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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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rieb sich die Schläfen. »Die Gewissheit, dass Osman hinter den Raketenanschlägen stand, haben die Briten wahrscheinlich erhalten, als er zu dem Treffen mit Gaddafi flog. Weiß der Oberst, warum Osman Gaddafi gerade jetzt, so kurz vor dem zweiten Raketenanschlag, treffen wollte?«
    Für Baabas war das Tempo, in dem eine Enthüllung auf die andere folgte, zu hoch. Jetzt musste er sich genau überlegen, was er sagte. »Über Gaddafis Rolle habe ich nichts gehört.«
    Der General wirkte überrascht. »Oberst Gaddafi hat den ganzenVertrag über den Staatenbund zwischen allen fünfundzwanzig islamischen Staaten ausgehandelt. Osman brauchte einen Vermittler, er konnte nicht selbst in Afrika herumfliegen und die Staatschefs dafür gewinnen, ihre Bodenschätze zu nationalisieren und den Westen aus ihren Ländern rauszuwerfen. Für Gaddafi war das kein Problem, er reiste mal in seiner Eigenschaft als Präsident der Afrikanischen Union und mal, um angeblich Geld für seine Stiftung zu sammeln, für den Internationalen Wohltätigkeitsfonds, der seinen Namen trägt.«
    Der Blick von Baabas verriet, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon der General sprach. »Ich sollte klären, wie viel man im Westen von Osmans Plan weiß. Ich bin gerade auf dem Weg zum … Verhör eines UN-Mitarbeiters, der möglicherweise weiß …«
    General al-Nuri stand auf und wies in Richtung Tür. »Mach deine Arbeit weiter, vielleicht ist das Spiel noch nicht verloren. Von jetzt an berichtest du mir. Wenn der Plan gelingt, wird man sich an Rashid Osman als den größten Helden aller Zeiten im islamischen Afrika erinnern. Er hat die islamischen Staaten Afrikas das erste Mal vereint.«
    »Und ich bin schuld an seinem Tod«, dachte Baabas, als er den General verließ.
    Er konnte nur an eins denken, an den Mann, der ihn zum Narren gehalten hatte und verantwortlich dafür war, dass er Osmans Plan ruiniert hatte. Leo Kara.
    Als Baabas in der Eingangshalle den Soldaten erblickte, der Kara bewachen sollte, schlug seine Verwirrung in Wut um. Der Soldat war allein. Baabas zog die Eisenstange aus seinem Hosenbund.
    ***
    Clive Grover saß auf dem Besucherstuhl und starrte vor sich hin wie das Horusauge, Betha Gilmartin überprüfte immer wieder ihren Pulsmesser. Sie hatten beide eben eine Zusammenfassung des Gesprächs von Rashid Osman und Muammar Gaddafi in der libyschen Wüste gelesen und warteten nun auf den Rückruf des Premierministers. Ihre geröteten Augen und die immer tiefer werdenden Stirnfalten waren das äußere Zeichen für die Last der Verantwortung, fürAngst und Müdigkeit. Die UNO, die ganze Welt hatte ihnen die Verantwortung für die Aufklärung des Raketenultimatums übertragen. Nun schien von Minute zu Minute sicherer, dass sie scheitern würden.
    Das Telefon klingelte. Betha Gilmartin atmete tief ein und wieder aus, schaltete den Lautsprecher an und meldete sich.
    »Hier ist der Premierminister, Sie haben meiner Sekretärin vorhin gesagt, Sie hätten dringende Neuigkeiten.«
    »Kein einziger Mensch kennt den Standort aller vier noch nicht gestarteten Raketen«, sagte Betha Gilmartin.
    Grover beugte sich weiter vor zum Telefon. »Nur ein Mensch kann den Raketenanschlag morgen früh annullieren, aber wir wissen nicht, niemand weiß, wer es ist.«
    Betha Gilmartin ergriff wieder das Wort. »Wir müssten die Staatschefs von dreiundzwanzig afrikanischen Ländern entführen, um zu erfahren, wer von ihnen imstande ist, den Start der Rakete in vierzehn Stunden abzusagen. Das ist nicht …«
    Der Premierminister unterbrach sie: »Wie ist das möglich?«
    »Rashid Osmans Plan ist genial. Die an der Verschwörung Beteiligten haben sich auf dem Gipfel der Afrikanischen Union im Januar kurz in einem Raum versammelt und unter sich fünf Mann ausgelost, von denen jeder Kontakt jeweils nur zu einem Raketenkommando aufnehmen und einen Anschlag absagen kann. Niemand weiß, welche fünf Staatschefs ein ›Gewinnlos‹ gezogen haben.«
    In der Leitung wurde es still, es dauerte lange, bis der britische Premierminister etwas sagte. »Der morgige Raketenanschlag ist also unausweichlich.«
    Betha beugte sich näher ans Telefon. »Die totale Katastrophe kann vielleicht noch verhindert werden. Osman und Gaddafi wissen, wohin die Rakete fliegen soll. Das Ziel des Anschlags ließe sich noch rechtzeitig evakuieren.«
    »Erst einmal müssen Sie herausfinden, was das Ziel ist«, erwiderte der Premierminister.

33
    Sonntag, 10. Mai
    In Kapstadt war von Kühle und

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