Schwarz
antwortete Birou. »Wenn man schon so lange wie ich auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfungarbeitet, liegt es in der Natur der Sache, dass man sich ein riesiges Netz von Kontakten schafft. Informationen finden dann zwangsläufig den Weg zu mir.«
»Von jetzt an informierst du mich persönlich, sobald du etwas Neues hörst.«
Birou bemühte sich, ein Lächeln zu unterdrücken. »Ich habe allerdings auch eine bedauerliche Nachricht, dieser Raketenkonflikt hat unter den UN-Mitarbeitern ein neues Opfer gefordert. In Helsinki hat mein Persönlicher Assistent Leo Kara, der über die Ereignisse in Khartoum berichtet hatte, Selbstmord begangen. Einen Teil der Verantwortung dafür muss ich auf mich nehmen, ich wusste nämlich, dass Kara … Probleme hat. Seine Familie ereilte vor Jahren ein tragisches Schicksal, und seitdem hatte er mit psychischen Problemen zu kämpfen. Vielleicht habe ich einen Fehler begangen, als ich ihn eingestellt habe, aber ich wollte dem Mann noch eine Chance geben.«
Der Generalsekretär sah verwundert aus. »Unsinn, du hast dem Mann sicher einen großen Gefallen getan. Du hast mit dem Job sein Selbstvertrauen gestärkt. Finde heraus, wer der nächste Angehörige ist, wir kondolieren in der üblichen Form. Und hoffen wir, dass dies die letzte Trauernachricht ist.«
Birou antwortete nicht. Karas Selbstmord hatte schon all seine Hoffnungen erfüllt.
***
Jukka Ukkola stand neben dem fast eins siebzig großen Markus Virta vor der offenen Tür des Zimmers 882 im Hotel »Vaakuna«. Für sie war kein Platz in dem kleinen Kabuff, in dem schon zwei Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen mit ihren Utensilien hantierten.
Der eine Techniker sammelte mit Faserklebeband und Pinzette Proben ein, und der andere filmte das Zimmer und die mit nummerierten Schildern markierten Beweisstücke mit einer Videokamera. Die hellen Neonleuchten strahlten Wärme ab.
»Wir hatten Glück. Diese Räume wurden erst kürzlich saniert und werden mit ziemlich wirkungsvollen Mitteln saubergemacht. Inmanchen Hotelzimmern kann man die Fingerabdrücke von Dutzenden, ja sogar Hunderten Menschen finden«, erklärte einer der Techniker.
»Der Computer enthält eine kurze Selbstmordnachricht, ein paar Worte, er bittet um Entschuldigung und schreibt, dass er es nicht mehr aushält und so weiter, das Übliche halt«, sagte Markus Virta, der vor Ukkola eingetroffen war. Er musste den Kopf neigen, um Ukkolas Gesicht zu sehen.
»Gibt es irgendetwas, was gegen einen Selbstmord sprechen würde?«, fragte Ukkola die Techniker.
»Nun macht mal keine Hektik, das braucht alles seine Zeit«, antwortete der dickere der beiden Männer und ging dabei ins Badezimmer.
Markus Virta holte sich aus dem Zimmer einen Stuhl, setzte sich und wandte sich Ukkola zu. »Dieser Fall Mettälä wirkt irgendwie merkwürdig.«
»Für einen Polizisten mit deinen Geistesgaben wirken alle Fälle merkwürdig«, dachte Ukkola, sagte aber: »Ich höre.«
»In Mettäläs Haus fand sich nichts, was uns helfen würde. Es kommt einem fast so vor, als hätte jemand kurz vor Mettäläs Tod die ganze Bude … gesäubert. Oder gleich danach.«
»Auf Ermittlungen in diese Richtung Zeit zu verwenden ist sinnlos, wenn nun mal nichts gegen einen Selbstmord spricht. Vor allem, da der Mann an unheilbarem Krebs litt …« Ukkola verstummte, als der Techniker, der das Bad untersucht hatte, im Hotelzimmer erschien. Er hielt mit der Pinzette triumphierend ein Stück Papier hoch.
»Wissen die Herren Inspektoren, was
Kaishaku-nin
bedeutet? Das Wort steht auf diesem Zettel.«
Virta blickte wieder zu Ukkola hinauf, er wusste von dessen Interesse für Japan wie jeder Kollege, der in seinem Zimmer gewesen war.
»Keine Ahnung«, sagte Ukkola. »Das kann alles Mögliche bedeuten, Leo Kara war ein echter Wirrkopf.«
»Versuchen wir doch herauszufinden, ob Kara den Zettel geschrieben hat und sich Fingerabdrücke darauf finden«, schlug Virta vor. »Vielleicht muss auch dieser Fall ein wenig untersucht werden.«
Ukkola wollte schon den Mund aufmachen, aber im letzten Augenblick wurde ihm klar, dass es besser war zu schweigen. Virta hatte eine ganz richtige Schlussfolgerung gezogen. Das war der dritte Mord von Sibirtek in Finnland und die dritte Warnung an ihn.
Kaishaku-nin
bedeutete Helfer. Seine Aufgabe war es, einen Samurai, der den traditionellen Seppuku-Selbstmord beging, zu enthaupten. Damit sich das Ritual nicht zu lange hinzog und zu schmerzhaft wurde. Oder wenn der Samurai
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