Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
so viele Überschüsse, wie durch Spendeneinnahmen und Verkäufe von Literatur erwirtschaftet wurden, konnte Russell auch bei seinen ausgedehnten Reisen nicht ausgeben, sodass das Vermögen der Gesellschaft beständig zunahm.
Ein Vermögen, das auch seine Nachfolger offenbar nicht gerade dazu animierte, Bescheidenheit walten zu lassen. Bezeichnend dafür ist die Aussage des seinerzeitigen WTG Rechtsberaters Covington, die dieser kurz vor seinem Tode bezüglich seiner Reisetätigkeit und den Anweisungen von Präsident Rutherford gab:
“Wir fuhren 1. Klasse; Bruder Rutherford sagte einmal zu mir: „Ich möchte, dass ihr immer, wenn ihr verreist, die 1. Klasse nehmt.“
Und das tat ich, Bruder Heath (Sekretär Rutherfords) tat es, Nathan Knorr tat es und Freddy Franz auch, unsere ganze Gruppe tat es.
Schwester. Murray: Na ja, ihr brauchtet eure Ruhe, und es war komfortabler.
Covington: Es ging nicht um Komfort, aber wir hatten das Recht dazu: ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ 162
Und dabei es ging nicht nur um die Spesenpraxis der WTG-Führung und der Erstattung von Reisekosten der ersten Klasse. Auch in anderen Bereichen des privaten Lebens gab es für Russells Nachfolger im Amte des Präsidenten, Joseph Franklin Rutherford, offenbar wenig Hemmungen, von Spendengeldern der WTG in großzügiger Weise Gebrauch zu machen.
Ein vernichtendes Zeugnis wurde ihm in dieser Hinsicht von seinem ehemaligen Zweigaufseher von Kanada und früheren langjährigen persönlichen Freund, Walter Salter, in einem offenen Brief am 1. April 1937 ausgestellt. Salter, früher ein enger Vertrauter von Rutherford, war wegen einiger Lehrpunkte, bei denen er anderer Meinung als der Präsident war, in Konflikt mit diesem geraten und war im Jahr 1936 aus diesem Grunde ausgeschlossen worden.
Der Brief 163 war eine einzige Anklage gegen Rutherford und richtete sich sowohl gegen den luxuriösen Lebensstil des Präsidenten als auch dessen Umgang mit dem Alkohol:
„Soweit es seine persönliche Unterkunft und das leibliche Wohl anbelangt, lebte Rutherford wie ein Industriebaron. In New York mietete er während der Weltwirtschaftskrise ein Appartement mit luxuriöser Möblierung, das Salter als mit Leichtigkeit US-$ 10.000 pro Jahr Wert schätzte. Nebenher hatte der Wachtturm-Präsident noch eine „palastartige Residenz“ auf Staten Island; „getarnt“ als unentbehrlich für die Radiostation WBBR der Gesellschaft.
Gleichfalls auf Staten Island unterhielt er eine kleine, abgeschlossene Residenz in den Wäldern, wo er sich selbst vor der Welt isolieren konnte.
Dann wurden auch noch teure Quartiere an einer Anzahl weiterer Orte für ihn bereitgehalten, darunter London und vor dem Aufstieg der Nazis in Magdeburg. Als ob das noch nicht genug war, begann er im Jahre 1929 mit dem Bau von Beth Sarim, einem Landhaus in San Diego, das sein Aufenthaltsort für den Winter werden sollte.
Wenn daher der Richter angeblich das Geld zum Bau von Beth Sarim auf einem fast einen halben Quadratkilometer großen Grundstück in San Diego spendete, hatte er „demütig“ die Besitzurkunde für sich selbst ausstellen lassen—als Treuhänder für David und die anderen „Fürsten“, die schon bald einen angenehmen Wohnsitz brauchen würden.
Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mit einem recht großen Gefolge von Anhängern darin zu leben—mit einem seiner zwei Sechszehnzylinder-Cadillacs, die er gemäß bekannter Zeugenüberlieferung von einem wohlhabenden Gläubigen aus Iowa als „größter Mann auf Erden“ erhalten hatte.“
Dann, nachdem er Rutherfords pompösen Lebensstil beschrieben hatte, sagte Salter mit bitterer Ironie: „Und, o Herr, er [Rutherford] ist so mutig und sein Glaube an Dich ist so groß, dass er sich hinter vier Wände zurückzieht oder sich buchstäblich mit einer bewaffneten Leibwache umgibt und seine Träume herausbrüllt . . . und schickt uns von Tür zu Tür, um dem Feind gegenüberzustehen, während er ‚von Trunk zu Trunk‘ geht und uns erzählt, wenn wir nicht gingen, würden wir vernichtet.“
Demgemäß behauptete Salter, dass er „für US-$ 60,00 pro Kiste Whisky“ für den Wachtturm-Präsidenten gekauft habe, sowie Kisten mit Brandy und anderen Likören, nicht zu reden von ungezählten Kisten Bier“, alles vom Geld der Gesellschaft.
Damit niemand denken mochte, das, was er gekauft hatte, sei für andere, stellte der ehemalige kanadische Zweigaufseher fest: „Eine Flasche Likör oder so reichte nicht; es war
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