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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition)
Autoren: Sam Carey
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der Unbekannte im Chor. Die Frau schenkte ihnen einen abfälligen Blick, bevor sie sich ihren anderen Gästen zuwandte.
    „Ist das langweilig hier“, stöhnte der Unbekannte und zog einige ärgerliche Blicke auf sich. Unter anderem den von Tony. „Du hättest ja nicht mitkommen müssen.“
    Der Unbekannte schnaubte. „Komm, wir fragen die da“, sagte er dann energisch und deutete auf einen runden Tisch in der Ecke, an der fünf bullige Männer mit griesgrämigen Gesichtern saßen und ein Kartenspiel spielten.
    Tony hatte den Eindruck, dass der Unbekannte ihn ärgern wollte. Zuerst wollte er gar nicht erst herein gehen und jetzt zog er selbst die Befragung durch, und das ausgerechnet bei den wohl schlimmsten Menschen, die es in der Stadt gab.
    Der Unbekannte hatte kein Glück. Er wurde ausgelacht und dabei auch noch fast verprügelt, weil er sich weigerte, wieder zu gehen. Das schien ihm sogar Spaß zu machen, aber letzten Endes winkte er Tony zu sich und ging dann doch zum nächsten Tisch und sie versuchten, ein Gespräch zu beginnen.
    Das Ganze ging über eine Stunde, dann hatte der Unbekannte endgültig die Nase voll. „Lass uns gehen.“ Und er verließ die Bar, ohne auf Tonys Antwort zu warten. Draußen holte Tony ihn ein.
    „Ich habe dir doch gesagt, dass die nichts wissen“, meinte der Unbekannte, „unfreundliche Menschen.“
    Tony war verstimmt. Er hatte gehofft, wenigstens eine einzige Antwort auf seine vielen Fragen zu bekommen und war gründlich enttäuscht worden. Es war reine Zeitverschwendung gewesen.
    Draußen war es kalt, obwohl es noch früh am Tag war.
    „Sollen wir zurückgehen?“, wollte der Unbekannte wissen.
    Tony ging nicht darauf ein und sah sich auf den leeren Straßen um. „Hier muss doch irgendjemand sein!“
    „Offenbar nicht“, antwortete der Unbekannte, „hast du meine Frage gehört?“
    „Nein“, behauptete Tony stur und beachtete ihn nicht weiter.
    Der Unbekannte ließ ein Husten hören.
    „Jetzt hast du dich erkältet“, meinte Tony ohne Bedauern.
    „So ein Unsinn. Was hast du eigentlich gegen mich?“
    „Warum sagst du mir nicht, wer du bist?“
    „Ich kann es nicht“, kam die Antwort.
    „Du kannst nicht, oder du willst nicht?“, fragte Tony, „ach, spar dir die Antwort. Gehen wir wieder.“
    „Gute Idee!“, rief der Unbekannte erfreut und sie machten sich auf den Rückweg.
    Der Rückweg verlief noch stiller als der Hinweg. Sie wechselten nicht einmal ein paar Worte. Als sie wieder vor dem Haus standen, sagte der Unbekannte: „Ich kann nicht mit herein.“
    „Warum nicht?“, fragte Tony verständnislos.
    „Ich kann es einfach nicht. Und es wäre besser, wenn du auch nicht erzählst, dass ich hier war.“ Er zwinkerte, winkte kurz zum Abschied und verschwand dann im Wald.
    Tony schüttelte verwirrt den Kopf und klingelte. Susanna würde ganz und gar nicht begeistert sein, ihn hier draußen zu sehen.
    Entgegen seiner Erwartungen öffnete nicht Susanna, sondern Jon die Tür. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass Tony draußen gewesen war, er stellte nicht einmal Fragen. Er machte nur die Tür auf, sah Tony und ging wieder. Tony musste sich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren und folgte Jon ins Wohnzimmer.
    Jon gesellte sich dort zu Susanna, die schweigend in einer Ecke stand, die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Resa ist nicht tot“, flüsterte Susanna. Ihre Augen waren rot und geschwollen.
    Tony vermutete, dass sie sich gestritten hatten und wollte so leise wie möglich verschwinden, um ihre Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken.
    Jon wollte ihm ganz offensichtlich etwas hinterherrufen, wurde aber von einem lauten Knall übertönt. Tony fuhr erschrocken herum und sie alle starrten sich entsetzt an. Jon beherrschte sich als erster wieder und begann, zu sprechen.
    „Wo bist du gewesen?“
    „Ich war draußen“, antwortete Tony und bereitete sich schon auf eine lange Rede vor, aber Jon brummte nur und ließ ihn in Ruhe.
    In der Küche schepperte es und Susannas Katze, die auf dem Sofa lag, ließ ein verärgertes Fauchen hören.
    „Ich geh nachschauen, was runtergefallen ist...“, murmelte Susanna, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Sie verließ das Zimmer und Jon wollte nun doch anfangen, einen Vortrag zu halten, als ein Schrei aus der Küche drang.
    „Susanna?“, rief er laut. Er bekam keine Antwort, es schepperte nur ein weiteres Mal.
    Jon stürzte in Richtung Küche, Tony folgte ihm, so schnell er konnte, und hätte
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