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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Datenanalytiker im britischen Nachrichtendienst MI5. Du bist nicht verheiratet, hast keine Kinder und besitzt seit 2003 sowohl die britische als auch die finnische Staatsbürgerschaft.«
    »Weshalb habt ihr in meiner Vergangenheit herumgewühlt, verdammt noch mal? Begreifst du nicht, dass ich mit einem UN-Man dat hier bin!«, brüllte Kara wutentbrannt.
    Baabas beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch eine Handbreit von dem Karas entfernt war. »Sie sind anscheinend ein äußerst aggressiver Mensch. Und noch dazu dumm, denn Sie wissen nicht, was gut oder schlecht für Sie ist. Sie greifen einen Oberst des
Al-amn al-ijabi
an und reißen dann hier auch noch das Maul auf.«
    Bei Kara brannte die Sicherung durch, er knallte seine gefesselten Hände auf den Metalltisch und setzte an, etwas zu sagen, doch Baabas’ Faust machte seine Absichten mit einem Schlag zunichte.
    »Erzählen Sie von Ihrem heutigen Treffen mit Ewan Taylor«, befahl der sudanesische Oberst und zündete sich eine Zigarette an.
    Wie konnten sie das wissen, wunderte sich Kara und spürte den basischen Blutgeschmack im Mund. Er hob instinktiv die Hand, um auf seine Uhr zu schauen, aber die Handschellen verhinderten das. »Wir wollten uns um fünf in Omdurman treffen, aber Ewan ist nicht aufgetaucht.«
    »Sie behaupten also, Sie wären heute nicht in Taylors Wohnung gewesen?«
    »Ich behaupte das nicht, sondern es ist so.«
    Baabas saß fast eine Minute schweigend und bewegungslos da. »Warum wollten Sie sich heute mit ihm treffen? Was macht Ewan Taylor in Khartoum?«
    »Vielleicht hätte ich das längst von Ewan erfahren, wenn ihr Clowns mich nicht überfallen hättet«, erwiderte Kara, ohne groß zu überlegen. Er konnte sich einfach nicht beherrschen, obwohl er wusste, dass es besser wäre, den Oberst des
Al-amn al-ijabi
nicht noch mehr zu verärgern. Nur gut, dass er Handschellen trug.
    Diesmal reagierte Baabas nicht genervt mit der Faust, und auch das Schweigen dauerte nur eine halbe Minute. »Ewan Taylor wurde heute Nachmittag in seiner Wohnung umgebracht.«
    Kara starrte den Sudanesen ungläubig an, als warte er darauf, dass der Oberst schallend lachte und sagte, das sei nur ein Scherz gewesen. Er war perplex und schockiert und bekam kein Wort heraus. Plötzlich sah er Ewans Sohn Oliver vor sich.
    »Dank eines anonymen Hinweises konnten wir kurz nach seinem Tod am Tatort sein. Oder vielleicht beschreibt das Wort Hinrichtung das Ende von Ewan Taylor treffender. Wir wissen, dass Sie und Taylor sich zur Tatzeit getroffen haben.«
    »Was zum Teufel willst du damit andeuten? Ich bin den ganzen Nachmittag in Khartoum und Omdurman herumgelaufen. Wir waren um fünf verabredet, Ewan hatte vorher noch irgendein wichtiges Treffen …« Kara hörte sich aggressiv an, sah aber eher verwirrt aus.
    »Können Sie das beweisen?«
    »Natürlich nicht, wer kann denn schon …«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte Baabas und beugte sich vor. »Dies hier haben wir in Taylors Wohnung gefunden.« Er drückte seine Zigarette auf dem Tisch aus und legte einen schwarzen Taschenkalender neben die Kippe.
    »Die einzige Eintragung in Taylors Kalender für diesen Tag lautet: ›Leo Kara, 17:00 Uhr‹.«
    Kara konnte an nichts anderes denken als an den einen Satz des Obersts:
Ewan Taylor wurde heute umgebracht
. Log dieses Arschloch mit dem steifen Hals? Als er den amüsierten Blick des Sudanesen sah, wäre er vor Wut fast in die Luft gegangen.
    »Du Idiot verdächtigst doch wohl nicht ernsthaft mich? Ewan Taylor ist mein Freund, mein Schulkamerad, wir haben uns schon vor zwanzig Jahren kennengelernt, sein Sohn ist mein Patenkind. Überleg doch mal: Ewan ist Experte des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung und wird im Sudan getötet. Du weißt sehr gut, dass dein Land weltweit eine der schlimmsten Brutstätten von Kriminellen und Terroristen ist. Da finden sich doch sicher ziemlich viele Leute, die als Mörder mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit in Frage kommen als ich. Angesichts der Ereignisse der letzten Jahre in Darfur sollte man annehmen, dass es hier in der Gegend eher ein Überangebot an fanatischen Killern gibt.«
    Baabas klopfte die Asche von der Zigarette auf den Fußboden, erblieb ganz gelassen, seine Entscheidung war gefallen. Dieser überhebliche Ausländer würde Khartoum nicht lebend verlassen. »Ich mag Sie nicht, Kara. Wenn Sie nicht UN-Mitarbeiter wären, dann würde ich die Wahrheit innerhalb weniger Stunden aus Ihnen herausquetschen,

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