Schwarz
Beweise für das von Pohjala erwähnte ›Kabinett‹, wir haben nichts außer seinem Wort, und auch das nur über dich. Und in diesen E-Mails von Ukkola findet sich nichts, was ihn mit Straftaten in Zusammenhang bringen würde«, erwiderte Saara Lukkari und hielt die Blätter hoch, auch sie schien langsam frustriert. »Nimm es mir nicht übel, ich zweifle nicht an deinem Bericht, aber auf seiner Grundlage ist es der SUPO nicht möglich, richtige Ermittlungen aufzunehmen. Ich kann natürlich Nachforschungen anstellen und …«
Saara Lukkari fuhr in ihrer Verteidigungsrede fort, aber Kati Soisalo hörte nicht mehr hin. Sie wusste bereits, dass sie Jukka Ukkola nicht vernichten konnte. Die Tortur würde weitergehen, bis einer von ihnen beiden die Grenze überschritt …
***
Die leidenden Kinder auf den trostlosen Plakaten an der Wand ihrer Kanzlei schauten Kati Soisalo noch vorwurfsvoller an als sonst. So düster und leer war ihr das Leben schon lange nicht mehr vorgekommen.Sie hatte es nicht geschafft, von Henri Pohjala genügend Beweise für die Schuld Jukka Ukkolas zu erhalten. Und am schlimmsten war, dass man Pohjala wahrscheinlich wegen ihres Besuchs umgebracht hatte. Leo Karas und Paranoids ganze Arbeit, all ihre Ermittlungen der letzten Wochen schienen im Sande zu verlaufen.
Völlig unvermittelt sah sie auf einmal Vilma vor sich, so alt hatte sie sich das Mädchen noch nie vorgestellt. Vilma saß am Küchentisch und malte mit Wasserfarben, ihr Gesichtsausdruck war konzentriert, die Zungenspitze lugte zwischen den Lippen hervor. Vilma schien ungefähr fünf Jahre alt zu sein, sähe sie in dem Alter so aus? Das würde sie niemals erfahren. Kati Soisalo konnte nichts gegen diese Bilder in ihrem Kopf tun, sie kamen und gingen, wie sie wollten.
Das Telefon klingelte, aber sie hatte keine Lust ranzugehen, wer etwas von ihr wollte, sollte eine Nachricht hinterlassen.
»Hier ist Leo Kara …«
Sie stürzte zum Telefon und hob ab, während Kara noch seine Nachricht aufsprach.
»Ich habe gehört, was in Kapstadt passiert ist. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich dazu überredet habe, dorthinzufliegen«, sagte Kara, man hörte, dass er es aufrichtig meinte.
»Die Kugel mit meinem Namen hat mich um ein paar Zentimeter verfehlt«, antwortete Kati Soisalo.
Kara erzählte alles von seiner Reise in den Sudan und von dem Mörder namens Manas. Dann war Kati Soisalo an der Reihe und berichtete über Henri Pohjalas Enthüllungen und die abweisende Haltung der Sicherheitspolizei.
»Wir können nichts weiter tun, als den Behörden zu erzählen, was wir wissen. Wir sind nicht imstande, sie zu zwingen, Ermittlungen einzuleiten.« Auch Kara hörte sich enttäuscht an.
Sie unterhielten sich noch eine halbe Stunde und beschlossen, gemeinsam ein Fazit zu ziehen und eine Zusammenfassung zu schreiben, sobald sie sich von den Anstrengungen und den schockierenden Erlebnissen der letzten Tage erholt hätten. Kara empfand es als angenehm, dass Kati Soisalo ihm auf diese Weise noch ein wenig erhalten blieb.
»Schickst du mir eine Rechnung?«, sagte er schließlich noch kurz.
Kati Soisalo lachte. »Aber natürlich. Einen Teil davon könntest du jedoch bezahlen, indem du mit dem Personalchef des UNODC redest. Ich möchte wissen, wie ich bei euch Arbeit bekommen könnte.«
»Ist es dir recht, wenn ich mich melde, sobald ich wieder nach Finnland komme?«, fragte Kara. »Wir könnten auch mal abends essen gehen. Ich habe mich vermutlich noch gar nicht richtig bei dir dafür bedankt, dass du mir in der Papierfabrik das Leben gerettet hast.«
»Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt«, erwiderte Kati Soisalo und legte auf. Sie wollte gerade auf das Sofa zurückkehren, um weiter im Selbstmitleid zu schwelgen, da wurde der Schlüssel ins Schloss gesteckt. Das würde sie nicht länger ertragen, in ihrem Inneren stieg die Wut hoch wie Magma. Sie griff nach einem Elefanten, einem Briefbeschwerer, der auf dem Schreibtisch stand, und warf mit dem schweren Metallklumpen nach Jukka Ukkola, als er hereinkam.
»Du hast wohl Hitzewallungen? Warum nur können Frauen nicht elegant und in Würde alt werden so wie wir Männer?« Ukkola grinste und wirkte, wenn das überhaupt möglich war, noch selbstsicherer als sonst.
»Du kannst mir gratulieren. Der Leiter der KRP weiß wenigstens, was gut ist. Neulamaa hat heute beschlossen, mich zum neuen stellvertretenden Leiter zu ernennen.«
»Schön zu hören, dass es dir gut geht. So ein angenehmer,
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