Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
gemacht wäre, hätte jeder von den kleinen Brüdern und Schwestern 20 Pfennig gegeben, das wären bei 160 Anwesenden 32 Mark gewesen, für mich eine große Hilfe, aber die Brüder der Leitung wollten es nicht und begründeten es:
Wir sind doch kein Wohltätigkeitsverein, und außerdem ist dies auch unbiblisch. Die Bibel sagt aber doch: 1. Tim. 5:8, Hebr. 13:16, Luk. 6:33-38. Möchten dies die Brüder beherzigen, nicht nur lesen.
Als Trost empfahl man mir dann, wende dich an die Gruppe Viernheim, welche Dich ja angefordert hat. Ich tat dies aber nicht, denn nach so vielen „Liebesbeweisen“ durch die Brüder, welche sich zum Teil sogar zum Überrest zählten, war ich voll und ganz bedient. So sieht es innerhalb einer „göttlich“ bezeichneten Organisation aus.“ 172
Kein Zweifel, die viel beschworene Einheit von Brüdern in liebevoller gemeinsamer Anbetung und gegenseitiger Hilfe fand in der Praxis der Leitung der Organisation selbst wenige Jahre nach den schrecklichen und leidvollen Erfahrungen der Zeugen Jehovas während des Dritten Reichs 173 nicht statt. Damals hatten die Brüder zahlreichen Berichten zufolge über die hierarchischen Ebenen der Theokratie hinweg vorbildlich zusammengehalten, so gut es eben ging, sich gegenseitig geholfen – und wenn es sein musste - auch bis in den Tod.
Ein unübersehbarer Gegensatz zu dem Verhalten der Repräsentanten und Führer der Gesellschaft! Aber trotz der Veröffentlichung der teilweise skandalösen Zustände im Inneren der WTG in den zeitgenössischen Medien und ihren eigenen negativen Erfahrungen hielten die meisten Anhänger jedoch sowohl Russell als auch Rutherford und den ihnen nachfolgenden Präsidenten unerschütterlich die Treue. Sie ließen und lassen sich auch heute nicht durch Skandale, Fakten und die weniger schöne Realität hinter der Fassade der Wachtturmgesellschaft in ihrer Überzeugung irritieren.
Sie sehen auch diese Dinge offenbar mit ihrem „geistigen Auge“. Mit dem besonderen Auge des Glaubens und einer Erwartungshaltung, mit der man unwillkommene Realitäten ausblenden und durch eine Wunschvorstellung ersetzen kann.
Dann, aber auch nur dann, können sie die Fiktion einer unfehlbaren und vollkommenen Wachtturmgesellschaft, einer bewährten und treuen Dienerin des einzig wahren Gottes, erblicken. Einer Wachtturmgesellschaft, der man sein absolutes Vertrauen schenken kann, die immer die Wahrheit verlautbart und der man notfalls sogar das eigene Leben anvertrauen kann. Einer Gesellschaft, die vom Geist Gottes geleitet, dem Vorbild von Jesus Christus folgt und der alle schlechten Dinge wesensfremd sind. Die von daher auch nicht in der Lage ist, zu lügen.
Einer Wachtturmgesellschaft, die es aber in Wirklichkeit zu keinem Zeitpunkt gegeben hat und die das Stadium der bloßen Fiktion nie erfolgreich hinter sich lassen konnte. Mit der bloßen Wunschvorstellung ihrer Gefolgschaft kann – und will - die Organisation offenbar fortleben und sich weiterhin allen Reformansätzen verschließen. Aber wozu?
Was ist der eigentliche geistige Nutzen und Zweck eines zugegeben großen und weltumspannenden Werks, wenn es nicht primär um die Erfüllung der biblischen christlichen Gebote, um gelebte Bruderliebe und barmherzige Hilfe nach dem von Jesus Christus vorgelebten Beispiel geht?
Wie will eine solche Führung gegenüber dem Gott, an den sie angeblich glaubt, Rechenschaft ablegen für ihre Liebe zum Geld und zur Macht und ihren unchristlichen Praktiken im Umgang mit den vertrauensvoll zu ihr aufblickenden Menschen?
Die unbeantworteten Fragen
Das Wachstum der Gesellschaft hat sich sowohl bei den Auflagen als auch bei den Mitgliederzahlen bis in die heutige Zeit weitgehend ungebrochen fortgesetzt. Alle Kritiken, Skandale und fehlgeschlagene Prophezeiungen haben allenfalls zu kurzzeitigen Einbrüchen geführt, die die WTG aber schnell wieder durch neue weltweite Predigtkampagnen wettmachen konnte.
Die zunächst monatlich - seit 1892 vierzehntägig - erscheinende Zeitschrift „Der Wachtturm“ 174 wurde anfangs in einer Auflage von nur sechstausend Exemplaren gedruckt. Heute liegt die Auflage weltweit bei über 37 Millionen Exemplare.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Hinweis, 175 der einen begrenzten Aufschluss über die finanzielle Seite des „weltweiten Predigtwerks“ zulässt. Demnach wurden von der WTG innerhalb des Jahres 1996 Zeitschriften mit einer Gesamtauflage von über 900 Millionen Exemplaren vertrieben - eine Steigerung
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