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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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heiligte die Mittel. Er würde die Führung des UNODC über das an Kara überwiesene Blutgeld und seine Haare in Taylors Wohnung informieren.
    Letztlich war es ihm ja egal, wer den internationalen Steckbrief für Kara besorgte.
    ***
    Es war schon kurz vor Mittag, als Kara die U-Bahn-Station Kaisermühlen verließ und in das grelle Tageslicht trat. Er bereute es, dass er nach dem Film »Pierrepoint« schwach geworden war und bis in die frühen Morgenstunden in Erinnerungen gekramt und Linie gebechert hatte. Nun kam ihm die Welt noch düsterer vor als sonst.
    Der Sonnenschein vertrug sich schlecht mit den Kopfschmerzen, zum Glück brauchte er von der U-Bahn-Station bis zum Haupteingang des Vienna International Centre nur ein paar Sekunden. Er winkte dem schottischen Wachmann zu, den er kannte, legte seine Ausweiskarte auf das Lesegerät am Mitarbeitereingang, ging durch das Drehkreuz und betrat den Innenhof der UNO-City. Ein Fahnenkreis umschloss einen prächtigen riesengroßen Springbrunnen. Dahinter stand das zylinderförmige Kongressgebäude, das von sechs Hochhäusern aus Beton und Glas umgeben war, deren Grundrisse an ein Ypsilon erinnerten. Irgendwo dröhnte es, und Bohrmaschinen ratterten. Die Asbestsanierung des Beton- und Glasdschungels aus den siebziger Jahren dauerte schon eine Ewigkeit. Neben dem UNODC hatten auch viele andere UN-Einrichtungen hier ihr Quartier.
    Kara betrat das Foyer des Hauses E, ging zum Aufzug und fuhr in die 13. Etage. Gilbert Birous stets griesgrämig dreinschauende Sekretärinbedeutete ihm hineinzugehen, und Kara setzte sich auf den Besucherstuhl seines Vorgesetzten, der ihn hinter seinem Schreibtisch wütend anstarrte. Die Stimmung wirkte eisig, wie immer, wenn er und Birou sich trafen.
    »Nadelstreifenanzug, gelbe Krawatte, Brille mit Goldfassung, Pomade im Haar, feist und faul – nichts hat sich geändert«, dachte Kara. Gilbert Birou kleidete und verhielt sich wie ein Metronom – verlässlich, eintönig und voraussehbar.
    »Du kommst zu spät. Ich bin schließlich der Generaldirektor des UNODC und habe auch noch anderes zu tun, als auf dich zu warten«, schnauzte Birou und schaute Kara noch eine Weile unverwandt an, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
    »Eine schöne Armbanduhr.« Kara hatte Birous Neuanschaffung bemerkt.
    »Eine Patek Philippe Gondola. Die beste ihrer Art«, prahlte der Generaldirektor.
    Kara bemühte sich, keine Miene zu verziehen, Birous Spruch »die beste ihrer Art« kannte man schon im ganzen UNODC.
    »Ich habe deinen Bericht bekommen«, sagte Birou. »Demnach hast du nicht die geringste Ahnung, wie Ewan Taylor gestorben ist.«
    »Durch Schüsse«, erwiderte Kara kurz angebunden. Es brauchte nicht viel, um ihn zu reizen, und Birous unausstehliches Verhalten wirkte schnell ansteckend.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass du zwei Wochen Urlaub machen kannst. Er wird nicht von deinem Jahresurlaub abgezogen. Ich dachte, du hast nach den Ereignissen in Khartoum ein wenig außerplanmäßige Erholung verdient.«
    Kara stand auf und stützte sich mit den Fäusten auf Birous Schreibtisch. »Ich habe eine Reise nach Finnland verdient. Hast du schon vergessen, was wir vereinbart haben?«
    Birous Selbstsicherheit schwand. »Die Ermittlungen zu diesen Raketen liegen jetzt in den Händen von Fachleuten, es ist lächerlich, wenn du dir einbildest, du könntest etwas herausfinden …«
    »Der Witwenmacher hat die Raketenteile im Auftrag von irgendjemandem in den Sudan bringen lassen, und dieser Auftraggeber muss eine Verbindung zu Fennica, dem finnischen Produzenten desSteuerungssystems Globeguide, haben. Wer die Rakete bestellt hat, muss Globeguide kennen, es wird ja wohl niemand ein völlig unbekanntes Gerät …«
    Birou lachte kurz und fingerte nervös an seiner Armbanduhr herum. »Du bist mein Persönlicher Assistent, ein ganz normaler Büroangestellter und nicht irgendein …«
    Kara schlug mit der Faust auf Birous Schreibtisch. »Dieser Auftraggeber hat mit Fennica Geschäfte gemacht und kennt Globeguide. Die Liste solcher Kunden ist sicher nicht lang, und ich will sie mir beschaffen.«
    Der Generaldirektor richtete den Oberkörper auf und senkte die Stimme. »Das UNODC darf nicht noch tiefer in diese verworrene Geschichte hineingezogen werden, das würde nur Probleme mit sich bringen. Ist dir klar, Kara, dass ich es nicht nötig habe, mit dir über meine Entscheidungen zu diskutieren?«
    »Ist dir klar, Birou, dass ich dein Geheimnis kenne? Du hast mich

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