Schwarz
normales Wohnhaus aus. Eine Möwe schrie, und in der Fredrikinkatu quietschte eine Straßenbahn. Er klingelte, passierte die schmale Holztür und stand im Windfang. Die Panzerglastür ging auf, und Kara betrat den kleinen Vorraum. Er meldete sich beim Diensthabenden an, der ihm eine Besucherkarte gab und die zweite Panzerglastür zu einem schönen Treppenhaus aus der Zeit um 1890 öffnete.
»Saara Lukkari. Leiterin der Abteilung für Gegenspionage imOperativen Bereich«, sagte die junge Hauptkommissarin, die im Foyer wartete. Ihr enges T-Shirt betonte die Formen ihres trainierten Körpers. Kara war überrascht, hier eine gutaussehende Frau anzutreffen. Sie gingen am Metalldetektor und Durchleuchtungsgerät vorbei und fuhren mit dem Aufzug in die zweite Etage, wo Saara Lukkari ihn zu ihrem Büro führte und die Tür aufschloss.
»Du wolltest mit mir über Fennica und Globeguide sprechen, obwohl die Hauptverantwortung für die Ermittlungen zu Fennica bei der KRP liegt.« Saara Lukkari kam sofort zur Sache.
»Aber die SUPO ist für die Untersuchung der Industriespionage in Finnland zuständig, oder? Ich möchte wissen, wie es möglich ist, dass die Prototypen von Globeguide gestohlen wurden. Wer hat sie sich angeeignet? Jemand muss von ihnen gewusst haben, ihre … technischen Details gekannt haben. Wie könnte sonst jemand Verwendung für sie haben?« Kara wählte seine Worte mit Bedacht, denn er wollte nicht verraten, dass man in der Rakete, die auf den UN-Komplex in Kenia abgefeuert worden war, das Globeguide-System gefunden hatte. Er wusste nicht, wie viele Fakten der SIS in seiner Bitte um Amtshilfe preisgegeben hatte. Wahrscheinlich das übliche Maß – also möglichst wenig.
Saara Lukkari runzelte die Augenbrauen. »Solltest du nicht, bevor du hierherkommst, zur KRP gehen? Hat man dir dort nichts über die … Umstände des Verschwindens von Globeguide gesagt?«
»Dieses Treffen lief nicht sehr gut. Der Chef der Hauptabteilung Jukka Ukkola wirkte ziemlich angespannt.«
»Das überrascht mich jetzt aber wirklich«, erwiderte Saara Lukkari lachend und setzte zu einem Kommentar an. Doch dann legte sie die Hände auf ihre festen Oberarmmuskeln und dachte einen Augenblick nach. »Hier in Finnland laufen noch in einer zweiten Angelegenheit Ermittlungen zu illegalen Rüstungsgeschäften. Die KRP vermutet, dass ein Waffenprodukt, das die Hightech-Abteilung eines großen Industriekonzerns entwickelt hat, in einen Staat geliefert wurde, der … einem Waffenembargo unterliegt.«
»Wann?«, fragte Kara.
»Vor etwa einem Monat. Die KRP ist auch für die Ermittlungen in diesem Fall zuständig. In Finnland verschwinden zur gleichen Zeitzwei Hightech-Waffenerzeugnisse. Da braucht man kein Kernphysikerdiplom, um zu kapieren, dass diese Fälle irgendwie zusammenhängen. Vor allem, weil eine russische Firma anscheinend an der Entwicklung dieser beiden Produkte beteiligt war. Vielleicht nur als Investor, das weiß man noch nicht, die Ermittlungen stehen in der Hinsicht erst am Anfang. Ich darf dir das sagen, weil wir uns beim SIS erkundigt haben, ob du zuverlässig bist.«
»Habt ihr den Verdacht der Industriespionage?«, fragte Kara.
Saara Lukkari kaute einen Augenblick auf der Unterlippe, bevor sie antwortete. »Möglich ist es. Wie du selbst geschlussfolgert hast, muss der Dieb die Merkmale von Globeguide genau gekannt haben. Warum hätte er sonst gerade dieses Gerät stehlen wollen?«
»Russland?«
»Vorzugsweise. Tradition verpflichtet«, erwiderte Saara Lukkari und lächelte. »Der finnische Rüstungssektor war in der letzten Zeit wiederholt das Ziel elektronischer Spionage und von Attacken aus dem Internet, hauptsächlich vonseiten der Russen und Chinesen. Der SVR und der GRU Russlands haben, um es vorsichtig zu formulieren, große Erfahrung mit Aktivitäten in Finnland. Der SVR versucht immer noch, auch verlässliche Kontakte … Leute innerhalb finnischer Firmen anzuwerben.«
Kara überlegte sich noch seine nächste Frage, als Lukkari fortfuhr.
»Natürlich gibt es auch eine legale Zusammenarbeit finnischer Waffenhersteller mit den Russen.«
Kara hatte das Gefühl, dass Saara Lukkari etwas andeuten wollte.
»Zusammenarbeit?«
»Viele finnische Firmen unterhalten noch aus sowjetischen Zeiten … äußerst enge Beziehungen zu Partnern hinter der Ostgrenze.«
»Meinst du Fennica und dieses andere Unternehmen, gegen das polizeiliche Ermittlungen laufen?«
»Wenn du mehr über die Zusammenarbeit finnischer
Weitere Kostenlose Bücher