hör auf, dir Sorgen zu machen. Mir geht es gut“, redete er auf sie ein. Sie drehte den Kopf von ihm weg und ihr Atem beruhigte sich etwas.
„Was haben Sie mit ihr angestellt?“, fragte Jon leicht aufgebracht.
„Dad, hör auf! Er hat mir geholfen!“ Jon sah erschrocken zu Resa. „Warum hast du uns nie besucht?“, fragte er leise. Sie wandte den Blick ab.
„Es war gefährlich. Wir sind nicht sonderlich beliebt, weißt du? Sie haben uns auf dem Weg hierher aufgelauert.“
„Du hättest trotzdem kommen müssen!“
„Nein. Ich wäre auch heute nicht mitgekommen, wenn er nicht verletzt worden wäre.“ Sie sah besorgt auf Solyce herab. Er sah ihr nur kurz in die Augen, den Schmerz verbarg er zumindest so erfolgreich, dass Resa ihn nicht bemerkte.
Tony erkannte derweil, dass Susanna erneut Tränen in den Augen standen. „Wir haben dich so vermisst…“
„Ich habe euch auch vermisst.“ Teresas Stimme brach ab und sie musste schlucken.
„Was haltet ihr davon, wenn ihr beide euch in der Küche einen Kaffee macht?“, schlug Solyce an die beiden Frauen gewandt vor. Wortlos folgten sie dem Rat, wahrscheinlich waren sie zu durcheinander, um zu widersprechen. Susanna legte vorsichtig einen Arm um Teresa und sie verschwanden durch die Tür.
„Oh, Gott sei Dank“, stöhnte Solyce und ließ sich erschöpft zurück aufs Sofa fallen. „Ich wusste gar nicht, dass es so einfach ist, sie loszuwerden.“
Tony wusste nicht, ob er das verstehen sollte.
Unter der Hand, die Solyce auf seine Schulter presste, sickerte dunkles Blut hervor und er drückte sie fester darauf.
„Also“, sagte Jon mit bösem Unterton, „erzählen Sie mal genau, was passiert ist.“
Solyce ließ sich nicht so leicht provozieren. „Ich war gerade auf dem Weg hierher, Resa hat mich begleitet. Sie haben mich genau in dem Moment erwischt, als ich verschwinden wollte. Wäre Resa nicht zurückgekommen…“ Er verstummte kurz. „Haben Sie vielleicht ein Handtuch oder etwas Ähnliches? Ich möchte Ihr gutes Sofa nur ungern mit Blut beschmutzen.“
Tony konnte es Jon ansehen, dass er Solyce hätte leiden lassen, wenn das Sofa nicht gewesen wäre.
„Susanna, kannst du uns ein Handtuch holen?“, rief er kalt in die Küche, „aber keins von den weißen!“
Solyce sah müde aus, vielleicht, weil er so viel Blut verloren hatte, hielt sich aber angestrengt wach.
Wer hatte ihn verletzt? Und warum? Tony starrte ihn an. Wie waren er und Resa hier hergekommen? Ihr plötzliches Auftauchen erinnerte ihn an den Unbekannten.
„Jetzt sag mir endlich, warum meine Tochter auf einmal hier auftaucht!“, fuhr Jon ihn an und ließ nun auch seine Höflichkeit weg.
„Sie hat doch gerade eben schon gesagt, dass sie nicht hierher zurückkommen wollte, weil sie ansonsten ihre Familie in Gefahr gebracht hätte“, antwortete Solyce, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Was sollte sie für einen Grund haben?“ Jon war nun wirklich dabei, seine Fassung vollständig zu verlieren.
Solyce musste sich sichtlich anstrengen, seine Stimme aufrecht zu erhalten.
„Die Lage bei uns spitzt sich zu. Wir werden verfolgt, es gibt hohe
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