Schwarz und Weiss (German Edition)
Abbildungen beinahe problemlos erkennen konnte.
„Schau dir das da an“, sagte Solyce und deutete auf ein Bild direkt neben dem des Schlosses. Es zeigte das Zimmer, in dem sie alle gerade standen.
„Was ist das?“, fragte Tony durcheinander.
„Sagen wir, es sind Schlüssel zwischen den Welten. Jeder von ihnen bringt dich zu dem darauf abgebildeten Ort.“
„Wie funktionieren sie?“
„Nun…“ Solyce versuchte vergeblich, sich in eine bequemere Lage zu bringen. „Genau weiß ich es selbst nicht. Es sind insgesamt nur noch vier ihrer Maler übrig. Sie malen diese Bilder und verzaubern sie so, dass man damit springen kann.“
„Springen.“
„Ja. Ich bin ein Springer und Resa ebenfalls.“
In dem Moment, als er ihren Namen sagte, kehrte sie ins Zimmer zurück. Sie trug eine dampfende Tasse in der Hand, die sie Solyce reichte.
„Trink“, sagte sie bestimmt. Er sah sie kurz an wie ein kleines, trotziges Kind seine Mutter, nahm die Tasse dann aber doch an und trank sie mit wenigen Schlucken halb leer.
„Wo waren wir?“, fragte er dann.
„Dass du ein Springer bist“, sagte Jon kühl.
„Genau. Wie gesagt, zum Springer wird man nicht geboren, sobald du so ein Bild hast, giltst du in Philophsis als Springer. Allerdings…“ Er betrachtete seinen Schlüsselbund, „hat kaum jemand so viele wie ich...die meisten haben nur zwei, eines für den Hinweg zu einem Ort und eines für zurück. Sie sind nämlich nicht billig.“ Langsam aber sicher kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück.
„Aber in den letzten Jahren hat sich Philophsis verändert.“ Tony fuhr herum und sah in Resas schönes Gesicht. Ihre Stimme klang ruhiger und sie musterte Tony von oben bis unten.
„Verändert?“, fragte er.
„Ja. Vor wenigen Jahren noch waren die Springer angesehen und die Leute bei uns standen Schlange, um an die Bilder zu kommen. Aber von einem Tag auf den anderen wurde Jagd auf uns gemacht, wir wurden verfolgt und ermordet. Die Springer sind auf der Flucht, sie versuchen, sich zu verstecken. Zum Glück hat Solyce von Anfang an darauf bestanden, dass wir unerkannt bleiben. Niemand außer uns und euch und einer Handvoll anderer Leute weiß, dass wir springen.“ Sie sah belustigt zu Solyce. „Da hat sich dein Verfolgungswahn einmal gelohnt.“
„Resa hat mir gerade ein wenig von ihrer Zeit drüben erzählt“, sagte Susanna plötzlich zurückhaltend, „und es hört sich an, als hätte sie es wirklich gut gehabt, Jon.“
„Natürlich hatte ich das!“, rief Teresa entrüstet, „Ich kann auf mich aufpassen.“
Jon schwieg. Vermutlich würde er noch Zeit brauchen, um über alles nachzudenken. Viel Zeit. Tony wandte sich wieder an Solyce. „Warum werdet ihr verfolgt?“
Er seufzte leise. „Wahrscheinlich, weil die Philophsianer ihre Welt für sich behalten wollen. Sie verfolgen alle, die nicht von Philophsis sind, und die philophsianischen Springer, weil sie als Verräter gelten. Nur eine Handvoll Jäger hat sozusagen eine Freikarte zwischen beiden Welten, damit sie diejenigen fangen können, die hierher fliehen. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb Resa nicht hier bleiben kann.“ Er sah Jon fest in die Augen.
„Und warum kriegen wir hier nichts davon mit, dass noch eine zweite Welt existiert?“ Die Frage schien Tony momentan die wichtigste zu sein.
„Es steht in den Gesetzbüchern beider Welten, dass Geheimhaltung das oberste Gebot ist“, sagte Jon zu Tonys Überraschung, „es könnte zu einem Aufstand oder sonst was kommen und die Regierung hat Besseres zu tun.“
Tony schwirrte der Kopf von all diesen Erklärungen.
„Warum willst du ausgerechnet mich mitnehmen?“
Darauf folgte erst einmal eine lange Stille. Dann sagte Solyce: „Ich halte es für besser, dir das vorerst noch nicht zu sagen.“ Tony war ein wenig beleidigt, hielt aber den Mund.
„Wann gehen wir?“, fragte er schließlich. Alle Augen richteten sich auf ihn.
„Du willst wirklich mitkommen?“, fragte Solyce erfreut.
„Wie ich schon vorhin gesagt habe, ich habe hier absolut nichts, das mich hier hält.“
Solyce zog eine Augenbraue hoch.
„Wir müssen warten, bis Solyce wieder gesund ist“, wand Resa ein.
„Ich bin gesund“, behauptete er und klopfte sich wie zur Bestätigung auf die Schulter.
„Ein paar Tage bleiben wir hier“, bestimmte Resa.
„Am besten gehst du nicht mehr mit, Teresa“, setzte Jon an.
„Dad, ich werde mitgehen und du kannst mich nicht davon abhalten. Du hast Solyce doch
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