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Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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in der Vorkriegs- und Kriegszeit, Geschäfte mit beiden Kriegsparteien zu machen, sowohl mit den Achsenmächten als auch mit den Alliierten. Dazu dienten in Luxemburg die Fa. Grolux und in der Schweiz die Fa. Profima S.A., über die im November 1941 der Banco Sudameris, ein Komplex von acht selbstständigen Bankhäusern in südamerikanischen Staaten, erworben wurde. Diese Aktivität wurde von Amerikanern und Briten sehr kritisch gesehen, weil diese Bankengruppe gute Beziehungen in das faschistische Italien hatte. Ob die Unternehmen, an denen sich der Vatikan beteiligte, mit Waffen handelten oder von der Enteignung der Juden profitierten, war dem Bankier des Papstes egal. Der US -amerikanische Historiker Michael Phayer mutmaßt, dass über die Geschäftsbeziehungen des Vatikans nach Portugal – in denen es um den Handel mit kriegswichtigem Wolframcarbid ging, das die Achsenmächte dringend zur Produktion panzerbrechender Munition benötigten – auch deutsches Raubgold aus besetzten Ländern, ja sogar Zahngold, das in den Vernichtungslagern von den ermordeten Juden erbeutet worden war, in den Welthandel eingeschleust wurde. Nogara wollte Geld verdienen und dem Vatikan eine solide finanzielle Basis verschaffen, gleich welche Partei den Krieg gewinnen würde und ohne Rücksicht auf die moralische Qualität der eingesetzten Mittel.
    Ein besonders dunkles Kapitel der Ära Nogara bildet die angebliche Beihilfe des Vatikans zum Goldschmuggel der Ustascha, der kroatischen Faschistenbewegung. Nach der Entstehung des jugoslawischen Staates unter Tito nach 1945 gelang es dem Ustascha-Führer Paveli´c nicht nur, selbst in Rom Unterschlupf zu finden, er brachte einen Teil der Goldreserve mit, die das Regime dem Vorkriegs-Jugoslawien geraubt hatte. Wie viel es war, möglicherweise Münzen im Wert von 200 Millionen Schweizer Franken, und wohin der Schatz ganz oder teilweise gelangte, ob vielleicht nach Argentinien oder ob noch ein Teil in Rom liegt, ist bis heute unklar. Immer noch läuft vor dem District Court in San Francisco eine Klage von Holocaustopfern auf Herausgabe des Goldes. Gegen den Vatikan wurde die Klage abgewiesen, denn aufgrund seiner Eigenschaft als auch von den USA seit 1984 anerkannter Staat hielt sich das Gericht für unzuständig. Bei der Verteidigung gegen den Anspruch hatte der Vatikan es vermieden, Angaben zur Sache zu machen. Der Rechtsstreit wird derzeit noch gegen den Franziskanerorden wegen dessen starker Verflechtung mit dem Ustascha-Regime weitergeführt, der Ausgang ist offen. Zu Ende seiner Amtszeit im Jahr 1954 konnte Nogara seinem Nachfolger ein Vermögen übergeben, das nach seriösen Schätzungen mindestens zwei Milliarden US -Dollar umfasste. In 25 Jahren hatte es Nogara geschafft, aus dem anfangs vorhandenen Grundstock das Zwanzigfache zu machen. Der Papst war reich. Und Geld stinkt bekanntlich nicht.
     
    Aber schon fünfzehn Jahre später sah die Finanzlage des Vatikans wieder trüb aus, die Ausrichtung des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte richtig Geld gekostet – und auch Popularität bei vielen konservativen Spendern, denen die Diskussionen und Ergebnisse des Konzils nicht gefielen. Paul VI . war nicht so populär wie sein Vorgänger Johannes XXIII ., der Papst mit der herzlichen Ausstrahlung. Die Einnahmen des Heiligen Stuhls sanken. Dazu geriet das Steuerprivileg für kirchliche Unternehmensbeteiligungen, das Nogara unter Mussolini hatte durchsetzen können, ins Wanken und wurde 1963 zunächst abgeschafft. Bis 1968 hoffte der Vatikan, durch Verhandlungen mit der italienischen Regierung das Privileg aufrechtzuerhalten, war allerdings nicht erfolgreich, und Ministerpräsident Giovanni Leone, obgleich Christdemokrat, forderte die seit 1963 angefallenen Steuern ein. Die Kirche hatte damals den größten Teil ihrer Anlagen in Italien getätigt und damit enormen Einfluss auf die italienische Wirtschaft gewonnen, weite Bereiche des italienischen Bankwesens standen unter kirchlicher Kontrolle, Stahl- und Energiekonzerne, Bau- und Immobilienfirmen gehörten zum heiligen Finanzimperium. Beim Bau des neuen römischen Flughafens in Fiumicino war schon Bestechung im Spiel; sowohl beim Verkauf von Grund und Boden als auch bei den Baumaßnahmen machten Firmen in Vatikanbesitz ihre Profite. Der wirtschaftliche Einfluss der Kirche wurde politisch durch die italienischen Christdemokraten abgesichert, der entstandene Filz aus Politik- und Finanzinteressen musste zweifelhafte Charaktere geradezu

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