Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -
die medizinische Ausrüstung für die Zehn-Mann-Gruppe, die er im Notfall benutzen würde, hat er weit hinten auf dem Fahrzeug gelassen – sonst würde ihr Gewicht zusätzlich zu seinem System ein Vorankommen bei diesen Witterungsbedingungen unmöglich machen. Er kniet neben den beiden Kameraden nieder und versucht, mit dem Display seine Koordinaten festzustellen, um über Funk Unterstützung anzufordern. Dazu braucht er den Stift, der ihm erneut aus der Hand gleitet, da es ihm wichtiger war, seine dicken Handschuhe wieder anzuziehen. Während er so mit sich und seiner Ausrüstung kämpft, befinden sich seine Soldaten im Gefecht. Irgendwann schafft er es, während seine beiden Kameraden neben ihm ohne medizinische Versorgung um ihr Leben kämpfen, mit dem wiedergefundenen Stift das Display so zu bedienen, dass er weiß, wo er sich genau befindet. Und er nimmt endlich Funkverbindung auf zu seinem Fahrzeug, das als Relaisstation zur Verfügung steht. Da hört er über Funk nur, dass die Verbindung schlecht sei und das wohl an den schwachen Batterien liegen müsse, die der Witterung wegen nicht gerade gut arbeiten. Es bleibt ihm nur die Möglichkeit, mit all seinen Soldaten schnellstmöglich von dort zu verschwinden. Da das Gewicht des Systems den Abtransport der beiden Verwundeten extrem verzögert, entschließt er sich, große Teile ihrer fragwürdigen Ausrüstung einfach wegzuwerfen. Das Problem ist nur: Er kann das nicht. Würde er das tun, müsste die Munition und alles weitere, was für den Kampf benötigt wird, auch zurückgelassen werden, weil der Inhalt der Taschen mit dem System in der neuen Weste in Verbindung steht. Also müssen er und seine Soldaten die verwundeten Kameraden von dort wegschaffen, so wie sie sind. Das heißt, jeweils vier Kameraden tragen einen Verwundeten; es gibt aber zwei Verwundete, und so wird der Abtransport ziemlich schwierig, da ja während des Transports auch noch gekämpft werden muss. Wie diese Situation ausgeht, ist ziemlich absehbar – keiner möchte wohl in der Haut eines dieser Infanteristen der Zukunft stecken! Bei Tests mit diesem System erfanden die Soldaten schnell eine eigene Auflösung für das Kürzel IdZ : I nkompetenz d enkt z uviel!
Unterm Strich ist anzunehmen, dass wohl einige Herren in der Führungsebene von Politik, Militär, aber auch Industrie zu viele Zukunftsfilme gesehen haben. Was deutsche Truppen bis in jüngster Zeit ausgezeichnet hat, war auch ohne großartige Computerspiele möglich. Das heißt nicht, dass man sich der Zukunft verschließen sollte; aber ein System wie IdZ birgt mehr Gefahren für den Soldaten selbst sowie für die mit ihm verbündeten Einsatzkräfte, als es nützt.
Die Rechnung über solch nachweislich verschwendetes Geld aber zahlen wir alle, die Steuerzahler mit mühsam verdientem Geld, die Soldaten nicht selten mit dem Leben. Denn solange die Politik Gelder, die für unsere Soldaten benötigt werden, durch Fehlplanungen oder in Altverträgen weiter unnütz ausgibt, fördert sie unterschwellig die Tatsache, dass sich Soldaten mit ungenügender Ausrüstung schlecht geschützt Gefahren aussetzen müssen, die auch ihren Tod bedeuten können.
Beim Thema Schutz darf ein Waffensystem nicht unerwähnt bleiben, das unsere Koalitionspartner in Afghanistan täglich einsetzen und das aus deutscher Waffenschmiede stammt. Die Bundeswehr hat es in ausreichender Anzahl in deutschen Kasernen stehen und auch der neue Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus hat es für unsere Soldaten, die im Einsatz sind, gefordert. Die Rede ist vom
Kampfpanzer Leopard 2 .
Diese Forderung wurde abgelehnt, da angeblich die Brücken in der Region Kundus unter dem Gewicht des Fahrzeuges einbrechen würden. Ein fadenscheiniges Argument.
Denn erstens: Andere Nationen fahren in dieser Region mit genau diesem Panzer tagtäglich über dortige Brücken.
Und zweitens: Der Verteidigungsminister hat Brückenlegepanzer in die Gegend beordert, also müsste das Problem aller Brücken eigentlich gelöst sein.
Die Beurteilung des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, dass eine bessere Ausrüstung den Tod so manches Soldaten nicht verhindert hätte, ist nur eine wohlfeile Halbwahrheit – einige Soldaten hätten jedenfalls mit Sicherheit im Leopard 2 Kampfpanzer überlebt. Das ist die andere Hälfte der Halbwahrheit!
Der neue Wehrbeauftragte erntete für seine Forderung nach Leopard 2 Kampfpanzern für Kundus massive Kritik bis hin zum Spott, und sogar die
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