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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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finnischen Unternehmen besetzten, insbesondere in Banken, Baufirmen, in der Waffenindustrie und in Werften. Sehr hilfreich war es dabei für die Sowjetunion, dass in Finnland Politiker Mitglied in Verwaltungsgremien von Großunternehmen sein können. Der KGB hatte so viele seiner Leute in finnischen Firmen, dass binnen kurzem etliche von ihnen zwangsläufig in Schlüsselpositionen der Gesellschaft aufrückten.«
    Ketonen rülpste gedämpft, wischte sich das Fett von den Mundwinkeln, als er die Braumeisterschnitte gegessen hatte, und machte sich dann über sein Pfeffersteak her. »Doch kehren wir zur Geschichte des Bosses zurück. 1981 gewährte die Sowjetunion zehn Unternehmen die große Ehre, eine eigene Vertretung in Moskau zu eröffnen. Es waren der Sowjetunion wohlgesonnene, zuverlässige und vom KGB überprüfte Unternehmen: jeweils eine Firma aus Norwegen, Frankreich, Spanien, Italien, aus der Schweiz und aus den Niederlanden sowie vier finnische Unternehmen, darunter Fennica und Wartsala. Die Sowjetunion befahl ihren vom KGB beherrschten Außenhandelsorganisationen Lenfintorg, Rasnoeksport und Eksportles ganz einfach, bei diesen Kooperationsunternehmen jährlich für Millionen Rubel Erzeugnisse einzukaufen.«
    Ketonen unterbrach seinen Bericht, um seine Hosenträger weiter zu machen, und fluchte leise, als ihm klar wurde, dass kein Spielraum mehr bestand. »Alles, was die Sowjetunion an Waffen, Waren und Geldern heimlich ihren Freunden und terroristischen Regierungen überall in der Welt oder in Länder, die UN-Sanktionen unterlagen, liefern wollte, wurde ab 1981 über diese … Kooperationsunternehmen verteilt. Sie verkauften Kriegsmaterial und andere Technik nach Libyen, Angola, Namibia, Kuba, Palästina … nahezu an alle, die es wünschten. Diese Unternehmen besorgten die ganzen undurchsichtigen Geschäfte, mit denen die Sowjetunion offiziell nichts zu tun haben wollte.«
    »Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind schon zwanzig Jahre vergangen, ist denn nicht …«, begann Kati Soisalo, aber Ketonen hob die Gabel hoch zum Zeichen dafür, dass die Geschichte noch weiterging.
    »So begann die Zusammenarbeit, und der KGB achtete natürlichgenau darauf, dass seine Interessen gewahrt wurden, er hatte einen oder mehrere eigene finnische Vertreter in allen vier finnischen Kooperationsunternehmen. Ein Teil von ihnen wirkt weiter in Führungspositionen des finnischen Geschäftslebens. Und man darf nicht vergessen, dass in den Vorständen ziemlich vieler finnischer Waffenunternehmen ehemalige Politiker sitzen. Einen Teil von ihnen hat der KGB in der Hand. Auch von Fennica gehören dem Staat knapp zehn Prozent. Denkt mal drüber nach.«
    Einen Augenblick lang verdaute Kara die Informationen. »Kennst du ein Unternehmen namens Sibirtek?«
    Ketonen überlegte, was er sagen sollte. »Sibirtek und Russland, das ist das Gleiche. Besser kann ich das nicht beantworten. Sibirtek ist kein Unternehmen, keine Stiftung und eigentlich auch nichts anderes, es hat keine Geschäftsstellen und keine Mitarbeiter, und trotzdem verwaltet es Millionen Euro und handelt in Finnland große Verträge aus. Ich würde tippen, dass es ein Projekt oder Programm ist, das durch eine interne Entscheidung eines russischen Ministeriums oder einer Behörde ins Leben gerufen wurde.«
    Kati Soisalo hatte sich Ketonens Geschichte still und konzentriert angehört. »Du hast am Anfang gesagt, dass dieser Boss nicht Otto Mettälä war. Wer ist es dann?«
    »Das müsst ihr selbst herausfinden. Eins kann ich jedoch sagen: Dieser Boss ist der einzige mir bekannte Mensch, der euch die ganze Wahrheit über Sibirtek erzählen kann. Die Suche nach ihm sollte bei Pertti Forslund, dem Generaldirektor von Wartsala, beginnen.«
    »Warum erzählst du uns das alles?«, fragte Kara und verfolgte staunend, wie Ketonen das letzte Stück seines Steaks in den Mund schob und dabei schon nach der Karte mit den Nachspeisen griff.
    Ketonens Miene wurde ernst. »Aus persönlichen Gründen. Man hat mir von den neunziger Jahren an bis zu meiner Pensionierung verboten, ernsthaft gegen Sibirtek und bestimmte finnische Unternehmen zu ermitteln. Die Fangarme von Sibirtek reichen überallhin: in die politischen Parteien, in die Ministerien und die Streitkräfte, in Unternehmen, ja sogar bis in die Polizei. Ich möchte, dass die Wahrheit herauskommt, bevor ich das Zeitliche segne.«

18
    Montag, 4. Mai
    Am Montagnachmittag um halb zwei liefen auf der Fußgängerpromenade am

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