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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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für den Sudan von Nachteil war? Was passierte, wenn Taylor illegale Waffenkäufe der sudanesischen Armee in China oder Russland untersucht hatte?
    Plötzlich wurde er auf ein großes schwarzes Auto aufmerksam, das hundert Meter vom Gästehaus entfernt am Straßenrand stand. Es war zu weit weg, um das Nummernschild entziffern zu können. Im selben Augenblick, als Baabas sich in Bewegung setzte und auf das Auto zuging, wurde der Motor angelassen.

4
    Freitag, 24. April
    Die belebende Wirkung des kalten Wassers verschwand schlagartig, als Leo Kara aus der Duschkabine in die brütende Hitze des Gästezimmers trat. Man sollte annehmen, dass die UNO es sich leisten konnte, in ihrem sudanesischen Hauptquartier eine anständige Klimaanlage zu installieren, aber weit gefehlt. Die gegen die drückenden vierzig Grad ankämpfende Anlage produzierte mehr Lärm als kühle Luft. Er warf im Spiegel einen Blick auf sein verletztes Bein und wunderte sich, dass ihm der Oberschenkel nicht noch mehr weh tat, immerhin zog sich der blaue Fleck fast über die ganze linke Gesäßhälfte.
    In seinem Schädel war alles so gespannt wie ein Abschleppseil, obwohl er mittags lange geschlafen hatte. Der Einbruch in Ewans Wohnung ging ihm ständig durch den Kopf. Er hatte sich einer Straftat schuldig gemacht, die einer der willkürlichsten Geheimdienste der Welt,
Al-amn al-ijabi,
untersuchen würde. Aber was sein musste, das musste sein, er wollte die Ursache für Ewans Tod herausfinden, das war er seinem Freund schuldig. Sonst würden die sudanesischen Behörden den Mord entweder vergessen oder auf dem Basar von Omdurman einen kleinen Taschendieb schnappen und aufhängen oder steinigen lassen, nur um die UN und die britische Regierung zu besänftigen. Der Sudan war fast jedes Jahr das afrikanische Land, in dem die Todesstrafe am häufigsten verhängt wurde.
    Mit einem Blick auf die Uhr stellte Kara überrascht fest, dass er den Witwenmacher Ruslan Sokolow schon in zwei Stunden treffen würde, um vier Uhr nachmittags. Es war höchste Zeit, Ewans Informationsquellen anzurufen, Kati Soisalo und Katarina Kraus. Doch es meldeten sich nur zwei Anrufbeantworter. Kara bat beide Frauen, umgehend Verbindung mit ihm aufzunehmen.
    Ein Telefongespräch stand noch aus, jetzt würde er endlich Helenanrufen. Das war seine Pflicht, und er hatte es schon zu lange hinausgeschoben. Wovor hatte er wohl mehr Angst, vor der Begegnung mit dem Witwenmacher oder dem Gespräch mit Ewans Frau? Hoffentlich schlug Helen ihm nicht vor, mit Oliver zu sprechen. Er wollte seinem fünfjährigen Patenkind nicht sagen, dass sein Vater gestorben war.
    Helen Taylor meldete sich mit leiser Stimme, und Kara war überrascht, dass er die Trauer bereits in einem einzigen Wort spüren konnte. Er hatte einen Kloß im Hals und musste schlucken.
    »Hast du es schon erfahren, das UNODC hat wohl angerufen?«, fragte er.
    »Ein Mensch, den ich noch nie gesehen habe, hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass mein Mann in Khartoum ermordet worden ist. Weißt du etwas darüber? Stimmt das? Weshalb sollte Ewan …
    »Es ist wahr, leider.«
    Helen brach in Tränen aus. »Wie … warum hat man Ewan umgebracht?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Kara. »Aber ich will es herausfinden. Das kannst du Oliver versprechen.«
    In der Leitung wurde es für einen Augenblick ganz still. »Wusstest du, dass Ewan, wenn er auf Dienstreise ging, Oliver immer genau erklärt hat, wohin er fuhr und wann er zurückkommen würde?«, sagte Helen mit erstickter Stimme.
    »Ewan war im Umgang mit Kindern ein Naturtalent«, bestätigte Kara.
    »An dem Morgen, als Ewan in den Sudan geflogen ist, war Oliver zum Impfen. Ich hatte vergessen, den Termin im Kalender einzutragen, so konnte Ewan seinem Sohn nicht erzählen, wohin seine Reise ging.« Helen brach erneut in Tränen aus.
    Kara ließ sie in Ruhe weinen und wechselte dann das Thema. »Falls ich zum Begräbnis nicht erscheine, vergibst du mir diese Sünde? Ich versuche nach besten Kräften zu klären, was mit Ewan passiert ist, und das gelingt am ehesten jetzt, da die Spuren noch frisch sind.«
    Helen ermunterte ihn, mit seinen Nachforschungen weiterzumachen.
    Kara bemühte sich zwanzig Minuten lang, Helen zu trösten, sie sprachen über vergangene Zeiten, und es klang so, als würde Ewans Dienstreise nur etwas länger dauern. Sie erinnerten sich an ihre gemeinsamen Urlaube und an Olivers Geburtstagsfeiern und lachten sogar darüber, wie Leo im Laufe der Jahre bei den

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