Schwarz
ihre Gastgeberin Saara Lukkari, die Leiterin der Abteilung für Gegenspionage. Sie gaben sich die Hand.
»Der Tag heute ist bei uns ziemlich hektisch«, sagte Saara Lukkari und geleitete ihren Gast in das Besprechungszimmer der dritten Etage. Ein Kachelofen, ein ovaler Beratungstisch und Parkettfußboden; der Raum in dem Jugendstilhaus könnte auch einer der großen Anwaltskanzleien im Stadtzentrum gehören, fand Kati Soisalo.
»Ist es dir recht, wenn wir uns zunächst ganz inoffiziell unterhalten?« Saara Lukkari deutete mit fragender Miene auf die Thermoskanne und die Keksschale. Kati Soisalo nickte.
Nachdem Saara Lukkari ihrem Gast Kaffee eingeschenkt hatte, beugte sie sich vor und faltete die Hände auf dem lackierten Tisch. Ihre vom Sport gestählten Arme spannten den Stoff des viel zu engen Hemdes.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte Kati Soisalo und reichte ihr die Kopien der Sibirtek betreffenden E-Mails von Ukkolas Computern. Dann erzählte sie in einem Zug so gut wie alles, was sie, Leo Kara und Paranoid über Sibirtek herausgefunden hatten, und gab auch Henri Pohjalas Informationen über das »Kabinett« weiter. Ihren Besuch in Ukkolas Haus und Paranoids Dateneinbrüche erwähnte sie natürlich nicht.
Saara Lukkaris Gesichtsausdruck veränderte sich während des Berichts, erst wirkte sie interessiert, dann überrascht und schließlich besorgt.
»Ich habe versucht, aus all dem für mich eine Art Resümee zu ziehen: Erst die sowjetischen und später die russischen Nachrichtendienste haben seit den sechziger Jahren finnische Unternehmenschefs, Politiker … einflussreiche Persönlichkeiten aus allen Bereichen angeworben und tun es heute immer noch. Diese einflussreichen Personen oder zumindest die wichtigsten von ihnen haben sich in einer … Gruppe organisiert, die sich ›Kabinett‹ nennt. Dieses ›Kabinett‹ steuert von den wichtigsten gesellschaftlichen Positionen aus die Entscheidungen, die in Finnland getroffen werden, und empfängt seine Befehle direkt von der Spitze Russlands, von Putins Verwaltung – von den Silowiki.«
Saara Lukkari pochte mit ihrem Stift auf den Tisch. »Deine Geschichte ist logisch, interessant und mehr als besorgniserregend. Sie trifft bestimmt auch in vieler Hinsicht zu. Unser Ex-Chef Jussi Ketonen hält es auch für möglich, dass an entscheidenden Stellen in Finnland eine Art Clique agiert, die von Russland aus gesteuert wird und äußerst einflussreich ist. Aber als Juristin verstehst du sicher, was unser Problem ist?«
Kati Soisalo schaute sie erstaunt an.
»Du hast keinerlei Beweise für die Existenz dieses ›Kabinetts‹. Nicht einen einzigen, überhaupt nichts. Mettälä, Forslund und Pohjala können mit Sibirtek und undurchsichtigen, vielleicht sogar illegalen Waffengeschäften in Verbindung gebracht werden. Aber auf der Grundlage dessen, was ich von der KRP erfahren habe, ist der Tscheche namens Viktor Hofman der Einzige, der …«
»Und Ukkolas E-Mails und die Unterlagen in seinem Safe?«
Saara Lukkari gab ein kurzes Schnauben von sich. »Du hast gesagt, dass du die Verträge von Fennica, Wartsala-Tech und Finnsteel kopiert hast. Du besitzt also Beweise einzig und allein gegen die drei Firmen, die von den Behörden ohnehin schon untersucht werden. Und die volle Verantwortung für alle drei Fälle hat Viktor Hofman übernommen.«
Kati Soisalo konnte kaum glauben, was sie da hörte. »Ich habedoch gesagt, dass es jede Menge Verträge waren. Ukkola hat sie aus dem Safe herausgeholt, nachdem der …«
»Wie bist du übrigens an Ukkolas E-Mails gekommen? Und an die Unterlagen in seinem Safe?«, fragte Saara Lukkari streng.
Kati Soisalo antwortete nicht auf die Fragen, sondern fuhr fort. »Ihr werdet doch nun in dieser Angelegenheit, also zum ›Kabinett‹, Ermittlungen aufnehmen, oder? Wir wissen doch schon, dass zumindest Forslund, Pohjala, Ukkola und einer der Präsidenten zum ›Kabinett‹ gehörten und …«
»Na also, zumindest die Präsidenten sollte man hier nicht mit hineinziehen. Du hast doch gesagt, dass Pohjala mitten im Satz abbrach, gerade als er dabei war, von einem Präsidenten zu reden. Pohjala könnte auf einen ausländischen Firmen- oder Staatschef angespielt haben oder …«
Kati Soisalo war bestürzt. »Aber ihr müsst doch diesen gesamten Komplex untersuchen …« Sollte alles unter den Teppich gekehrt werden? Saara Lukkari war doch nicht etwa selbst in diese Sache verwickelt?
»Wir haben ganz einfach keinerlei
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