Schwarz und Weiss (German Edition)
hat er auch immer Tee getrunken“, murmelte Jon und schenkte der Kanne einen angewiderten Blick.
„Hör endlich auf damit!“, sagte Susanna mit leicht wütender Stimme.
„Er hat uns alle angelogen!“, zischte Jon, „wie konntest du nur gestern so ruhig mit ihm reden?“
„Vielleicht kann er Resa zurück bringen.“ Mit einem Mal sah sie einfach nur müde aus.
Jon schnaubte zweifelnd. Susanna schien genug zu haben und verließ die Küche.
Tony glaubte, ein kurzes Bedauern in Jons Gesicht erkennen zu können, aber es war sofort wieder weg.
Die Maschine neben dem Herd gab ein Piepen von sich und Jon holte die dampfende Tasse heraus und ging.
Tony war genervt. Er ließ also sein Frühstück stehen und bemühte sich dann, so lautlos wie möglich zurück ins Dachgeschoss zu gelangen.
Dort angekommen riss er erst einmal das Fenster auf und eine kleine Pfütze Regenwasser ergoss sich hinein. Es hätte nicht schlimmer kommen können.
Mittlerweile kümmerte es Tony nicht mehr, was Solyce mit ihm vorhatte. Hauptsache, er würde ihn so weit wie möglich von hier weg bringen. Seufzend suchte er nach etwas, mit dem er das Wasser wegwischen konnte. Hinter dem Schrank fand er einen alten, stinkenden Lappen, den er angeekelt auf die Lache warf, wo er sich sofort vollsog. Anschließend packte Tony ihn an der Ecke und schleuderte ihn aus dem Fenster in den Regen, bevor er es schnell wieder schloss.
Er starrte gelangweilt aus dem Fenster. Wenn er wenigstens eine Zeitung oder etwas Ähnliches hätte, womit er sich die Zeit vertreiben konnte, bis Solyce zurückkam. Er wollte sich gerade ein verstaubtes Buch aus dem Regal neben sich holen, als sich vor dem Fenster etwas bewegte. Ein großes, graues Auto bog in die Einfahrt und parkte vor dem Haus. Jon kam aus dem Haus gelaufen und unterhielt sich kurz mit dem Fahrer, der sich nicht die Mühe machte, auszusteigen.
Das Auto fuhr wieder davon und Jon rannte die letzten Meter zurück zur Tür, die er aufschloss, wobei ihm der Schlüssel erst einmal in den Dreck fiel. Er verschwand schließlich aus Tonys Blickfeld.
Das war wohl das einzig Spannende, das er hier erleben konnte. Noch weniger als das aber gefiel Tony die Tatsache, dass Solyce ihn ohne jegliche Informationen hier zurück gelassen hatte ohne erwähnt zu haben, wann er zurückkehren würde.
Tony war sauer. Er wollte sich nicht herumschubsen lassen wie ein kleines Kind und darauf warten, dass ihm alles erzählt wurde. Also beschloss er, sich etwas umzusehen, und zwar am besten draußen in der Stadt. Kurz fragte er sich, wie er am Unauffälligsten das Haus verlassen könnte, als sein Blick auf das Fenster fiel.
Ich bin im dritten Stock, ich kann da nicht raus, warnte ihn sein Verstand. Trotzdem öffnete er das Fenster erneut und warf einen Blick nach unten. Seine Hoffnung, dort hinunter zu kommen, löste sich sofort in Luft auf.
„Ja, das würde ich lassen.“ Die Stimme hinter ihm ließ Tony zusammenfahren. „Keine Angst, ich bin es nur“, sagte die Stimme wieder und der Unbekannte trat in sein Blickfeld. „Schön, dich wieder zu sehen.“ Er sah genauso aus wie beim letzten Mal, aber er musste sich einen neuen Mantel zugelegt haben, schließlich hatte er den vorigen Tony gegeben.
„Wie bist du...“, fing Tony an, fand aber nicht die richtigen Worte.
„Ist doch egal, oder? Freust du dich nicht, mich zu sehen?“, fragte der Unbekannte gekränkt durch seine Maske hindurch.
„Ich weiß nicht“, sagte Tony misstrauisch, „ich weiß nicht gerade viel über dich. Nicht einmal dein Aussehen zeigst du mir.“
„Niemand weiß, wie ich aussehe, und wenn ich niemand sage, meine ich es auch.“ Er drehte den Kopf in Richtung Fenster.
Tony gab sich damit zufrieden. „Solyce hat schon erzählt, dass du nicht gerade viel redest“, sagte er beiläufig.
„Der kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist“, meinte der Unbekannte ungerührt.
Sie schwiegen eine Weile. „Woher kennt ihr euch?“, fragte Tony schließlich.
„Sagen wir, ich kenne ihn schon sehr lange.“
„Woher kommt er?“
Der Unbekannte lachte. „Du nutzt mich aus, um an Informationen zu kommen...“
„Natürlich“, sagte Tony beleidigt, „würdest du es anders machen?“
„Wahrscheinlich nicht.“ Er überlegte kurz. „Ich habe das aber gar nicht nötig.“
„Können wir aufhören damit?“, fragte Tony genervt, „sagst du mir, warum du hier bist oder nicht?“
„Du hast doch mit dem Thema angefangen...ich weiß nicht genau,
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