Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
rechtliche Schritte eingeleitet, wenn die WTG bei einem kritischen, gegen sie verfassten Bericht dazu eine Chance sieht.
„Offensichtlich funktioniert dieses „Informationssystem“ für die Organisation ausgezeichnet, denn seither treten die Anwälte der Wachtturm-Gesellschaft an Verlage oder Redaktionen heran und verlangen Korrekturen resp. Verpflichtungserklärungen bei Androhung von Konventionalstrafen, wenn es in Publikationen zu unklaren, ungenauen oder falschen Darstellungen oder Aussagen von Autoren und Berichterstattern kommt.“ 227
Das ist insoweit noch kein Merkmal, das die WTG von der Scientology unterscheiden würde, da diese auf dem Mediensektor in ähnlicher Weise aktiv ist. Ein Hauptunterschied in medialer Hinsicht liegt jedoch in der Art der Selbstdarstellung.
Die Wachtturmgesellschaft, die immerhin den bemerkenswerten Schritt geschafft hat, als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Deutschland in einigen Ländern – und möglicherweise bald in der ganzen Bundesrepublik anerkannt zu werden – verfügt über eine besondere Stärke in ihrer Präsentation. Sie will als langjährig eingesessene praktizierende christliche Religionsgemeinschaft gelten, die ihren Glauben in Loyalität gegenüber dem Staat, seinen Organen und Gesetzen auch in Deutschland ausübt.
Als friedliche und gewaltfreie Bewegung, die sich von der Politik fernhalte und deren Gläubige aus diesen Gründen auch während der unseligen Ära der Nazidiktatur verfolgt worden seien. Einzig die uneigennützige Verkündigung der Guten Botschaft von Gottes Königreich stehe auf ihrer Agenda.
Und so kennt man sie auch in der Öffentlichkeit: freundlich lächelnde, zumeist ältere Frauen und Männer, die mit dem Wachtturm und ihren Erwachetzeitschriften in der Hand in der Fußgängerzone oder in Hausecken stehen oder oft genug auch vor der Haustür anzutreffen sind. Und immer die ähnliche oder gleiche Argumentation: Viel wird vom himmlischen Königreich, das seit 1914 real sei und seinen Segnungen erzählt, von einem bevorstehenden Paradies auf Erden und der Liebe Gottes für die Menschen und der Lösung aller gegenwärtigen Probleme durch ihn. Wer könnte da schon Schlimmes vermuten?
Harmlose und friedliche Zeitgenossen, die wegen ihres Auftretens und ihres stets korrekten Anzugs – Männer mit Krawatte und Frauen im langen Kleid – zumeist weniger ernst genommen, sondern eher belächelt werden. Die bei ihren Hausbesuchen mit beeindruckender Freundlichkeit, aber auch mit Nachhaltigkeit über die bedauernswerten Zustände in der Welt sprechen, um dann mehr oder weniger geschickt auf die Verheißungen der Bibel überzuleiten, so wie sie sie verstehen.
Die jedoch bei nur einigermaßen freundlicher Reaktion des Angesprochenen fast nie gehen wollen, ohne nicht noch ein Traktat oder eine andere Publikation der Wachtturmgesellschaft kostenlos anzubieten. Wenn man wolle, könne man ja im Gegenzug eine Spende für das „weltweite Königreichswerk der Zeugen Jehovas“ entrichten. Ein Hinweis, der, wenn es erst einmal so weit gekommen ist, zumeist auf eine positive Reaktion stößt und den Angesprochenen zu einer Spende veranlasst, die umgehend in einem eigens für diesen Zweck entworfenen einheitlichen Spendenkuvert verstaut wird.
Nur selten werden bei der ersten Begegnung das kurz bevorstehende Harmagedon und die erwartete Vernichtung des größten Teils der Menschheit angesprochen, da die WTG mit Recht davon ausgeht, dass diese apokalyptische Offenbarung auf die meisten Menschen eher eine abstoßende Wirkung hat. Wer würde die Nachricht von der Tötung aller Männer, Frauen und auch Kinder, die sich nicht den Zeugen Jehovas angeschlossen haben oder sogar in Opposition zu ihnen stehen, mit Gleichgültigkeit annehmen?
Darüber hinaus kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass kein Wort von der geschäftlichen Absicht und den finanziellen Hintergründen ihrer Gesellschaft fällt. Allein schon deswegen, weil der durchschnittliche Zeuge Jehovas davon keine Ahnung hat. Kein Hinweis auf den weltumspannenden milliardenschweren Mutterkonzern, die Watchtower Bible and Tract Society Inc. und die Millionenauflagen von Druckschriften, die auf diese Weise umsatzsteuerfrei unter die Abnehmer gebracht werden.
Sind sich die deutschen Politiker und Behörden eigentlich bewusst, dass sie einem – zugegeben nahezu perfekt getarnten – Konzern unter dem Deckmantel einer Religion eine öffentlich-rechtliche
Weitere Kostenlose Bücher