Schwarzbuch Kirche - Und führe uns nicht in Versuchung
Italiana und die Franklin National Bank, in Konkurs. Sindona floh in die USA . Für Erzbischof Marcinkus und Bankier Calvi war es kein Problem, sich trotz des Skandals das Vertrauen von Papst Paul VI . zu erhalten; frech erklärte der Erzbischof, die Kirche habe beim Zusammenbruch des Sindona-Konzerns nichts verloren. Das war die glatte Unwahrheit, es gab Verluste, die in einer Größenordnung von mindestens 30 Millionen Dollar lagen. Die päpstlichen Finanzverwalter bemerkten dies aber erst Jahre später. Die Banco Ambrosiano war in Sindonas Geschäfte so stark verstrickt, dass der wirtschaftliche Zusammenbruch von dessen Banken dort eine Finanzlücke von bis zu 1 , 2 Milliarden US -Dollar erzeugt hatte.
Nach dem Tod Pauls VI . am 6 . August 1978 wurde der Ernst der Lage auch größeren Kreisen der Kirchenführung bekannt; bis zuletzt hatte der Papst seine schützende Hand über die von ihm protegierten Finanzleute gehalten. Dann begann das kurze Pontifikat von Johannes Paul I ., einem Gegner des Gespanns Marcinkus-Calvi. Der neue Papst hatte sich in seinem früheren Amt als Patriarch von Venedig erbittert, aber vergeblich gegen den Verkauf von Geschäftsanteilen an der Banca Cattolica del Veneto von der Vatikanbank IOR an Calvis Banco Ambrosiano gewehrt. Doch der frühe Tod von Johannes Paul I . am 28 . September 1978 nach nur 33 -tägigem Pontifikat verhinderte zunächst jede Maßnahme hinsichtlich des Istituto per le Opere di Religione. Schnell kam das Gerücht auf, der Papst sei vergiftet worden, nachdem er Kardinal Jean Villot von seiner Absicht informiert hatte, das IOR zu reformieren. Mit dem Erzketzer Giordano Bruno ( 1548 – 1600 ) kann man dies kommentieren: »Se non è vero, è ben trovato« (»Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden«).
Calvi konnte noch eine Weile sein Treiben fortsetzen, doch der Untergang des Mailänder Bankhauses war nicht mehr aufzuhalten. Erzbischof Marcinkus und Calvi versuchten, die Banco Ambrosiano mit Geldern und einer Kreditgarantie des IOR zu retten. Diese Kreditgarantie wurde von Calvi seinen Geldgebern vorgezeigt, nicht aber ein vom gleichen Tag stammendes Papier, in dem die Banco Ambrosiano erklärte, sie werde IOR von allen Verpflichtungen aus dieser Garantie freistellen. Die Garantie war also nichts wert, sondern wohl vorsätzlich in der Absicht erstellt worden, die Gläubiger der Bank zu täuschen. Die Rettung der Banco Ambrosiano misslang schließlich, weil eine Forderung der Banca d’Italia über 1 , 3 Millarden US -Dollar nicht beglichen werden konnte. Roberto Calvi floh vor der italienischen Polizei nach London und wurde dort am 18 . Juni 1982 tot aufgefunden, erhängt unter der Black Friar’s Bridge mit Ziegelsteinen in den Taschen seiner Kleidung und 15 000 US -Dollar in bar. Zunächst ging die englische Polizei von einem Selbstmord aus, dann wurde wegen Mordes ermittelt. Der Logenmeister Licio Gelli, der Mafiaboss Giuseppe Calò und andere wurden 2005 in Rom wegen Mordes an Calvi angeklagt, aber 2007 mangels Beweisen freigesprochen.
Der Tod Calvis, des »Bankiers Gottes« wie er genannt wurde, und seine skurrilen Umstände schlugen in der internationalen Öffentlichkeit ein wie eine Bombe. Aber im Vatikan passierte – nichts. Erzbischof Marcinkus, der letzte aus dem kriminellen Trio verbliebene Vatikanbanker, denn Sindona saß ja schon in den USA im Gefängnis, durfte unter Papst Johannes Paul II . ( 1978 – 2005 ) weitermachen wie zuvor. Als hilfreich erwies sich für Marcinkus zunächst, dass der »polnische« Papst ihm gewogen war, hatte der Erzbischof doch den Transfer von vielen Millionen Dollar an die Solidarno´s´c gemanagt. Auch als Reisemanager und persönlicher Leibwächter besaß Marcinkus das Vertrauen des Papstes und vor allem ständigen Zugang zu ihm, was seine Stellung im Vatikan enorm festigte. Aber durch den Zusammenbruch der Banco Ambrosiano musste das IOR nicht nur den Wert seiner Beteiligung an der Mailänder Bank abschreiben, es drohten auch Bürgschaftsrisiken in einem Volumen bis zu 1 , 2 Milliarden Dollar, die die Existenz des Instituts ernsthaft infrage stellten. Zudem wurde die Verstrickung der Vatikanbank in die dunklen Geschäfte Sindonas offenkundig.
Dem Außenminister des Papstes, Kardinal Agostino Casaroli, auch er galt als Freimaurer, gelang mit dem neu gewählten italienischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi ein Deal. Mit Bettino Craxi stand erstmals ein Sozialist an der Spitze der italienischen
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