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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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anzugreifen: diplomatische Vertretungen, Unternehmensfilialen, Hilfsorganisationen … Daran ist an sich nichts Besonderes, aber es sieht so aus, als würde Nazir in seinen Schriften gerade die UNO ganz erbittert kritisieren und …«
    »Das ist alles?«
    »Nazir wird mit dem Bombenanschlag 2007 in Algerien in Verbindung gebracht, bei dem siebzehn UN-Mitarbeiter getötet wurden«, erwiderte Grover verärgert, weil er ständig unterbrochen wurde. »Ebenso mit dem Bombenanschlag auf das Hauptquartier der UN in Bagdad im August 2003, bei dem zweiundzwanzig Menschen getötet wurden, darunter der Chef des UNHCR, der Hohe Flüchtlingskommissar der UN.«
    Betha Gilmartin beugte sich weit vor. »In Verbindung gebracht … aber wie? Du bist mit deinen Informationen so knausrig wie ein Teenager.«
    »Nazirs Aufsätze, in denen er die Anschläge von Algerien und Bagdad feiert, erschienen im Internet praktisch zum selben Zeitpunk, als die Anschläge ausgeführt wurden.«
    Betha Gilmartin war erfreut und bemerkte zugleich, dass sie in Wallung geriet, jetzt musste sie achtgeben, ihr Puls durfte nicht zusehr steigen … »Lass die Schleimspur dieses Wurms Nazir von einer besonders großen und kompetenten Truppe untersuchen. War sonst noch was?«
    Grover seufzte tief. »Die Signalaufklärung, die elektronische Aufklärung, die Personenaufklärung, die Bildaufklärung … Hunderte Menschen gehen pausenlos jede Information durch, die auch nur ansatzweise mit dem Raketenanschlag zusammenhängen könnte: E-Mails, das Internet, Satellitenfotos … Außerdem werden Agenten der Nachrichtendienste, Kontaktpersonen und Illegale ausgefragt. Aber wir tappen völlig im Dunkeln. Über den Witwenmacher kommt man an niemanden heran, und wir kennen nicht einen einzigen Namen einer Organisation oder eines Menschen, die hinter dem Raketenanschlag oder dem Ultimatum stecken.«
    »Bis zum nächsten Anschlag haben wir noch über sieben Tage Zeit«, erwiderte Betha Gilmartin, um ihren Kollegen aufzumuntern.
    Doch der schüttelte den Kopf: »Das reicht nicht. Laut Berechnung schafft es niemand, dieses Durcheinander rechtzeitig aufzuklären.«
    »So ein Quatsch, keiner kann so etwas berechnen. Die Maschinerie der Aufklärungsdienste ist heutzutage so groß und effizient, dass mit ein wenig Glück innerhalb weniger Stunden eine Lösung gefunden werden kann.«
    »Zumindest wissen wir, dass hinter dem Raketenanschlag nur ein paar Leute stecken, höchstens eine Handvoll. Sonst hätten wir schon irgendeinen Zipfel zu fassen gekriegt.«
    Betha Gilmartin hatte sich bereits erhoben, als ihr noch eine Frage einfiel, die mit Leo Kara zusammenhing. »Und die Ereignisse in Khartoum, ist dazu etwas Neues aufgetaucht?«
    »Herr Hofman, der Kunde von Katarina Kraus, scheint verschwunden zu sein. Kraus behauptet, dass sie nichts über Hofmans Background weiß, und dasselbe sagen auch ihre Vorgesetzten. Niemand will die Verantwortung dafür übernehmen, dass Hofman Kunde der SDC wurde. Wir haben ein paar Bilder des Mannes von den Aufzeichnungen der Überwachungskameras in der Firma bekommen und in der ganzen Welt verteilt, er wird überall gesucht. Hofman hat der UNO den Hinweis auf das Raketenprojekt des Witwenmachersgegeben. Er wusste schon vor dem Anschlag in Kenia von den Raketen.«
    Betha Gilmartin sah zufrieden aus. »Gut. Wir schütteln alle Bäume und schauen mal, was runterfällt.«
    ***
    Nach dem Essen der Mitglieder des Sicherheitsrates, dessen Gastgeber Blaise Zongo, der Ministerpräsident von Burkina Faso, gewesen war, fuhr der UN-Generalsekretär in seinem Dienstwagen zur zeitweiligen UN-Vertretung der USA, obwohl sie in unmittelbarer Nähe der UN-Gebäude lag. Die Security-Leute ließen ihn auf den Straßen von Manhattan keinen Schritt zu Fuß gehen. Der Frühling erstrahlte in voller Pracht, sogar die Kirschbäume blühten. Der Generalsekretär versuchte dem Anblick des Durcheinanders von Autos, Menschen und Leuchtreklamen zu entrinnen, indem er jeder Pflanze hinterherschaute, die am Fenster vorbeihuschte. Ein schlechter Ersatz für einen Spaziergang im Park.
    Der magere, kleine Mann glich, wie er da auf dem Rücksitz hockte, einem leeren Sack. Er fühlte sich schwach und machtlos. Schon seit fünfunddreißig Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt damit, dass er Krisensituationen durchlebte und sie löste. Er hatte sich an den Tod von Kollegen bei Anschlägen gegen Gebäude oder Mitarbeiter der UN gewöhnt, aber nun wurde seine Organisation zum ersten

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